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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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gedacht, ihn Ihrerseits anzugreifen?«,
    fragte Murray.
    »An was denken Sie da?«, erkundigte sich Nat.
    »Musste Elliot nicht am selben Tag bei Alexander Dupont &
    Bell kündigen wie der Seniorpartner, weil eine halbe Million
    vom Konto eines Mandanten fehlte?«
    »Nein, auf dieses Niveau lasse ich mich nicht herab«,
    entgegnete Nat. »Außerdem konnte man Elliot nie eine
    Beteiligung nachweisen.«
    »Oh doch, das konnte man«, erklärte Murray. Tom und Nat
    starrten den Vorstandsvorsitzenden an. »Ein Freund von mir war
    besagter Mandant und er hat mich noch am selben Tag
    angerufen, als er hörte, dass Elliot unser Rechtsbeistand werden
    sollte.«
    Nat seufzte. »Das mag ja alles sein, aber meine Antwort lautet
    dennoch nein.«
    »Gut«, erklärte Murray. »Dann werden wir ihn nach Ihren
    Regeln schlagen und das bedeutet, dass wir den Rest des
    Nachmittags Antworten auf alle Fragen vorbereiten müssen, die
    er Ihnen stellen könnte.«
    Um 18 Uhr verließ Nat völlig erschöpft die Bank. Er rief Su
    Ling an und erzählte ihr, was geschehen war. »Soll ich heute
    Abend mitkommen?«, fragte sie.
    »Nein, kleine Blume. Aber könntest du Luke irgendwie
    beschäftigen? Falls es schmutzig werden sollte, wäre es mir

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    lieber, wenn er nicht dabei ist. Du weißt, wie sensibel er sein
    kann, und er nimmt alles gleich so persönlich.«
    »Ich gehe mit ihm ins Kino – im Arcadia bringen sie einen
    französischen Film und Luke und Kathy flehen mich schon die
    ganze Woche an, ihn anschauen zu dürfen.«
    Nat versuchte, nicht nervös zu erscheinen, als er an diesem
    Abend im Goodwin House eintraf. Er ging in den Bankettsaal
    des Hotels und stellte fest, dass dort schon mehrere Hundert
    ortsansässige Geschäftsleute saßen und plauderten. Doch wen
    würden sie unterstützen, fragte er sich. Vermutlich hatten sich
    viele
    von
    ihnen
    noch
    nicht
    entschieden,
    denn
    Umfrageergebnisse zeigten, dass immer noch zehn Prozent
    unschlüssig waren. Der Oberkellner führte Nat an den
    Ehrentisch, an dem sich Elliot bereits mit dem örtlichen
    Parteivorsitzenden unterhielt. Manny Friedman drehte sich rasch
    um und begrüßte Nat. Elliot lehnte sich über den Tisch und
    schüttelte publikumswirksam Nats Hand. Nat setzte sich leise
    und machte sich Notizen auf der Rückseite der Speisekarte.
    Dann bat der Parteivorsitzende um Ruhe, stellte die ›zwei
    Schwergewichte vor, die beide bestens geeignet sind, unser
    nächster Gouverneur zu werden‹ und bat dann Elliot, die
    Eröffnungsrede zu halten. Nat hatte ihn noch nie so schlecht
    reden hören. Anschließend bat der Parteivorsitzende Nat an das
    Mikrofon und als er seinen Platz wieder einnahm, war er gern
    bereit zuzugeben, dass er sich um keinen Deut besser
    geschlagen hatte. Die erste Runde, dachte er, endete in einem
    Unentschieden.
    Als der Parteivorsitzende die Fragerunde eröffnete, überlegte
    sich Nat, wann die Rakete wohl abgefeuert und aus welcher
    Richtung sie kommen würde. Sein Blick wanderte durch den
    Saal, während er auf die erste Frage wartete.
    »Was halten die Kandidaten von dem Bildungsgesetz, das
    derzeit im Senat diskutiert wird?«, wollte jemand am Ehrentisch

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    wissen. Nat widmete sich den Punkten des Gesetzes, die seiner
    Meinung nach einer Ergänzung bedurften, während Elliot die
    Anwesenden daran erinnerte, dass er seinen Abschluss an der
    University of Connecticut gemacht hatte.
    Der zweite Fragestellende wollte etwas zum neuen
    Einkommenssteuergesetz wissen und ob die beiden Kandidaten
    garantieren könnten, dass es nicht erhöht würde. Ja und ja.
    Der dritte Fragesteller interessierte sich für ihre Strategie zur
    Verbrechensbekämpfung, mit besonderem Schwerpunkt auf
    jugendlichen Straftätern. Elliot vertrat die Ansicht, dass man alle
    hinter Gitter bringen sollte, um ihnen eine Lektion zu erteilen.
    Nat schien weniger sicher, ob das Gefängnis die Antwort auf
    jedes Problem war, und schlug vor, die Innovationen zu prüfen,
    die Utah vor kurzem in seine Strafgesetzgebung aufgenommen
    hatte.
    Als Nat sich wieder setzte, erhob sich der Parteivorsitzende
    und hielt nach weiteren Fragestellern Ausschau. Kaum hatte sich
    der Mann erhoben, ohne Nat auch nur eines Blickes zu
    würdigen, wusste der, dass die Bombe jetzt hochgehen würde.
    Er sah zu Elliot, der sich Notizen machte und so tat, als sei er
    sich Nats Anwesenheit gar nicht bewusst. »Ja bitte?«, forderte
    der Parteivorsitzende den Mann auf.
    »Herr Vorsitzender, darf ich fragen, ob einer

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