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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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letzte Chance war, sondern weil
    Hartford als Hauptstadt des Bundesstaates auch die meisten
    Stimmen vereinte, insgesamt neunzehn, und gemäß der
    prähistorischen Gesetzmäßigkeit, dass der Gewinner alles kriegt,
    würde Nat mit 29 zu 27 in Führung gehen, falls er sich hier als
    siegreich erwies. Falls er verlor, könnte er seine Koffer
    auspacken und fortan zu Hause bleiben.
    Während des Wahlkampfs mussten die beiden Kandidaten
    häufig gemeinsam an Veranstaltungen teilnehmen, doch dann
    nahmen sie sich kaum zur Kenntnis und hielten ganz gewiss
    keinen Plausch miteinander.
    Drei Tage vor der Vorwahl zeigte eine Umfrage des Hartford
    Courant, dass Nat zwei Punkte vor seinem Rivalen lag, und es
    hieß, dass Barbara Hunter Cartwright unterstützen wolle – genau
    die Schützenhilfe, die Nats Kampagne brauchte. Am nächsten

    520
    Morgen fiel ihm auf, dass sehr viel mehr Freiwillige mit ihm auf
    der Straße Wahlkampf führten, und zahlreiche Passanten blieben
    stehen, um ihm die Hand zu schütteln.
    Er befand sich gerade im Robinson-Einkaufszentrum, als ihn
    der Anruf von Murray Goldblatz erreichte. »Tut mir Leid, aber
    ich muss Sie dringend sprechen.« Murray verwendete das Wort
    dringend nur, wenn er es genauso meinte.
    Als Nat in der Bank eintraf, teilte ihm die Empfangsdame mit,
    der Vorstandsvorsitzende befinde sich mit Mr und Mrs Russell
    im Konferenzraum. Nat trat ein und nahm wie üblich gegenüber
    von Murray Platz. Der Gesichtsausdruck seiner drei Kollegen
    kündete von keiner frohen Botschaft. Murray kam sofort zur
    Sache. »Ich habe gehört, dass Sie heute Abend an einer
    Wahlveranstaltung teilnehmen, auf der sowohl Sie als auch
    Elliot eine Rede halten sollen?«
    »Stimmt«, bestätigte Nat. »Es ist die letzte große
    Veranstaltung vor … –«
    »Ich habe eine Spionin in Elliots Lager«, unterbrach Murray.
    »Sie hat mir mitgeteilt, dass man für heute Abend eine Frage
    geplant hat, die angeblich Ihre Kampagne zum Entgleisen
    bringen wird, aber sie kann nicht herausfinden, wie die Frage
    lautet, und sie möchte auch nicht allzu forsch vorgehen, damit
    niemand misstrauisch wird. Haben Sie eine Ahnung, worum es
    sich bei dieser Frage handeln könnte?«
    »Nein«, erwiderte Nat.
    »Vielleicht hat er das mit Julia herausgefunden«, sagte Tom
    leise.
    »Julia?«, hakte Murray verblüfft nach.
    »Nein, nicht meine Frau«, antwortete Tom. »Die erste Mrs
    Kirkbridge.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass es eine erste Mrs Kirkbridge
    gab«, sagte Murray.

    521
    »Das können Sie auch nicht«, meinte Tom. »Aber ich hatte
    immer befürchtet, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommen
    könnte.« Murray hörte aufmerksam zu, als Tom erzählte, wie er
    die Frau, die sich als Julia Kirkbridge ausgegeben hatte,
    getroffen hatte, wie sie den Scheck unterschrieben und dann das
    ganze Geld von ihrem Konto abgehoben hatte.
    »Wo ist dieser Scheck jetzt?«, wollte Murray wissen.
    »Vermutlich irgendwo in den Eingeweiden des Rathauses.«
    »Dann müssen wir davon ausgehen, dass Elliot ihn
    ausgegraben hat. Haben Sie, technisch gesehen, das Gesetz
    gebrochen?«
    »Nein, aber wir haben unsere schriftliche Abmachung mit dem
    Stadtrat nicht eingehalten«, erwiderte Tom.
    »Aber
    das
    Cedar-Wood-Projekt
    wurde
    zu
    einem
    überwältigenden Erfolg und brachte allen Seiten stattliche
    Gewinne ein«, ergänzte Nat.
    »Tja, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten«, meinte Murray.
    »Entweder legen Sie offen die Karten auf den Tisch und geben
    noch heute Nachmittag eine Presseerklärung heraus oder Sie
    warten ab, bis er die Bombe heute Abend platzen lässt und
    hoffen, dass Sie auf jede seiner Fragen eine gute Antwort parat
    haben.«
    »Was würden Sie empfehlen?«, fragte Nat.
    »Ich würde gar nichts tun. Zum einen könnte sich meine
    Informantin irren und zum anderen könnte es sich bei dem
    Cedar-Wood-Projekt gar nicht um die fragliche Angelegenheit
    handeln, dann hätten Sie völlig unnötig die Büchse der Pandora
    geöffnet.«
    »Was sollte es sonst sein?«, sagte Nat.
    »Rebecca?«, schlug Tom vor.
    »Wie meinst du das?«

    522
    »Du hättest sie geschwängert und dann verlangt, eine
    Abtreibung vornehmen zu lassen.«
    »Das ist kein Verbrechen«, warf Murray ein.
    »Außer sie behauptet, du hättest sie vergewaltigt.«
    Nat lachte. »Elliot wird dieses Thema sicher nicht aufbringen,
    denn er könnte sehr wohl selbst der Vater sein und eine
    Abtreibung passt nicht zu seinem Heiligenscheinimage.«
    »Haben Sie je daran

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