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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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sich Nat, ob Toms Scherze über seine Liebe
    zu Su Ling nicht etwas über seine wahren Gefühle verrieten. Er
    sah zu seinem Trauzeugen auf, erinnerte sich, wie er sich damals
    an ihrem ersten Tag in Taft neben den verheulten, kleinen
    Jungen ans Ende der Reihe gesetzt hatte, weil er zu spät

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    gekommen war – Danke, Mutter! Er musste daran denken, wie
    viel Glück er hatte, solch einen Freund zu besitzen, und er
    hoffte, ihm bald denselben Dienst erweisen zu können.
    Tom wurde herzlich zugejubelt, als er sich setzte und den Weg
    für den Bräutigam frei machte.
    Nat begann seine Rede mit einem Dank an Mr und Mrs
    Russell für ihre Großzügigkeit und ihre Erlaubnis, ihr herrliches
    Heim für den Empfang zu nutzen. Er dankte seiner Mutter für
    ihre Klugheit und seinem Vater für sein Aussehen, was ihm
    Applaus und Gelächter einbrachte. »Aber am meisten danke ich
    Su Ling, weil sie den falschen Weg eingeschlagen hat, und
    meinen Eltern für eine Erziehung, die mich veranlasste, ihr zu
    folgen und sie zu warnen, dass sie einen Fehler begeht.«
    »Es war ein weitaus größerer Fehler, dass sie dir den Hügel
    hinauf hinterherjagte«, warf Tom ein.
    Nat wartete, bis die Lacher aufhörten, bevor er fortfuhr: »Ich
    habe mich in dem Augenblick in Su Ling verliebt, als ich sie
    sah, ein Gefühl, das eindeutig nicht erwidert wurde, aber wie ich
    bereits erklärte, bin ich mit dem Aussehen meines Vaters
    gesegnet. Lassen Sie mich damit enden, dass ich Sie hiermit alle
    zu unserer Goldenen Hochzeit am 11. Juli 2024 einlade.« Er
    schwieg kurz. »Nur Weicheier und die, die es wagen sollten,
    vorher zu sterben, sind entschuldigt.« Er hob sein Glas. »Auf
    meine Frau Su Ling.«
    Als Su Ling nach oben verschwand, um sich umzuziehen,
    fragte Tom Nat endlich, wo sie die Flitterwochen verbringen
    wollten.
    »Korea«, flüsterte Nat. »Wir haben vor, das Dorf zu suchen, in
    dem Su Ling geboren wurde. Vielleicht können wir
    Familienangehörige aufspüren. Aber wir haben es Su Lings
    Mutter nicht erzählt – wir wollen sie bei unserer Rückkehr damit
    überraschen.«

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    Dreihundert Gäste strömten ins Freie, um in der Auffahrt zu
    applaudieren, als der Wagen mit Braut und Bräutigam auf der
    Fahrt zum Flughafen in der Ferne verschwand.
    »Ich frage mich, wo sie ihre Flitterwochen verbringen«, sagte
    Su Lings Mutter.
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Tom.

    *

    Fletcher hielt Annie im Arm. Ein Monat war seit der Beerdigung
    von Harry Robert vergangen und immer noch gab sie sich die
    Schuld.
    »Das ist nicht fair«, widersprach Fletcher. »Wenn jemand
    Schuld hat, dann ich. Sieh dir den Stress an, unter dem Joanna
    bei der Geburt stand. Das hat bei ihr keinen Unterschied
    gemacht.« Aber Annie ließ sich nicht trösten. Der Arzt ließ
    Fletcher wissen, wie das Problem am schnellsten zu lösen sei,
    und Fletcher folgte seinen Anweisungen begeistert.
    Mit jedem Tag, der verging, wurde Annie etwas stärker, aber
    ihr einziges Interesse galt der Unterstützung ihres Mannes und
    seinem Vorsatz, Jahrgangsbester zu werden. »Das schuldest du
    Karl Abrahams«, rief sie ihm in Erinnerung. »Er hat viel in dich
    investiert und es gibt nur eine Möglichkeit, wie du das wieder
    gutmachen kannst.«
    Annie brachte ihren Mann dazu, während der Semesterferien
    im Sommer vor seinem Abschlussjahr Tag und Nacht zu
    arbeiten. Sie wurde seine Assistentin und Quellenforscherin,
    blieb gleichzeitig seine Geliebte und Freundin. Annie ignorierte
    seinen Rat nur, sobald er sie drängte, ihr Studium wieder
    aufzunehmen.

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    »Nein«, erklärte Annie, »ich will nur deine Frau sein und, so
    Gott will, eines Tages …«

    *

    Sobald Fletcher nach Yale zurückgekehrt war, sah er ein, dass es
    nun nicht mehr allzu lange dauern würde, bevor er sich der
    Fleischbeschau stellen musste. Obwohl ihn bereits mehrere
    Kanzleien zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und ein
    oder zwei ihm sogar unbesehen eine Stelle angeboten hatten,
    wollte Fletcher nicht in Dallas oder Denver, Phoenix oder
    Pittsburgh arbeiten. Doch die Wochen verstrichen und er hörte
    nichts von Alexander Dupont & Bell. Seine Hoffnungen
    schwanden und er kam zu dem Schluss, dass er langsam auf das
    Bewerberkarussell aufspringen musste, wenn er in eine der
    großen Kanzleien eintreten wollte.
    Jimmy hatte bereits über fünfzig Briefe verschickt und bislang
    erst drei Antworten erhalten; in keiner davon wurde ihm eine
    Stelle angeboten. Er hätte sich mit Dallas oder Denver,

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