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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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der beiden
    Kandidaten jemals das Gesetz gebrochen hat?«
    Elliot war sofort auf den Beinen. »Mehrmals«, rief er. »Ich
    habe in der letzten Woche drei Strafmandate wegen
    Falschparkens bekommen, aus diesem Grund werde ich
    nachsichtigere Parkbeschränkungen in den Innenstädten
    durchsetzen, sobald ich gewählt werde.«
    Perfekt formuliert, dachte Nat. Selbst der Zeitpunkt war
    abgesprochen. Eine Welle des Beifalls brandete auf.
    Nat erhob sich langsam und sah Elliot an. »Ich werde das
    Gesetz nicht ändern, um es Mr Elliot leichter zu machen, weil

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    ich nämlich glaube, dass es weniger Fahrzeuge in unseren
    Innenstädten geben sollte, nicht mehr. Es mag keine sehr
    beliebte Einstellung sein, aber jemand muss aufstehen und die
    Menschen warnen, wie düster unsere Zukunft aussehen wird,
    wenn wir immer größere Autos bauen, die immer mehr Sprit
    verbrauchen und immer mehr giftige Abgase produzieren. Wir
    schulden unseren Kindern ein besseres Erbe als das und ich habe
    kein Interesse daran, nur aufgrund von zungenfertigen
    Bemerkungen gewählt zu werden, die rasch vergessen sind,
    sobald ich an der Macht bin.« Er setzte sich unter lautem
    Applaus und hoffte, der Parteivorsitzende würde zu einem
    anderen Fragesteller übergehen, aber der Betreffende blieb
    hartnäckig stehen.
    »Mr Cartwright, Sie haben meine Frage, ob Sie jemals das
    Gesetz gebrochen haben, nicht beantwortet.«
    »Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Nat.
    »Aber entspricht es nicht der Wahrheit, dass Sie einen Scheck
    über drei Millionen sechshunderttausend Dollar von der Russell
    Bank eingelöst haben, obwohl Sie wussten, dass dieses Geld
    sich nicht mehr auf dem betreffenden Konto befand und die
    Unterschrift auf dem Scheck gefälscht war?«
    Mehrere Anwesenden redeten gleichzeitig los und Nat musste
    eine Weile warten, bevor er darauf antworten konnte.
    »Ja, eine ziemlich clevere Trickbetrügerin hat die Russell
    Bank um das Geld betrogen, aber da diese Summe dem Stadtrat
    versprochen worden war, hatte ich meiner Meinung nach keine
    andere Wahl, als die Schuld zu begleichen und den Stadtrat in
    voller Höhe auszuzahlen.«
    »Haben Sie die Polizei damals von dem Diebstahl verständigt?
    Schließlich gehörte das Geld doch den Kunden der Russell Bank
    und nicht Ihnen«, fuhr der Fragesteller fort.
    »Nein, denn wir hatten allen Grund zu der Annahme, dass das
    Geld bereits ins Ausland transferiert worden war und es keine

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    Möglichkeit gab, es zurückzuholen.« Kaum hatte Nat das
    gesagt, wusste er schon, dass seine Antwort weder den
    Fragesteller noch einige andere aus dem Publikum zufrieden
    stellen würde.
    »Falls Sie Gouverneur werden, Mr Cartwright, werden Sie
    dann mit dem Geld der Steuerzahler ebenso lässig umgehen?«
    Elliot war sofort auf den Beinen. »Herr Vorsitzender, das ist
    eine schimpfliche Anschuldigung, nichts weiter als versteckte
    Andeutungen und undeutliches Genuschel. Warum machen wir
    nicht weiter?«
    Er setzte sich unter lautem Beifall, doch Nat blieb stehen. Er
    musste den Nerv von Elliot bewundern, wie er die Frage erst
    inszenierte und dann offenbar der Erste war, der seinem Gegner
    zu Hilfe eilte. Nat wartete, bis es im Saal absolut still war.
    »Der Vorfall, auf den Sie hier Bezug nehmen, liegt über zehn
    Jahre zurück. Ich habe einen bedauerlichen Fehler begangen,
    obwohl sich komischerweise herausstellte, dass es für alle
    Beteiligten ein gewaltiger finanzieller Erfolg wurde, denn die
    3,6 Millionen Dollar, die die Bank in das Cedar-Wood-Projekt
    investierte, wurden zu einem Goldregen für die Einwohner von
    Hartford, ganz zu schweigen von dem positiven Effekt für die
    Wirtschaft dieser Stadt.«
    Der Fragesteller wollte sich noch immer nicht setzen. »Trotz
    Mr Elliots edelmütigen Bemerkungen möchte ich ihn fragen, ob
    er einen solchen Fehlbetrag der Polizei gemeldet hätte?«
    Elliot erhob sich bedächtig. »Ich möchte dazu keinen
    Kommentar abgeben, solange ich nicht alle Einzelheiten des
    Falles kenne, aber mir reicht Mr Cartwrights Zusicherung, dass
    er keine Straftat begangen hat und es bitter bereut, die
    Angelegenheit seinerzeit nicht sofort den zuständigen Behörden
    gemeldet zu haben.« Er hielt kurz inne. »Sollte ich jedoch
    Gouverneur werden, können Sie sich auf eine offene
    Regierungspolitik verlassen. Falls ich einen Fehler mache, gebe

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    ich ihn sofort zu, nicht erst zehn Jahre später.« Der Fragesteller
    setzte sich; er hatte seine Aufgabe erledigt.
    Dem

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