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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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da hinter dem

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    Steuer eingeklemmt war. Da sie nicht glaubten, dass der Senator
    etwas getrunken hatte, gingen sie davon aus, dass er am Steuer
    eingeschlafen sein musste. Es gab keine Bremsspuren auf der
    Straße und es war kein anderes Fahrzeug an dem Unfall
    beteiligt.
    Die Sanitäter funkten ins Krankenhaus und als man dort die
    Identität des Opfers erfuhr, beschloss der Dienst habende Arzt,
    Ben Renwick zu wecken. Angesichts seines höheren Ranges
    ging Renwick davon aus, nur dann geweckt zu werden, wenn
    kein anderer Chirurg seines Kalibers zur Verfügung stand.
    »Wie viele Menschen waren in dem Auto?«, war
    Dr. Renwicks erste Frage.
    »Nur der Senator«, wurde ihm zügig geantwortet.
    »Warum zur Hölle fährt er zu dieser nachtschlafenden Zeit
    allein im Auto?«, brummte Renwick. »Wie schwer ist er
    verletzt?«
    »Mehrere Knochenbrüche, unter anderem drei gebrochene
    Rippen und der linke Knöchel«, berichtete der Dienst habende
    Arzt. »Ich mache mir jedoch mehr Sorgen um den Blutverlust.
    Die Jungs von der Feuerwehr haben fast eine Stunde gebraucht,
    um ihn aus dem Wrack zu schneiden.«
    »Okay, sorgen Sie dafür, dass mein Team einsatzbereit ist,
    wenn ich eintreffe. Ich rufe Mrs Davenport an.« Er zögerte kurz.
    »Eigentlich sollte ich wohl beide Mrs Davenports anrufen.«

    *

    Annie stand in dem beißend kalten Wind vor der Notaufnahme,
    als sie den Krankenwagen auf sich zukommen sah. Die
    Motorradpolizisten in dessen Begleitung ließen sie wissen, dass

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    ihr Mann endlich eingeliefert wurde. Fletcher hatte zwar das
    Bewusstsein noch nicht wiedererlangt, aber sie erlaubten ihr,
    seine schlaffe Hand zu halten, während sie ihn in den
    Operationssaal rollten. Als Annie sah, in welchem Zustand sich
    Fletcher befand, glaubte sie nicht, dass ihn noch jemand retten
    konnte.
    Warum hatte sie an der Wohltätigkeitsveranstaltung
    teilgenommen, wo sie doch in Madison an der Seite ihres
    Mannes hätte sein sollen? Wann immer sie Fletcher begleitete,
    fuhr sie ihn nach Hause. Warum hatte sie nur auf ihn gehört, als
    er ihr versicherte, er würde die Fahrt genießen – er habe dann
    Zeit, um nachzudenken, und außerdem sei es ja nur eine kurze
    Strecke. Nur fünf Meilen vor ihrem Haus war er von der Straße
    abgekommen.
    Ruth Davenport traf wenige Augenblicke später im
    Krankenhaus ein. Nachdem sie mit dem Verwaltungsleiter
    gesprochen hatte, konnte Ruth Annie eines versichern: »Fletcher
    könnte in keinen besseren Händen als denen von Ben Renwick
    sein. Er ist einfach der Beste im Staat.« Sie sagte ihrer
    Schwiegertochter allerdings nicht, dass man Renwick nur aus
    dem Bett holte, wenn die Chancen, den Patienten am Leben zu
    halten, gering waren. Ben Renwick war der Mann fürs Grobe.
    Martha Gates traf als Nächste ein und Ruth erzählte auch ihr,
    dass sich Fletcher drei Rippen und den linken Knöchel
    gebrochen und sich einen Milzriss zugezogen hatte, jedoch sei
    es der Blutverlust, der den Ärzten das größte Kopfzerbrechen
    bereitete.
    »Ein Krankenhaus, das so groß ist wie St Patrick, verfügt doch
    bestimmt über eine Blutbank, die mit einem solchen Problem
    fertig wird?«
    »Normalerweise ja«, erwiderte Ruth, »aber Fletcher hat AB
    negativ, die seltenste aller Blutgruppen. Wir haben zwar immer
    einen kleinen Vorrat, aber als letzte Woche dieser Schulbus in

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    Höhe von New London von der Route 95 abkam und der
    Busfahrer und sein Sohn AB negativ waren, bestand Fletcher als
    Erster darauf, unseren ganzen Vorrat sofort ins Krankenhaus
    von New London zu bringen. Wir hatten einfach noch keine
    Zeit, den Vorrat wieder aufzufüllen.«
    Ein
    Scheinwerfer
    flammte
    auf
    und
    erhellte
    den
    Krankenhauseingang. »Die Geier sind eingetroffen«, sagte Ruth,
    als sie aus dem Fenster sah. Sie drehte sich zu ihrer
    Schwiegertochter um. »Annie, ich denke, du solltest mit ihnen
    reden. Das könnte unsere einzige Chance sein, noch rechtzeitig
    einen Blutspender zu finden.«

    *

    Als Su Ling am Sonntagmorgen aufstand, beschloss sie, Nat erst
    in letzter Sekunde zu wecken – schließlich hatte sie keine
    Ahnung, wie spät er ins Bett gekrochen war.
    Sie setzte sich in die Küche, brühte sich frischen Kaffee auf
    und las die Sonntagszeitung. Fletchers Rede schien bei den
    Einwohnern von Madison auf Beifall gestoßen zu sein und die
    neueste Umfrage zeigte, dass Fletcher einen Prozentpunkt
    aufgeholt hatte und Nat nur noch mit drei Prozentpunkten
    führte.
    Su Ling nippte an ihrem Kaffee, dann

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