Die Kandidaten
Parteivorsitzenden gelang es nur mit Mühe, wieder etwas
Ordnung und Ruhe in die Veranstaltung zu bringen. Es gab noch
einige Fragen, aber für eine ruhige Antwort war es zu laut, da
mehrere Leute in der Mitte des Saales über Nats Enthüllung
diskutierten.
Als der Parteivorsitzende die Veranstaltung schließlich für
beendet erklärte, verließ Elliot rasch den Saal, während Nat an
seinem Platz blieb. Es rührte ihn, wie viele Leute zu ihm kamen
und ihm die Hand schüttelten. Viele bestätigten, dass sich das
Cedar-Wood-Projekt für die Stadt als äußerst segensreich
erwiesen hatte.
»Tja, wenigstens haben sie dich nicht gelyncht«, tröstete Tom,
als sie den Saal verließen.
»Nein, das haben sie nicht, aber den Wählern wird morgen nur
ein einziger Gedanke durch den Kopf gehen: Bin ich der richtige
Mann für den Gouverneurssitz?«
528
43
DER CEDAR-WOOD-SKANDAL – lautete am folgenden
Morgen die Schlagzeile im Hartford Courant. Ein Foto des
Schecks und Julias echte Unterschrift waren einander
gegenübergestellt. Der Artikel las sich nicht gut, aber Nat hatte
Glück: Die Hälfte der Wähler war lange, bevor die Zeitung
herauskam, bereits zu den Urnen geschritten. Nat hatte eine
kurze Erklärung vorbereitet, falls er verlieren sollte. Darin
verkündete er seinen Rücktritt und gratulierte seinem Gegner,
ohne ihn als Gouverneur zu empfehlen. Nat saß in seinem Büro,
als im Hauptsitz der Republikaner das Ergebnis bekannt
gegeben wurde.
Tom nahm den Anruf entgegen und stürmte ohne zu klopfen in
Nats Büro. »Du hast gewonnen, du hast gewonnen. 11 792 zu 11
673! Nur 119 Stimmen Vorsprung, aber du gehst in der
Gesamtwertung 29 zu 27 in Führung!«
Am nächsten Tag führte der Chefredakteur des Hartford
Courant aus, dass niemand, der in das Cedar-Wood-Projekt
investiert hatte, sein Geld verloren habe und die Wähler ihre
Absichten offenbar klargestellt hätten.
Nat musste sich jedoch noch drei weiteren Wahlgremien und
zwei Vorwahlen stellen, bevor der Kandidat endgültig
ausgewählt wurde. Erleichtert stellte er fest, wie schnell Cedar
Wood Schnee von gestern war. Elliot konnte das nächste
Wahlgremium mit 19 zu 18 auf seine Seite ziehen, vier Tage
später gewann Nat die Vorwahl mit 9 702 zu 6 379 Stimmen.
Bei den Wahlgremien führte Nat jetzt mit 116 zu 91 und die
Umfragen zeigten, dass er in seiner Geburtsstadt mit sieben
Punkten vorn lag.
Auf den Straßen von Cromwell schlossen sich Nats Eltern,
Susan und Michael, dem Wahlkampf an. Sie konzentrierten sich
529
auf die älteren Wähler, während Luke und Kathy versuchten, die
Jüngeren zur Wahl zu bewegen. Mit jedem weiteren Tag wurde
Nat Zuversichtlicher, dass er gewinnen würde. Der Courant
erklärte, die eigentliche Schlacht stehe Nat erst noch bevor,
wenn er sich nämlich Fletcher Davenport, dem beliebten Senator
von Hartford, würde stellen müssen. Doch Tom hatte darauf
bestanden, dass Nat das Fernsehduell mit Elliot am Vorabend
der Wahl ernst nehmen müsste.
»Wir dürfen nicht noch an der letzten Hürde scheitern«,
warnte er.
»Wenn du das Duell für dich entscheidest, bist du der
Kandidat. Ich möchte, dass du am Sonntag die Fragen immer
wieder durchgehst und dich auf alles, wirklich alles,
vorbereitest, was während der Debatte hochkommen könnte. Du
kannst sicher sein, dass Fletcher Davenport zu Hause vor dem
Fernseher sitzt und jedes Wort analysiert, das du sagst. Solltest
du stolpern, hat er binnen Minuten eine Presseerklärung fertig.«
Nat bedauerte jetzt, dass er sich vor einigen Wochen
einverstanden erklärt hatte, in einer lokalen Fernsehsendung
aufzutreten, um am Abend vor der letzten Vorwahl mit Elliot zu
debattieren. Er und Elliot hatten sich auf David Anscott als
Moderator geeinigt. Anscott war Journalist, dem mehr an
Popularität als an bissigen Fragen lag. Tom hatte nichts gegen
ihn einzuwenden, denn er hielt diesen Fernsehauftritt für einen
guten Probelauf der unvermeidlich ernsteren Debatte mit
Fletcher Davenport, die in naher Zukunft stattfinden würde.
Jeden Tag gingen bei Tom Meldungen ein, wonach die
freiwilligen Helfer Ralph Elliot in Scharen verließen. Manche
wechselten sogar das Lager und schlossen sich ihrem Team an.
Nat und Tom waren also an jenem Abend beide guter Dinge. Su
Ling begleitete ihren Mann ins Fernseh-Studio, aber Luke wollte
lieber zu Hause bleiben, damit er seinem Vater sagen konnte,
wie er auf dem Bildschirm wirkte.
530
»Auf dem
Weitere Kostenlose Bücher