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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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im ersten
    Stock. Kurz darauf vernimmt sie den zweiten Schuss und sieht
    voller Entsetzen, wie Cartwright aus der Haustür stürmt. Und
    ebenso wie die Fernsehkamera jedes Detail des frühen Abends
    festgehalten hat, wird Mrs Elliot Ihnen in derselben Genauigkeit
    beschreiben, was im Laufe dieser Nacht geschah.«
    Der Staatsanwalt richtete seine Aufmerksamkeit von den
    Geschworenen auf Fletcher. »In wenigen Augenblicken, wird
    sich der Verteidiger erheben und versuchen, Sie mit seinem
    berühmten Charme und seiner Redekunst zu Tränen zu rühren in
    dem Bemühen, die Geschehnisse irgendwie zu erklären. Aber er
    kann die Leiche eines unschuldigen Mannes nicht wegerklären,
    kaltblütig ermordet von seinem politischen Erzfeind. Er kann die
    im Fernsehen getätigte Aussage ›Ich werde dir den Todesstoß
    versetzen‹ nicht wegerklären. Er kann die Zeugin des Mordes –
    Mr Elliots Witwe Rebecca – nicht wegerklären.«
    Staatsanwalt Ebden richtete seinen Blick auf Nat. »Ich kann
    gut verstehen, wenn Sie für diesen Mann Mitgefühl empfinden,
    doch wenn Sie erst alle Beweise gehört haben, werden Sie nicht
    länger an Mr Cartwrights Schuld zweifeln und dann haben Sie
    keine andere Wahl, als Ihre Pflicht gegenüber dem Staat zu
    erfüllen und ihn für schuldig zu befinden.«
    Es herrschte eine unheimliche Stille im Gerichtssaal, als
    Richard Ebden seinen Platz wieder einnahm. Richter Kravats
    machte sich eine Notiz auf einem Schreibblock und sah dann
    zum Tisch der Verteidigung.
    »Sie möchten doch sicher darauf antworten, Herr Anwalt,
    nicht wahr?«, fragte der Richter und versuchte erst gar nicht, die
    Ironie in seiner Stimme zu verbergen.

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    Fletcher erhob sich, sah dem Richter in die Augen und sagte:
    »Danke nein, Euer Ehren, ich habe nicht die Absicht, ein
    Eröffnungsplädoyer zu halten.«
    Fletcher und Nat saßen schweigend mitten in dem Tumult, der
    daraufhin im Gerichtssaal ausbrach. Der Richter schlug
    mehrmals mit dem Hammer auf und versuchte, die Anwesenden
    zur Ordnung zu rufen. Fletcher warf einen Blick zum Tisch der
    Anklage und zu Richard Ebden, der sich mit seinen Assistenten
    beriet. Der Richter versuchte, sein Lächeln zu unterdrücken,
    sobald ihm klar wurde, was für einen geschickten Schachzug der
    Verteidiger gemacht hatte – das Team der Anklage war völlig
    aufgelöst. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den
    Staatsanwalt.
    »Mr Ebden, in diesem Fall möchten Sie vielleicht Ihren ersten
    Zeugen aufrufen«, sagte er nüchtern.
    Ebden erhob sich, nicht mehr ganz so zuversichtlich, da ihm
    jetzt klar war, was Fletcher plante. »Euer Ehren, unter diesen
    ungewöhnlichen Umständen beantrage ich eine Vertagung.«
    »Einspruch, Euer Ehren«, rief Fletcher und stand rasch auf.
    »Der Staatsanwalt hatte mehrere Monate, um seinen Fall
    vorzubereiten. Sollen wir jetzt glauben, dass er nicht einmal mit
    einem einzigen Zeugen aufwarten kann?«
    »Ist dem so, Mr Ebden?«, fragte der Richter. »Sind Sie nicht in
    der Lage, Ihren ersten Zeugen aufzurufen?«
    »Das ist korrekt, Euer Ehren. Unser erster Zeuge ist Don
    Culver, der Polizeichef, und wir wollten ihn erst dann von
    seinen wichtigen Pflichten fortrufen, wenn es absolut notwendig
    ist.«
    Schon war Fletcher wieder auf den Beinen. »Es ist absolut
    notwendig, Euer Ehren. Er ist der Polizeichef und hier handelt
    es sich um einen Mordprozess. Daher verlange ich, dass die
    Klage abgewiesen wird, da es offenbar keine polizeilichen
    Beweise gibt, die dem Gericht vorgelegt werden können.«

    566
    »Netter Versuch, Mr Davenport«, sagte der Richter, »aber da
    spiele ich nicht mit. Mr Ebden, ich komme Ihrer Bitte um
    Vertagung nach. Das Gericht vertagt sich bis nach der
    Mittagspause und falls der Polizeichef dann nicht unter uns
    weilt, werde ich seine Aussage für unzulässig erklären.« Ebden
    nickte, unfähig, seine Scham zu verbergen.
    »Erheben Sie sich«, rief der Gerichtsdiener. Richter Kravats
    sah auf seine Uhr, dann verließ er den Gerichtssaal.
    »Die erste Runde geht an uns«, meinte Tom, als das Team des
    Staatsanwalts aus dem Saal eilte.
    »Möglich«, erwiderte Fletcher, »aber wir brauchen mehr als
    Pyrrhussiege, wenn wir die letzte Schlacht gewinnen wollen.«

    *

    Nat hasste es zu warten und saß schon lange vor dem Ende der
    Mittagspause wieder auf seinem Stuhl. Er sah zum Tisch der
    Anklage, wo Richard Ebden ebenfalls bereits Platz genommen
    hatte. Er würde denselben Fehler kein zweites Mal begehen.
    Aber ob Ebden

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