Die Kandidaten
mich an den Wein.«
»Sie haben für Ihre Reise nach Washington ein gutes
Wochenende ausgesucht. Die Republikaner sind gerade in der
Stadt und bereiten ihr Augusttreffen vor. Bush schmeißt heute
Abend eine Party für sie im Weißen Haus, darum müssen wir
Demokraten uns einige Zeit bedeckt halten. Aber sagen Sie mir,
wie geht es der Partei in Connecticut?«
»Auf der heutigen Sitzung haben wir unsere Kandidaten
ausgewählt. Und natürlich über die Finanzen gesprochen.«
»Werden Sie sich zur Wiederwahl stellen?«
»Ja. Das habe ich schon deutlich gemacht.«
»Man hat mir gesagt, Sie könnten auch der nächste
Fraktionsführer werden.«
»Falls Jack Swales den Job nicht will. Schließlich ist er das
dienstälteste Senatsmitglied.«
»Jack? Der lebt noch? Ich hätte schwören können, dass ich an
seiner Beerdigung teilgenommen habe. Nein, ich glaube nicht,
dass sich die Partei hinter ihn stellen wird, außer …«
»Außer?«, sagte Fletcher.
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»Außer Sie würden sich um das Amt des Gouverneurs
bewerben.«
Fletcher stellte sein Weinglas auf den Tisch, damit Al nicht
sehen konnte, wie seine Hand zitterte.
»An diese Möglichkeit müssen Sie doch schon gedacht
haben?«, meinte Al.
»Ja, in der Tat«, räumte Fletcher ein. »Aber ich ging davon
aus, dass sich die Partei hinter Larry Connick stellt.«
»Unser geschätzter Vizegouverneur«, sagte Al und zündete
seine Zigarre an. »Nein, Larry ist zwar ein guter Mann, aber er
kennt seine Grenzen. Gott sei Dank – nicht viele Politiker sind
dazu fähig. Ich habe mich letzte Woche auf der
Gouverneurskonferenz in Pittsburgh mit ihm unterhalten. Er hat
mir erzählt, dass er diesen Weg gern weiter beschreitet, aber nur,
wenn er dadurch der Partei helfen kann.«
Al zog an seiner Zigarre und genoss den Augenblick, dann
fügte er hinzu: »Nein, Fletcher, Sie sind unsere erste Wahl und
wenn Sie damit einverstanden sind, in den Ring zu steigen,
haben Sie mein Wort darauf, dass die Partei hinter Ihnen steht.
Das Letzte, was wir brauchen, ist eine Schlammschlacht unter
unseren Kandidaten.«
»Haben Sie eine Ahnung, wen die Republikaner ins Rennen
schicken werden?«, fragte Fletcher.
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass Sie mir das sagen können«,
erwiderte Al.
»Es scheint zwei ernsthafte Bewerber zu geben, die aus
verschiedenen Flügeln der Partei stammen. Zum einen Barbara
Hunter, die im Senat sitzt. Allerdings sprechen ihr Alter und ihre
Geschichte gegen sie.«
»Geschichte?«, hakte Al nach.
»Sie hat nicht gerade die Angewohnheit zu gewinnen«, sagte
Fletcher. »Obwohl sie sich im Laufe der Jahre eine starke Basis
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in der Partei aufgebaut hat. Und wie uns Nixon gezeigt hat,
nachdem er in Kalifornien verloren hatte, darf man nie
jemanden einfach so abschreiben.«
»Wen gibt es sonst noch?«
»Sagt Ihnen der Name Ralph Elliot etwas?«
»Nein«, erwiderte der Parteivorsitzende, »aber mir fiel auf,
dass er beim Essen heute Abend im Weißen Haus als Mitglied
der Delegation aus Connecticut aufgeführt ist.«
»Ja, er sitzt im Zentralkomitee und wenn er zu ihrem
Kandidaten ernannt wird, könnte der Wahlkampf ziemlich
schmutzig werden.«
»In diesem Fall ist er ebenso ein Risiko wie ein Gewinn.«
»Tja, ich kann Ihnen nur sagen, dass er ein gnadenloser
Kämpfer ist und nicht gern verliert.«
»Genau das sagt man auch über Sie«, meinte Al lächelnd.
»Sonst noch jemand?«
»Zwei oder drei andere Namen schwirren herum, aber bislang
ist noch niemand nach vorn getreten. Aber seien wir ehrlich, nur
wenige Menschen hatten vor New Hampshire von Carter
gehört.«
»Und was ist mit diesem Mann?«, fragte Al und hob die
Titelseite von Banker’s Weekly hoch.
Fletcher
starrte
die
Schlagzeile
an:
NÄCHSTER
GOUVERNEUR VON CONNECTICUT?
»Wenn Sie den Artikel lesen, Al, werden Sie feststellen, dass
er der nächste Vorstandsvorsitzende der Fairchild Bank werden
soll, falls beide Banken sich über die Bedingungen einigen
können. Ich habe die Zeitung auf dem Flug durchgeblättert.«
Al schlug die entsprechende Seite auf. »Offensichtlich haben
Sie den letzen Abschnitt übersehen«, sagte er und las ihn laut
vor.
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»› Obwohl man annimmt, dass Cartwright Murray Goldblatz
als Vorstandsvorsitzender nachfolgt, könnte diesen Job genauso
gut sein enger Freund Tom Russell übernehmen, falls der
derzeitige Geschäftsführer der Russell Bank sich entscheiden
sollte, sich als republikanischer Kandidat
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