Die Kandidaten
im ersten
Stock. Kurz darauf vernimmt sie den zweiten Schuss und sieht
voller Entsetzen, wie Cartwright aus der Haustür stürmt. Und
ebenso wie die Fernsehkamera jedes Detail des frühen Abends
festgehalten hat, wird Mrs Elliot Ihnen in derselben Genauigkeit
beschreiben, was im Laufe dieser Nacht geschah.«
Der Staatsanwalt richtete seine Aufmerksamkeit von den
Geschworenen auf Fletcher. »In wenigen Augenblicken, wird
sich der Verteidiger erheben und versuchen, Sie mit seinem
berühmten Charme und seiner Redekunst zu Tränen zu rühren in
dem Bemühen, die Geschehnisse irgendwie zu erklären. Aber er
kann die Leiche eines unschuldigen Mannes nicht wegerklären,
kaltblütig ermordet von seinem politischen Erzfeind. Er kann die
im Fernsehen getätigte Aussage ›Ich werde dir den Todesstoß
versetzen‹ nicht wegerklären. Er kann die Zeugin des Mordes –
Mr Elliots Witwe Rebecca – nicht wegerklären.«
Staatsanwalt Ebden richtete seinen Blick auf Nat. »Ich kann
gut verstehen, wenn Sie für diesen Mann Mitgefühl empfinden,
doch wenn Sie erst alle Beweise gehört haben, werden Sie nicht
länger an Mr Cartwrights Schuld zweifeln und dann haben Sie
keine andere Wahl, als Ihre Pflicht gegenüber dem Staat zu
erfüllen und ihn für schuldig zu befinden.«
Es herrschte eine unheimliche Stille im Gerichtssaal, als
Richard Ebden seinen Platz wieder einnahm. Richter Kravats
machte sich eine Notiz auf einem Schreibblock und sah dann
zum Tisch der Verteidigung.
»Sie möchten doch sicher darauf antworten, Herr Anwalt,
nicht wahr?«, fragte der Richter und versuchte erst gar nicht, die
Ironie in seiner Stimme zu verbergen.
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Fletcher erhob sich, sah dem Richter in die Augen und sagte:
»Danke nein, Euer Ehren, ich habe nicht die Absicht, ein
Eröffnungsplädoyer zu halten.«
Fletcher und Nat saßen schweigend mitten in dem Tumult, der
daraufhin im Gerichtssaal ausbrach. Der Richter schlug
mehrmals mit dem Hammer auf und versuchte, die Anwesenden
zur Ordnung zu rufen. Fletcher warf einen Blick zum Tisch der
Anklage und zu Richard Ebden, der sich mit seinen Assistenten
beriet. Der Richter versuchte, sein Lächeln zu unterdrücken,
sobald ihm klar wurde, was für einen geschickten Schachzug der
Verteidiger gemacht hatte – das Team der Anklage war völlig
aufgelöst. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den
Staatsanwalt.
»Mr Ebden, in diesem Fall möchten Sie vielleicht Ihren ersten
Zeugen aufrufen«, sagte er nüchtern.
Ebden erhob sich, nicht mehr ganz so zuversichtlich, da ihm
jetzt klar war, was Fletcher plante. »Euer Ehren, unter diesen
ungewöhnlichen Umständen beantrage ich eine Vertagung.«
»Einspruch, Euer Ehren«, rief Fletcher und stand rasch auf.
»Der Staatsanwalt hatte mehrere Monate, um seinen Fall
vorzubereiten. Sollen wir jetzt glauben, dass er nicht einmal mit
einem einzigen Zeugen aufwarten kann?«
»Ist dem so, Mr Ebden?«, fragte der Richter. »Sind Sie nicht in
der Lage, Ihren ersten Zeugen aufzurufen?«
»Das ist korrekt, Euer Ehren. Unser erster Zeuge ist Don
Culver, der Polizeichef, und wir wollten ihn erst dann von
seinen wichtigen Pflichten fortrufen, wenn es absolut notwendig
ist.«
Schon war Fletcher wieder auf den Beinen. »Es ist absolut
notwendig, Euer Ehren. Er ist der Polizeichef und hier handelt
es sich um einen Mordprozess. Daher verlange ich, dass die
Klage abgewiesen wird, da es offenbar keine polizeilichen
Beweise gibt, die dem Gericht vorgelegt werden können.«
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»Netter Versuch, Mr Davenport«, sagte der Richter, »aber da
spiele ich nicht mit. Mr Ebden, ich komme Ihrer Bitte um
Vertagung nach. Das Gericht vertagt sich bis nach der
Mittagspause und falls der Polizeichef dann nicht unter uns
weilt, werde ich seine Aussage für unzulässig erklären.« Ebden
nickte, unfähig, seine Scham zu verbergen.
»Erheben Sie sich«, rief der Gerichtsdiener. Richter Kravats
sah auf seine Uhr, dann verließ er den Gerichtssaal.
»Die erste Runde geht an uns«, meinte Tom, als das Team des
Staatsanwalts aus dem Saal eilte.
»Möglich«, erwiderte Fletcher, »aber wir brauchen mehr als
Pyrrhussiege, wenn wir die letzte Schlacht gewinnen wollen.«
*
Nat hasste es zu warten und saß schon lange vor dem Ende der
Mittagspause wieder auf seinem Stuhl. Er sah zum Tisch der
Anklage, wo Richard Ebden ebenfalls bereits Platz genommen
hatte. Er würde denselben Fehler kein zweites Mal begehen.
Aber ob Ebden
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