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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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ging weiter auf das Privatzimmer zu, den Blick
    fest auf die Feuertreppe am anderen Ende des Flurs gerichtet.
    Nachdem sie Mrs Davenports Tür passiert hatte, versuchte sie,
    ihr Tempo nicht zu erhöhen. Sie hatte nur noch wenige Meter
    vor sich, als sie eine Stimme hörte, die sie sofort erkannte.
    »Miss Nichol?«
    Sie erstarrte, den Blick immer noch auf die Feuertreppe
    gerichtet, und ging ihre Optionen durch. Dann drehte sie sich zu
    Mr Davenport um.
    »Ich glaube, wir sollten uns unter vier Augen unterhalten.« Mr
    Davenport trat in eine Nische auf der anderen Seite des Flures in
    der Annahme, dass sie ihm folgen würde. Miss Nichol fürchtete,
    ihre Beine würden ihr den Dienst versagen, lange bevor sie ihm
    gegenüber auf einen Stuhl sank. Sie konnte aus dem Ausdruck
    auf seinem Gesicht nicht erkennen, ob ihm klar war, dass sie die
    Schuldige war. Aber in Mr Davenports Gesichtszügen konnte
    man ja nie lesen. Es lag nicht in seinem Wesen, etwas zu
    verraten, und das vermochte er auch in seinem Privatleben nicht
    zu ändern. Miss Nichol konnte ihm nicht in die Augen sehen,
    also starrte sie über seine linke Schulter und beobachtete
    Dr. Greenwood, hinter dem sich in diesem Moment die
    Aufzugstüren schlossen.
    »Vermutlich wissen Sie, was ich Sie fragen will«, sagte Mr
    Davenport.
    »Ja, das tue ich«, gab Miss Nichol zu und fragte sich, ob sie
    jemals wieder eine Anstellung finden würde und ob sie
    vielleicht gar im Gefängnis landete.
    Als Dr. Greenwood zehn Minuten später wieder auftauchte,
    wusste Miss Nichol genau, was mit ihr geschehen würde, wohin
    es sie verschlagen würde.

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    »Wenn Sie darüber nachgedacht haben, Miss Nichol, dann
    rufen Sie mich doch in meinem Büro an. Falls Ihre Antwort Ja
    lautet, muss ich mit meinen Anwälten reden.«
    »Ich habe bereits darüber nachgedacht«, erwiderte Miss
    Nichol. Diesmal sah sie Mr Davenport direkt in die Augen. »Die
    Antwort lautet Ja. Ich wäre entzückt, wenn ich für Ihre Familie
    als Kindermädchen arbeiten dürfte.«

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    SUSAN HIELT NAT IM ARM. Sie konnte ihren Kummer
    einfach nicht verdrängen. Und sie war es leid, dass all ihre
    Freunde und Verwandten ihr rieten, Gott dankbar zu sein, dass
    wenigstens ein Kind überlebt hatte. Konnten sie denn nicht
    verstehen, dass Peter tot war und sie einen Sohn verloren hatte?
    Michael hoffte, seine Frau würde den Verlust überwinden,
    sobald sie das Krankenhaus verlassen hatte und nach Hause
    zurückgekehrt war. Aber so kam es nicht. Susan sprach
    unaufhörlich von ihrem anderen Sohn und bewahrte ein Foto
    von den beiden Jungen neben dem Bett auf.
    Miss Nichol besah sich das Foto sehr genau, als es im
    Hartford Courant veröffentlicht wurde. Sie stellte zu ihrer
    Erleichterung fest, dass zwar beide Jungs den eckigen
    Unterkiefer ihres Vaters geerbt hatten, aber Andrews Haar war
    lockig und blond, während Nats Haare glatt waren und sich
    schon dunkel färbten. Josiah Preston rettete die Situation, indem
    er ständig anmerkte, sein Enkel habe in der großen Tradition der
    Prestons seine Nase und seine ausgeprägte Stirn geerbt. Miss
    Nichol wiederholte diese Bemerkung unablässig vor
    kriecherischen Verwandten und schmeichlerischen Angestellten,
    eingeleitet von den Worten: »Wie Mr Preston stets zu sagen
    pflegt …«
    Schon zwei Wochen nach ihrer Rückkehr übte Ruth Davenport
    wieder ihr Amt als Vorsitzende der Krankenhausstiftung aus
    und machte sich sofort daran, das Versprechen ihres Ehemannes
    einzulösen und eine neue Entbindungsstation für St Patrick zu
    bauen.
    In der Zwischenzeit nahm Miss Nichol jede Arbeit an, wie
    niedrig auch immer, solange es nur Ruth erlaubte, ihren
    Aktivitäten außerhalb des Hauses nachzugehen, während sie

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    sich um Andrew kümmerte. Miss Nichol wurde die
    Kinderschwester des Jungen, seine Ratgeberin, Wächterin und
    Gouvernante. Doch kein Tag verging, an dem sie nicht
    fürchtete, dass die Wahrheit schlussendlich ans Licht kommen
    könnte.
    Richtig mit der Angst bekam es Miss Nichol zum ersten Mal
    zu tun, als Mrs Cartwright anrief und ihr mitteilte, dass sie eine
    Geburtstagsfeier für ihren Sohn ausrichtete und ob Andrew nicht
    daran teilnehmen wolle, wo er doch am selben Tag auf die Welt
    gekommen sei.
    »Wie freundlich von Ihnen«, erwiderte Miss Nichol, ohne mit
    der Wimper zu zucken, »aber Andrew feiert seine eigene
    Geburtstagsparty und ich bedauere sehr, dass Nat nicht zu uns
    kommen kann.«
    »Nun, richten Sie Mrs Davenport bitte meine

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