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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Sie spielte die Amme. Und das ist meine Mutter.« Su
    Ling bemühte sich, nicht triumphierend zu grinsen. »War Kathy
    nicht fantastisch? Aber sie will ja auch Schauspiel am Sarah
    Lawrence College studieren.«
    »Ja, sie war wunderbar. Aber du warst auch nicht schlecht«,
    meinte Nat. »Wir waren beide sehr stolz auf dich.«
    »Haben Sie das Stück schon einmal auf der Bühne gesehen,
    Mr Cartwright?«, fragte Kathy.
    »Ja, als Su Ling und ich in Stratford waren. Die Amme wurde
    von Celia Johnson gespielt, aber ich nehme nicht an, dass du
    schon von ihr gehört hast.«
    » Begegnung « , erwiderte Kathy sofort.
    »Noel Coward«, sagte Luke.
    »Und Trevor Howard spielte an ihrer Seite«, ergänzte Kathy.
    Nat nickte seinem Sohn zu, der immer noch in seinem Kostüm
    steckte.
    »Du bist wahrscheinlich der erste Romeo, der sich in die
    Amme verliebt«, scherzte Su Ling.
    Kathy grinste. »Es ist sein Ödipuskomplex. Und wie hat Miss
    Johnson die Rolle interpretiert? Meine Schauspiellehrerin hat
    das Stück als Studentin mit Edith Evans gesehen und sie sagt,
    sie habe die Amme wie die Hausmutter an einem Internat
    gespielt – streng, aber liebevoll.«
    »Nein«, erwiderte Su Ling, »Celia Johnson stellte sie leicht
    schrullig und sprunghaft dar. Aber auch liebevoll.«

    515
    »Was für ein interessanter Ansatz. Ich muss den Direktor
    danach fragen. Natürlich hätte ich gern die Julia gespielt, aber
    ich sehe einfach nicht gut genug aus«, meinte Kathy ganz
    sachlich.
    »Aber du bist wunderschön«, rief Luke.
    »Du bist in dieser Hinsicht kein glaubwürdiger Zeuge, Luke«,
    sagte Kathy und nahm seine Hand. »Schließlich trägst du seit
    dem vierten Lebensjahr eine Brille.«
    Nat lächelte und dachte, wie viel Glück Luke hatte, eine
    Freundin wie Kathy zu besitzen.
    »Kathy, möchtest du in den Sommerferien nicht ein paar Tage
    bei uns verbringen?«, fragte Nat.
    »Ja gern, wenn Ihnen das nicht zu viel Mühe bereitet, Mr
    Cartwright«, erwiderte Kathy. »Ich will Ihnen nicht im Weg
    stehen.«
    »Mir im Weg stehen?«, fragte Nat.
    »Ja. Luke hat mir erzählt, dass Sie für das Amt des
    Gouverneurs kandidieren.«

    *

    ORTSANSÄSSIGER
    BANKIER
    KANDIDIERT
    FÜR
    GOUVERNEURSAMT verkündete die Schlagzeile auf dem
    Titelblatt des Hartford Courant. Ein paar Seiten weiter erschien
    ein Profil des brillanten jungen Finanziers, dem man vor
    fünfundzwanzig Jahren die Tapferkeitsmedaille verliehen hatte.
    Seine Karriere wurde aufgelistet und auch die Rolle erwähnt, die
    er bei der Fusion der kleinen Familienbank Russell mit ihren elf
    Filialen und der Fairchild Bank mit einhundertundzwei Filialen
    im ganzen Bundesstaat gespielt hatte. Nat lächelte, als er sich an

    516
    das Gespräch mit Murray Goldblatz im Beichtstuhl von St
    Joseph erinnerte und an die großzügige Geisteshaltung, mit der
    Murray Goldblatz stets den Eindruck vermittelt hatte, es sei
    ursprünglich Nats Idee gewesen.
    Im Leitartikel des Courant stand, Nats Entscheidung, bei der
    republikanischen Nominierung gegen Ralph Elliot anzutreten,
    habe eine harte Auseinandersetzung eröffnet, da beide
    Kandidaten herausragend seien. In dem Artikel wurde keiner der
    beiden bevorzugt und man versprach, fair von dem Duell
    zwischen Bankier und Anwalt zu berichten, die einander
    bekanntermaßen nicht ausstehen konnten. ›Auch Mrs Hunter
    wird kandidieren‹, hieß es im letzten Abschnitt, beinahe als
    Nachgedanke, was die Ansicht des Courant hinsichtlich ihrer
    Chancen widerspiegelte, nun, da auch Nat sich hatte aufstellen
    lassen.
    Nat
    war
    zufrieden
    mit
    den
    Presseberichten
    und
    Fernsehmeldungen, die seiner Ankündigung folgten, und noch
    angenehmer überraschten ihn die positiven Reaktionen auf der
    Straße. Tom hatte sich zwei Monate von der Bank beurlauben
    lassen, um Nats Wahlkampf zu führen, und Murray Goldblatz
    sandte einen beträchtlichen Scheck als Spende für die
    Kampagne.
    Das erste Treffen fand abends in Toms Heim statt und Nats
    Stabschef erläuterte seinem sorgfältig ausgewählten Team,
    womit sie es in den kommenden sechs Wochen zu tun
    bekommen würden.
    Sie würden jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang aufstehen
    müssen und erst nach Mitternacht ins Bett kommen, was wenig
    verlockend klang, aber zu Nats Überraschung war Luke von
    dem Wahlkampf fasziniert. Er verbrachte seine Ferien damit,
    seinen Vater überallhin zu begleiten, häufig mit Kathy an seiner
    Seite. Mit jedem Tag, der verstrich, schloss Nat das Mädchen
    mehr ins

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