Die Kandidaten
Senator schon
Hunderte von Malen zuvor gehört haben musste, was er jedoch
niemals durchblicken ließ. Die nächste Generation teilte
Fletcher klipp und klar mit, was die Schülerschaft von Hotchkiss
von ihrem künftigen Gouverneur erwarte.
Fletchers vierte Rede an diesem Morgen unterschied sich nicht
sehr von den anderen drei – vor den Arbeitern der Pepperidge
Farm in Norwalk, dem Hauptsitz von Wiffle Ball in Shelton und
den Stanley-Maschinenbauern in New Britain. Er veränderte nur
gelegentlich einen Abschnitt, um hervorzuheben, dass die
Wirtschaft des Bundesstaates ohne gerade ihren besonderen
Beitrag nicht in so guter Verfassung wäre. Weiter zum
Mittagessen mit den Daughters of the American Revolution, wo
er versäumte, seine schottische Herkunft zu erwähnen, gefolgt
von drei weiteren Reden am Nachmittag, bevor er an einem
Abendessen teilnahm, an dem Spendengelder generiert werden
sollten, bei dem aber nicht mehr als 10000 Dollar
zusammenkamen.
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Meistens kroch er gegen Mitternacht ins Bett, legte die Arme
um seine schlafende Frau und gelegentlich seufzte sie dabei auf.
Irgendwo hatte er gelesen, dass Reagan im Wahlkampf schon
mal einen Laternenpfahl umarmt hatte. Damals hatte Fletcher
darüber gelacht. Jetzt nicht mehr.
*
» O Romeo! Romeo! Warum denn, Romeo? «
Nat stimmte mit der Einschätzung seines Sohnes überein. Julia
war schön, aber nicht die Art von Mädchen, in die Luke sich
verlieben würde. Es gab noch fünf andere weibliche Rollen in
dem Stück und Nat versuchte herauszufinden, um welches
Mädchen es sich handeln mochte. Als der Vorhang zur Pause
fiel, fand er, dass Luke eine sehr bewegende Vorstellung
abgeliefert hatte, und er spürte Stolz in sich aufsteigen, als er
dem Applaus lauschte. Seine Eltern hatten das Stück schon am
Abend zuvor gesehen und ihm gesagt, dass sie denselben Stolz
verspürt hatten, als er damals in derselben Aula den Sebastian
gegeben hatte.
Wann immer Luke von der Bühne abging, machten sich Nats
Gedanken auf Wanderschaft, kehrten zurück zu dem Anruf, den
er an diesem Morgen aus Washington erhalten hatte. Als seine
Sekretärin ihn fragte, ob er für den Präsidenten der Vereinigten
Staaten zu sprechen sei, hatte er vermutet, es sei Tom, der sich
einen seiner Scherze erlaubte.
Nat war unwillkürlich aufgestanden, als George Bush zu ihm
durchgestellt wurde.
Der Präsident gratulierte ihm dazu, dass Fairchild Russell zur
Bank des Jahres gewählt worden war – seine Ausrede für den
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Anruf –, dann fügte er schlicht hinzu: ›Viele Mitglieder unserer
Partei hoffen, dass Sie sich der Wahl zum Gouverneur stellen
werden. Sie haben viele Freunde und Anhänger in Connecticut,
Nat. Ich hoffe, wir können uns bald einmal treffen.‹
Ganz Hartford wusste binnen einer Stunde, dass der Präsident
angerufen hatte, aber die Telefonzentrale verfügte ja immer
schon über einen eigenen Nachrichtendienst. Nat erzählte nur Su
Ling und Tom davon und sie schienen überhaupt nicht
überrascht.
Als er und Su Ling an diesem Abend die Aula betraten,
drehten sich alle Köpfe zu ihnen um und er spürte ein Raunen,
das durch den Saal lief. Unterwegs im Auto hatte er Su Ling
nicht gefragt, ob er kandidieren sollte, er fragte nur: »Glaubst
du, ich wäre dem Job gewachsen?«
»Der Präsident scheint das jedenfalls zu glauben«, erwiderte
sie.
Als der Vorhang nach der Todesszene fiel, meinte Su Ling:
»Hast du bemerkt, wie uns die Leute anstarren?« Sie schwieg
kurz. »Vermutlich werden wir uns daran gewöhnen müssen,
dass unser Sohn ein Star ist.«
Wie schnell sie Nat wieder auf den Boden der Tatsachen
bringen konnte und was für eine prachtvolle Gouverneursgattin
sie abgeben würde.
Die Schauspielertruppe und deren Eltern waren beim Direktor
zum Essen eingeladen, also gingen Nat und Su Ling zu seinem
Haus.
»Es ist die Amme.«
»Ja, sie hat eine sehr sensible Darbietung geboten«, bestätigte
Nat.
»Nein, du Dummkopf, Luke muss sich in die Amme verliebt
haben«, sagte Su Ling.
»Wie kannst du da so sicher sein?«, fragte Nat.
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»Als der Vorhang fiel, hielten sie sich an den Händen und ich
bin sicher, das stand nicht in den Regieanweisungen von
Shakespeare.«
»Tja, wir werden schon sehen, ob du Recht hast«, erwiderte
Nat, als sie das Haus des Direktors betraten.
Sie fanden Luke im Flur, wo er eine Coca-Cola trank. »Hallo,
Dad«, sagte er und drehte sich zu ihnen. »Das ist Kathy
Marshall.
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