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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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man wohl sein,
    wenn man sich entschieden hat, sein Leben lang Steine einen
    Berg hinaufzurollen. Sag es niemandem, aber er ist der einzige
    Demokrat, dem ich je meine Stimme gegeben habe.«
    Nat lachte. »Du auch?«, gab er zu.
    »Was hältst du davon, wenn ich dem Vorstand vorschlage, der
    Krankenhausstiftung fünfzigtausend Dollar zu spenden?«,
    schlug Tom vor.
    »Ich wäre dagegen«, erklärte Nat. Tom wirkte überrascht.
    »Als der Senator seine Russell-Aktien verkaufte, hat er von den
    Einnahmen
    sofort
    einhunderttausend
    Dollar
    für
    das
    Krankenhaus gespendet. Wir sollten mindestens genauso viel
    geben.«

    509
    Tom nickte zustimmend und drehte sich zu Mrs Gates um, die
    auf der obersten Stufe vor der Kathedrale stand. Er würde ihr
    noch an diesem Nachmittag schreiben und einen Scheck
    beilegen. Er seufzte.
    »Schau mal, wer der Witwe gerade die Hand schüttelt.«
    Nat wirbelte herum und sah, wie Ralph Elliot die Hand von
    Martha Gates hielt. »Überrascht dich das?«, sagte er. »Ich kann
    förmlich hören, wie er säuselt, dass es ihn ungeheuer freute, als
    Harry seinem Rat folgte, seine Anteile an der Russell Bank
    verkaufte und so zum Millionär wurde.«
    »Oh mein Gott«, sagte Tom. »Du denkst schon so wie er.«
    »Das muss ich auch, wenn ich die kommenden Monate
    überleben will.«
    »Das ist doch kein Thema mehr«, wehrte Tom ab. »Alle in der
    Bank
    haben
    akzeptiert,
    dass
    du
    der
    nächste
    Vorstandsvorsitzende wirst.«
    »Ich spreche nicht vom Posten des Vorstandsvorsitzenden«,
    sagte Nat. Tom blieb vor den Stufen zur Bank stehen und sah
    seinen ältesten Freund an.
    »Wenn Ralph Elliot sich als republikanischer Kandidat für das
    Gouverneursamt aufstellen lässt, werde ich gegen ihn antreten.«
    Nat sah zur Kathedrale. »Und dieses Mal werde ich ihn
    schlagen.«

    510

42
    »MEINE DAMEN UND HERREN: Fletcher Davenport, der
    nächste Gouverneur von Connecticut.«
    Es amüsierte Fletcher, dass er schon wenige Augenblicke nach
    seiner Ernennung zum demokratischen Kandidaten überall als
    der nächste Gouverneur vorgestellt wurde – kein Hinweis auf
    einen Gegner, keine Andeutung, dass er verlieren könnte. Doch
    er erinnerte sich nur zu gut an Walter Mondale, der überall als
    der nächste Präsident der Vereinigten Staaten eingeführt worden
    war und dann als Botschafter in Tokio endete, während Ronald
    Reagan ins Weiße Haus einzog.
    Sobald Fletcher Al Brubaker angerufen hatte, um ihm zu
    bestätigen, dass er bereit war, sich aufstellen zu lassen, hatte
    sich die Parteimaschinerie umgehend hinter ihn gestellt.
    Am Ende erwies sich Fletchers einzige Gegenkandidatin als
    Kongressabgeordnete, die nie genug Schlimmes angerichtet oder
    genug Gutes getan hatte, als dass sie irgendjemandem
    aufgefallen
    wäre.
    Sobald
    Fletcher
    sie
    in
    der
    Vorausscheidungswahl im September geschlagen hatte, wurde
    sie sofort zu einer gefährlichen Gegnerin erklärt, die von dem
    eindrucksvollsten Kandidaten, den die Partei seit Jahren
    hervorgebracht hatte, vernichtend geschlagen worden war. Aber
    insgeheim war Fletcher klar, dass sie nicht viel mehr als eine
    Papiertigerin gewesen war und die eigentliche Schlacht erst
    beginnen würde, sobald die Republikaner ihren Standartenträger
    gewählt hatten.
    Obwohl Barbara Hunter so aktiv und entschlossen wie selten
    vorging, glaubte niemand ernsthaft, dass sie die Republikaner
    letzten Endes tatsächlich vertreten würde. Ralph Elliot hatte sich
    bereits die Unterstützung mehrerer Entscheidungsträger der
    Partei gesichert und wann immer er in der Öffentlichkeit oder

    511
    privat dazu Stellung nahm, kam ihm der Name seines Freundes
    – gelegentlich sogar seines engen Freundes – Ronnie locker über
    die Lippen. Aber Fletcher hörte wiederholt Gerüchte, dass es
    eine ebenso große Gruppe Republikaner gab, die nach einer
    glaubwürdigen Alternative suchten; sie drohten damit, sich
    ansonsten der Wahl zu enthalten oder sogar für den
    demokratischen Kandidaten zu stimmen. Fletcher fand es
    nervenaufreibend, darauf zu warten, wer sein Gegner werden
    würde.
    Er sah auf die Menge vor sich. Es war seine vierte Rede an
    diesem Tag und dabei war es noch nicht einmal zwölf Uhr
    mittags. Er vermisste Harry bei den sonntäglichen Mahlzeiten,
    bei denen Ideen ausgetestet und ergänzt wurden. Lucy und
    George leisteten nur zu gern ihren Beitrag, was ihn stets daran
    erinnerte, wie nachsichtig Harry gewesen war, wenn Fletcher
    mit Vorschlägen aufgewartet hatte, die der

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