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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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wer damals mit seinem
    Sohn im Klassenzimmer war?«, rief Jimmy.
    »Daran muss man ihn nicht erinnern«, erwiderte Fletcher.
    »Eine letzte Frage«, rief Anscott ins Publikum. »Eine kurze
    Frage, bitte, uns läuft die Zeit davon.«

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    Der Mann in der zweiten Reihe erhob sich wie aufs Stichwort.
    Elliot zeigte demonstrativ auf ihn, falls Anscott den Gedanken
    hegen sollte, jemand anderem das Wort zu erteilen.
    »Wie stehen die beiden Kandidaten zum Problem illegaler
    Einwanderung?«
    »Was zur Hölle hat das mit dem Gouverneursamt von
    Connecticut zu tun?«, wollte Fletcher wissen.
    Ralph Elliot sah den Fragesteller direkt an und sagte: »Ich bin
    sicher, dass ich für uns beide spreche, wenn ich sage, dass
    Amerika stets all diejenigen willkommen heißen sollte, die
    unterdrückt werden und unsere Hilfe brauchen, wie wir das im
    Laufe unserer Geschichte immer schon gehalten haben. Wer
    jedoch in unser Land kommen will, muss sich natürlich den
    vorgeschriebenen Einreiseverfahren unterziehen und alle
    gesetzlichen Erfordernisse erfüllen.«
    »Das klingt mir doch sehr nach einer vorbereiteten und oft
    geprobten Antwort«, meinte Fletcher und sah Annie an. »Was
    hat er nur vor?«
    »Ist das auch Ihre Ansicht zu illegalen Immigranten, Mr
    Cartwright?«, fragte David Anscott, leicht verwirrt hinsichtlich
    der Absichten, die der Fragesteller verfolgte.
    »Ich gebe zu, David, dass ich nicht sehr viel darüber
    nachgedacht habe, da dieser Punkt angesichts der Probleme,
    denen sich Connecticut derzeit gegenübersieht, nicht ganz oben
    auf meiner Prioritätenliste steht.«
    »Komm zum Schluss«, vernahm Anscott den Produzenten in
    seinem Ohrhörer, gerade als der Fragesteller rief: »Aber Sie
    müssen darüber nachgedacht haben, Mr Cartwright. Schließlich
    ist Ihre Frau eine illegale Einwanderin.«
    »Moment, lass ihn das noch beantworten«, rief der Produzent.

    534
    »Wenn wir jetzt aufhören, ruft uns eine Viertelmillion Leute
    an und will wissen, wie seine Antwort darauf gelautet hat.
    Nahaufnahme von Cartwright.«
    Fletcher gehörte zu dieser Viertelmillion Menschen, die auf
    Nats Antwort warteten, als die Kamera über Elliot schwenkte,
    der verblüfft dreinschaute.
    »Du Mistkerl«, rief Fletcher. »Du hast doch gewusst, dass
    diese Frage kommt.«
    Die Kamera fuhr zu Nat, der die Lippen geschürzt hatte.
    »Ich habe doch Recht, oder?«, fuhr der Fragesteller fort. »Ihre
    Frau hat dieses Land illegal betreten?«
    »Meine Frau ist Professorin für Statistik an der University of
    Connecticut«, erklärte Nat und versuchte, das Zittern in seiner
    Stimme zu unterdrücken.
    Anscott lauschte in seinen Ohrhörer. Er wollte herausfinden,
    wie der Produzent vorzugehen gedachte, wo ihre Sendezeit doch
    längst abgelaufen war.
    »Sag nichts«, kam die Anweisung des Produzenten, »bleib
    einfach dran. Ich kann den Abspann immer noch drüberlegen,
    wenn es langweilig wird.« Anscott nickte in Richtung der
    Kamera, die auf ihn gerichtet war.
    »Das mag ja sein, Mr Cartwright«, fuhr der Fragesteller fort,
    »aber hat Ihre Schwiegermutter, Su Kai Peng, dieses Land nicht
    mit falschen Papieren betreten und behauptet, mit einem
    amerikanischen Soldaten verheiratet gewesen zu sein, der in
    Wirklichkeit mehrere Monate vor dem Ausstellungsdatum der
    Heiratsurkunde im Kampf für unser Land gefallen war?«
    Nat erwiderte darauf nichts.
    Fletcher schwieg ebenfalls. Er sah zu, wie Cartwright auf der
    Streckbank lag.
    »Da Sie meine Frage offenbar nicht beantworten wollen, Mr
    Cartwright, können Sie mir dann wenigstens bestätigen, dass

    535
    sich Ihre Schwiegermutter auf der Heiratsurkunde als Näherin
    bezeichnete? Tatsache ist aber, dass sie vor ihrer Ankunft in
    Amerika als Prostituierte auf den Straßen von Seoul arbeitete.
    Darum weiß nur der Himmel allein, wer der Vater Ihrer Frau
    ist.«
    »Abspann«, befahl der Produzent. »Uns bleibt keine Zeit mehr
    und ich wage es nicht, ein paar Minuten von Baywatch
    abzuzwacken, aber wir lassen die Kameras laufen. Vielleicht
    kriegen wir noch ein paar Bilder für die Spätnachrichten.«
    Auf dem Bildschirm wurde der Abspann abgespult und der
    Fragesteller verließ rasch das Studio. Nat sah starr zu seiner
    Frau, die in der dritten Reihe saß. Sie war blass und zitterte.
    »Das war doch ein abgekartetes Spiel«, erklärte der Produzent.
    Elliot wandte sich an den Moderator und sagte: »Das war
    abscheulich. Sie hätten ihm viel früher Einhalt gebieten
    müssen.«
    Dann sah er zu Nat und

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