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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Senator schon
    Hunderte von Malen zuvor gehört haben musste, was er jedoch
    niemals durchblicken ließ. Die nächste Generation teilte
    Fletcher klipp und klar mit, was die Schülerschaft von Hotchkiss
    von ihrem künftigen Gouverneur erwarte.
    Fletchers vierte Rede an diesem Morgen unterschied sich nicht
    sehr von den anderen drei – vor den Arbeitern der Pepperidge
    Farm in Norwalk, dem Hauptsitz von Wiffle Ball in Shelton und
    den Stanley-Maschinenbauern in New Britain. Er veränderte nur
    gelegentlich einen Abschnitt, um hervorzuheben, dass die
    Wirtschaft des Bundesstaates ohne gerade ihren besonderen
    Beitrag nicht in so guter Verfassung wäre. Weiter zum
    Mittagessen mit den Daughters of the American Revolution, wo
    er versäumte, seine schottische Herkunft zu erwähnen, gefolgt
    von drei weiteren Reden am Nachmittag, bevor er an einem
    Abendessen teilnahm, an dem Spendengelder generiert werden
    sollten, bei dem aber nicht mehr als 10000 Dollar
    zusammenkamen.

    512
    Meistens kroch er gegen Mitternacht ins Bett, legte die Arme
    um seine schlafende Frau und gelegentlich seufzte sie dabei auf.
    Irgendwo hatte er gelesen, dass Reagan im Wahlkampf schon
    mal einen Laternenpfahl umarmt hatte. Damals hatte Fletcher
    darüber gelacht. Jetzt nicht mehr.

    *

    » O Romeo! Romeo! Warum denn, Romeo? «
    Nat stimmte mit der Einschätzung seines Sohnes überein. Julia
    war schön, aber nicht die Art von Mädchen, in die Luke sich
    verlieben würde. Es gab noch fünf andere weibliche Rollen in
    dem Stück und Nat versuchte herauszufinden, um welches
    Mädchen es sich handeln mochte. Als der Vorhang zur Pause
    fiel, fand er, dass Luke eine sehr bewegende Vorstellung
    abgeliefert hatte, und er spürte Stolz in sich aufsteigen, als er
    dem Applaus lauschte. Seine Eltern hatten das Stück schon am
    Abend zuvor gesehen und ihm gesagt, dass sie denselben Stolz
    verspürt hatten, als er damals in derselben Aula den Sebastian
    gegeben hatte.
    Wann immer Luke von der Bühne abging, machten sich Nats
    Gedanken auf Wanderschaft, kehrten zurück zu dem Anruf, den
    er an diesem Morgen aus Washington erhalten hatte. Als seine
    Sekretärin ihn fragte, ob er für den Präsidenten der Vereinigten
    Staaten zu sprechen sei, hatte er vermutet, es sei Tom, der sich
    einen seiner Scherze erlaubte.
    Nat war unwillkürlich aufgestanden, als George Bush zu ihm
    durchgestellt wurde.
    Der Präsident gratulierte ihm dazu, dass Fairchild Russell zur
    Bank des Jahres gewählt worden war – seine Ausrede für den

    513
    Anruf –, dann fügte er schlicht hinzu: ›Viele Mitglieder unserer
    Partei hoffen, dass Sie sich der Wahl zum Gouverneur stellen
    werden. Sie haben viele Freunde und Anhänger in Connecticut,
    Nat. Ich hoffe, wir können uns bald einmal treffen.‹
    Ganz Hartford wusste binnen einer Stunde, dass der Präsident
    angerufen hatte, aber die Telefonzentrale verfügte ja immer
    schon über einen eigenen Nachrichtendienst. Nat erzählte nur Su
    Ling und Tom davon und sie schienen überhaupt nicht
    überrascht.
    Als er und Su Ling an diesem Abend die Aula betraten,
    drehten sich alle Köpfe zu ihnen um und er spürte ein Raunen,
    das durch den Saal lief. Unterwegs im Auto hatte er Su Ling
    nicht gefragt, ob er kandidieren sollte, er fragte nur: »Glaubst
    du, ich wäre dem Job gewachsen?«
    »Der Präsident scheint das jedenfalls zu glauben«, erwiderte
    sie.
    Als der Vorhang nach der Todesszene fiel, meinte Su Ling:
    »Hast du bemerkt, wie uns die Leute anstarren?« Sie schwieg
    kurz. »Vermutlich werden wir uns daran gewöhnen müssen,
    dass unser Sohn ein Star ist.«
    Wie schnell sie Nat wieder auf den Boden der Tatsachen
    bringen konnte und was für eine prachtvolle Gouverneursgattin
    sie abgeben würde.
    Die Schauspielertruppe und deren Eltern waren beim Direktor
    zum Essen eingeladen, also gingen Nat und Su Ling zu seinem
    Haus.
    »Es ist die Amme.«
    »Ja, sie hat eine sehr sensible Darbietung geboten«, bestätigte
    Nat.
    »Nein, du Dummkopf, Luke muss sich in die Amme verliebt
    haben«, sagte Su Ling.
    »Wie kannst du da so sicher sein?«, fragte Nat.

    514
    »Als der Vorhang fiel, hielten sie sich an den Händen und ich
    bin sicher, das stand nicht in den Regieanweisungen von
    Shakespeare.«
    »Tja, wir werden schon sehen, ob du Recht hast«, erwiderte
    Nat, als sie das Haus des Direktors betraten.
    Sie fanden Luke im Flur, wo er eine Coca-Cola trank. »Hallo,
    Dad«, sagte er und drehte sich zu ihnen. »Das ist Kathy
    Marshall.

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