Die Kandidaten
für das Amt des
Gouverneurs aufteilen zu lassen. ‹«
*
Annie wachte kurz nach sieben auf. »Hast du gut geschlafen,
Liebling?«, fragte sie.
»Ich konnte so gut wie kein Auge zumachen.«
»Ich habe wie ein Murmeltier geschlafen, aber ich musste mir
ja auch nicht überlegen, ob du Gouverneur werden solltest oder
nicht.«
»Warum nicht?«, fragte Fletcher.
»Weil ich denke, du solltest es versuchen, und ich verstehe gar
nicht, warum du Bedenken hast.«
Fletcher sprang aus dem Bett. »Würde es dir etwas
ausmachen, wenn wir das Frühstück ausfallen lassen und den
erstbesten Flug zurücknehmen? Ich will mit Harry reden, bevor
ich vor den Senat trete.«
Fletcher sprach auf dem Rückflug nach Hartford kaum ein
Wort. Immer wieder las er den Artikel in der Banker’s Weekly
über Nat Cartwright, den möglichen neuen Vizevorsitzenden
von Fairchild oder den nächsten Gouverneur von Connecticut.
»Was willst du Dad fragen?«, erkundigte sich Annie, als ihr
Flugzeug über dem Bradley Airport kreiste.
»Als Erstes: Bin ich zu jung?«
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»Wie Al schon sagte, gibt es bereits einen Gouverneur, der
jünger ist als du, und zwei im selben Alter.«
»Zweite Frage. Wie schätzt er meine Chancen ein?«
»Das wird er erst beantworten, wenn er weiß, gegen wen du
antreten musst.«
»Drittens: Bin ich zu diesem Job fähig?«
»Ich weiß, wie er auf diese Frage antworten wird, weil ich das
bereits mit ihm besprochen habe.«
Es war ein klarer Herbstmorgen, als Senator Davenport in der
Stadt eintraf. Er beschloss, die Strecke am Capitol vorbei zum
Krankenhaus zu fahren.
Als sie über den Hügel kamen, starrte Annie plötzlich aus dem
Fenster und fing an, hemmungslos zu weinen. Fletcher fuhr
sofort an den Straßenrand. Er nahm seine Frau in die Arme und
schaute über ihre Schulter zum Capitol.
Die Flagge der Vereinigten Staaten wehte auf Halbmast.
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MR GOLDBLATZ ERHOB SICH von seinem Platz in der Mitte
des Tisches und blickte auf seine vorbereitete Rede. Zu seiner
Rechten saß Nat Cartwright und zu seiner Linken Tom Russell.
Der Rest des Vorstands hatte sich in zwei Reihen hinter ihm
niedergelassen.
»Meine Damen und Herren von der Presse, es ist mir ein
großes Vergnügen, die Fusion von Fairchild und Russell
bekannt zu geben. Wir haben eine neue Bank geschaffen, die
den Namen Fairchild Russell tragen wird. Ich bleibe der
Vorstandsvorsitzende und Mr Nat Cartwright wird mein
Stellvertreter. Tom und Julia Russell gehören dem neuen
Vorstand an, Mr Wesley Jackson bleibt Geschäftsführer der
Bank. Ich kann Ihnen mitteilen, dass die Russell Bank ihr
Übernahmeangebot zurückgezogen hat. Die Besitzverhältnisse
der neuen Bank werden in naher Zukunft veröffentlicht. Und
nun stehen Ihnen Mr Cartwright und ich gern für Ihre Fragen zur
Verfügung.«
Im ganzen Saal schossen Hände in die Höhe. »Ja«, sagte der
Vorstandsvorsitzende und wies auf eine Frau in der zweiten
Reihe, mit der er die erste Frage vorab schon vereinbart hatte.
»Haben Sie immer noch die Absicht, in naher Zukunft als
Vorstandsvorsitzender zurückzutreten?«
»Ja, allerdings. Und es dürfte auf der Hand liegen, wer mein
Nachfolger wird.«
Er drehte sich zu Nat und sah ihn an, während ein anderer
Journalist rief: »Was hält denn Mr Russell davon?«
Mr Goldblatz lächelte, denn diese Frage hatten sie alle
erwartet. Er drehte sich nach links und sagte: »Vielleicht sollte
Mr Russell auf diese Frage antworten.«
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Tom lächelte den Journalisten wohlwollend an. »Es freut mich
sehr, dass die beiden führenden Banken dieses Bundesstaates
zusammengefunden haben. Und es ist mir eine Ehre, dem
Vorstand der Fairchild Russell Bank anzugehören, wenn auch
nicht geschäftsführend.« Er lächelte. »Ich hoffe sehr, dass Mr
Cartwright mich in Amt und Würden halten wird, wenn er das
Ruder übernimmt.«
»Prima
auswendig
gelernt«,
flüsterte
der
Vorstandsvorsitzende, als Tom sich wieder setzte.
Nat erhob sich rasch, um eine gleichermaßen gut formulierte
Erwiderung zu geben: »Ich werde Mr Russell auf jeden Fall im
Amt
halten,
allerdings
als
geschäftsführendes
Vorstandsmitglied.«
Goldblatz lächelte und fügte hinzu: »Ich bin sicher, das wird
niemanden überraschen, der die Entwicklung aufmerksam
verfolgt hat. Ja?« Er zeigte auf einen anderen Journalisten.
»Wird es durch diese Fusion zu Entlassungen kommen?«
»Nein«, erklärte Goldblatz. »Wir beabsichtigen, das
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