Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
Herz.

    517
    Schnell wurde klar, dass Elliot bereits seit mehreren Wochen
    Wahlkampf führte, weil er hoffte, es würde ihm einen
    uneinholbaren Vorteil verschaffen, wenn er das Fundament
    baldmöglichst legte. Nat merkte rasch, dass es bei der ersten
    Vorwahl in Ipswich zwar nur um siebzehn Stimmen ging, ihre
    Bedeutung aber sehr viel höher lag, ähnlich wie in New
    Hampshire bei einer Präsidentschaftswahl. Er besuchte jedes
    einzelne Mitglied des Wahlausschusses und gewann stets den
    Eindruck, dass Elliot schon vor ihm dort gewesen war. Obwohl
    sein Rivale bereits mehrere Delegierte fest für sich verbuchen
    konnte, blieben einige, die noch unentschlossen waren oder dem
    Mann einfach nicht vertrauten.
    Die Tage vergingen und Nat entdeckte, dass man stets von ihm
    erwartete, an zwei Orten gleichzeitig zu sein, denn die
    Vorwahlen in Chelsea fanden nur zwei Tage nach der Wahl in
    Ipswich statt. Elliot verbrachte schon einen Großteil der Zeit in
    Chelsea, da er die Ipswich-Wahl bereits als entschieden ansah.
    Nat fuhr am Abend der Vorwahl nach Ipswich und musste
    vernehmen, wie der örtliche Parteileiter verkündete, dass Elliot
    zehn Stimmen erhalten hatte, Nat sieben. Elliots Team feierte
    das zwar als überwältigenden Sieg, aber sie konnten ihre
    Enttäuschung nicht verbergen. Kaum hatte Nat das Ergebnis
    gehört, rannte er zu seinem Wagen. Tom verfrachtete ihn
    daraufhin noch vor Mitternacht nach Chelsea.
    Zu Nats Überraschung spielten die Lokalzeitungen das
    Ergebnis in Ipswich herunter und verbreiteten, dass Chelsea mit
    seinen über elftausend Wählern viel eher ein Indikator sein
    würde, was die Öffentlichkeit von den beiden Männern hielt als
    alles, was man in die Ansichten einer Hand voll Partei -
    Apparatschiks hineinlas. Und auf der Straße, in den
    Einkaufszentren, an den Fabriktoren, in den Schulen und
    Vereinen fühlte sich Nat gleich viel entspannter als in den
    verräucherten Räumen, in denen er Leuten zuhörte, die glaubten,

    518
    es sei ihr von Gott gegebenes Recht, einen Kandidaten zu
    bestimmen.
    Nach zwei Wochen, in denen Nat unzählige Hände geschüttelt
    hatte, erklärte er Tom, dass es ihm sehr viel Mut mache, wie
    viele Wähler ihm versicherten, sie würden für ihn stimmen. Er
    frage sich nur, ob Elliot von ihnen dasselbe zu hören bekam.
    »Keine Ahnung«, meinte Tom, während sie zu einem weiteren
    Treffen fuhren, »aber ich kann dir sagen, dass uns das Geld
    rasant schnell ausgeht. Wenn wir morgen haushoch verlieren,
    müssen wir uns möglicherweise von dem Rennen zurückziehen.
    Dann haben wir an einem der kürzesten Wahlkämpfe der
    Geschichte teilgenommen. Wir könnten die Welt natürlich
    wissen lassen, dass Bush dich unterstützt, denn das würde dir
    ganz sicher einige Stimmen sichern.«
    »Nein«, erklärte Nat entschlossen. »Das war ein privates
    Gespräch und keine öffentliche Erklärung.«
    »Aber Elliot redet ständig von seiner Einladung ins Weiße
    Haus zu seinem alten Freund George, als ob es ein intimes
    Abendessen zu zweit gewesen wäre.«
    »Und was glaubst du, was der Rest der republikanischen
    Delegation darüber denkt?«
    »Das ist für den Durchschnittswähler doch viel zu subtil«,
    entgegnete Tom.
    »Unterschätze nie den Durchschnittswähler«, mahnte Nat.

    *

    Nat konnte sich kaum an die Vorwahl in Chelsea erinnern, er
    wusste nur noch, dass er ständig in Bewegung war. Als kurz
    nach Mitternacht verkündet wurde, dass Elliot mit 6109

    519
    Stimmen gegenüber 5302 Stimmen für Cartwright gewonnen
    hatte, lautete Nats einzige Frage:
    »Können wir es uns leisten weiterzumachen, wo Elliot unter
    den Delegierten 27 zu 10 führt?«
    »Der Patient atmet noch«, erwiderte Tom. »Aber gerade mal
    so. Also begeben wir uns jetzt nach Hartford und wenn Elliot
    dort auch gewinnt, werden wir nicht verhindern können, dass
    wir von seiner Wahlkampfkolonne überrollt werden. Sei einfach
    nur dankbar, dass du noch einen Job hast, zu dem du
    zurückkehren kannst«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.
    Mrs Hunter, die nur zwei Stimmen für sich gewinnen konnte,
    räumte ihre Niederlage ein, verkündete, dass sie sich aus dem
    Rennen zurückziehen und schon in naher Zukunft bekannt
    geben werde, welchen Kandidaten sie von nun an unterstützen
    wolle.
    Nat genoss es, in seine Heimatstadt zurückzukehren, wo ihm
    die Menschen auf der Straße wie einem Freund entgegenkamen.
    Tom wusste, wie viel Arbeit sie in Hartford investieren mussten
    – nicht nur, weil es ihre

Weitere Kostenlose Bücher