Die Kandidaten
gedacht, ihn Ihrerseits anzugreifen?«,
fragte Murray.
»An was denken Sie da?«, erkundigte sich Nat.
»Musste Elliot nicht am selben Tag bei Alexander Dupont &
Bell kündigen wie der Seniorpartner, weil eine halbe Million
vom Konto eines Mandanten fehlte?«
»Nein, auf dieses Niveau lasse ich mich nicht herab«,
entgegnete Nat. »Außerdem konnte man Elliot nie eine
Beteiligung nachweisen.«
»Oh doch, das konnte man«, erklärte Murray. Tom und Nat
starrten den Vorstandsvorsitzenden an. »Ein Freund von mir war
besagter Mandant und er hat mich noch am selben Tag
angerufen, als er hörte, dass Elliot unser Rechtsbeistand werden
sollte.«
Nat seufzte. »Das mag ja alles sein, aber meine Antwort lautet
dennoch nein.«
»Gut«, erklärte Murray. »Dann werden wir ihn nach Ihren
Regeln schlagen und das bedeutet, dass wir den Rest des
Nachmittags Antworten auf alle Fragen vorbereiten müssen, die
er Ihnen stellen könnte.«
Um 18 Uhr verließ Nat völlig erschöpft die Bank. Er rief Su
Ling an und erzählte ihr, was geschehen war. »Soll ich heute
Abend mitkommen?«, fragte sie.
»Nein, kleine Blume. Aber könntest du Luke irgendwie
beschäftigen? Falls es schmutzig werden sollte, wäre es mir
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lieber, wenn er nicht dabei ist. Du weißt, wie sensibel er sein
kann, und er nimmt alles gleich so persönlich.«
»Ich gehe mit ihm ins Kino – im Arcadia bringen sie einen
französischen Film und Luke und Kathy flehen mich schon die
ganze Woche an, ihn anschauen zu dürfen.«
Nat versuchte, nicht nervös zu erscheinen, als er an diesem
Abend im Goodwin House eintraf. Er ging in den Bankettsaal
des Hotels und stellte fest, dass dort schon mehrere Hundert
ortsansässige Geschäftsleute saßen und plauderten. Doch wen
würden sie unterstützen, fragte er sich. Vermutlich hatten sich
viele
von
ihnen
noch
nicht
entschieden,
denn
Umfrageergebnisse zeigten, dass immer noch zehn Prozent
unschlüssig waren. Der Oberkellner führte Nat an den
Ehrentisch, an dem sich Elliot bereits mit dem örtlichen
Parteivorsitzenden unterhielt. Manny Friedman drehte sich rasch
um und begrüßte Nat. Elliot lehnte sich über den Tisch und
schüttelte publikumswirksam Nats Hand. Nat setzte sich leise
und machte sich Notizen auf der Rückseite der Speisekarte.
Dann bat der Parteivorsitzende um Ruhe, stellte die ›zwei
Schwergewichte vor, die beide bestens geeignet sind, unser
nächster Gouverneur zu werden‹ und bat dann Elliot, die
Eröffnungsrede zu halten. Nat hatte ihn noch nie so schlecht
reden hören. Anschließend bat der Parteivorsitzende Nat an das
Mikrofon und als er seinen Platz wieder einnahm, war er gern
bereit zuzugeben, dass er sich um keinen Deut besser
geschlagen hatte. Die erste Runde, dachte er, endete in einem
Unentschieden.
Als der Parteivorsitzende die Fragerunde eröffnete, überlegte
sich Nat, wann die Rakete wohl abgefeuert und aus welcher
Richtung sie kommen würde. Sein Blick wanderte durch den
Saal, während er auf die erste Frage wartete.
»Was halten die Kandidaten von dem Bildungsgesetz, das
derzeit im Senat diskutiert wird?«, wollte jemand am Ehrentisch
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wissen. Nat widmete sich den Punkten des Gesetzes, die seiner
Meinung nach einer Ergänzung bedurften, während Elliot die
Anwesenden daran erinnerte, dass er seinen Abschluss an der
University of Connecticut gemacht hatte.
Der zweite Fragestellende wollte etwas zum neuen
Einkommenssteuergesetz wissen und ob die beiden Kandidaten
garantieren könnten, dass es nicht erhöht würde. Ja und ja.
Der dritte Fragesteller interessierte sich für ihre Strategie zur
Verbrechensbekämpfung, mit besonderem Schwerpunkt auf
jugendlichen Straftätern. Elliot vertrat die Ansicht, dass man alle
hinter Gitter bringen sollte, um ihnen eine Lektion zu erteilen.
Nat schien weniger sicher, ob das Gefängnis die Antwort auf
jedes Problem war, und schlug vor, die Innovationen zu prüfen,
die Utah vor kurzem in seine Strafgesetzgebung aufgenommen
hatte.
Als Nat sich wieder setzte, erhob sich der Parteivorsitzende
und hielt nach weiteren Fragestellern Ausschau. Kaum hatte sich
der Mann erhoben, ohne Nat auch nur eines Blickes zu
würdigen, wusste der, dass die Bombe jetzt hochgehen würde.
Er sah zu Elliot, der sich Notizen machte und so tat, als sei er
sich Nats Anwesenheit gar nicht bewusst. »Ja bitte?«, forderte
der Parteivorsitzende den Mann auf.
»Herr Vorsitzender, darf ich fragen, ob einer
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