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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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mischte sich für mich mit der normalen Welt. Die Dämonen hatten in der Duat glutrote Seelen und sahen wie eine Armee Geburtstagskerzen aus. An der Stelle, wo Carter in der sterblichen Welt stand, stand in der Duat ein Falkenkrieger – kein Avatar, sondern das Original mit gefiedertem Kopf, spitzem, blutbeflecktem Schnabel und glänzenden schwarzen Augen. Über sein Schwert flackerte goldenes Licht. Was Seth betraf – stellt euch vor, man hätte einen Sandberg mit Benzin übergossen, in Brand gesteckt und das alles würde im größten Mixer der Welt herumwirbeln. Das war Seth in der Duat – eine Säule von so zerstörerischer Kraft, dass die Steine zu seinen Füßen brodelten und Blasen warfen.
    Ich habe keine Ahnung, wie ich aussah, aber ich fühlte mich stark. Die Kraft der Maat durchflutete mich; ich kannte die Göttlichen Worte. Ich war Sadie Kane und stammte von den Pharaonen ab. Und ich war Isis, Göttin der Magie, die Besitzerin geheimer Namen.
    Als Carter sich die Pyramide hinaufkämpfte, prahlte Seth: »Allein kannst du mich nicht aufhalten, Horus – vor allem nicht in der Wüste, der Quelle meiner Kraft!«
    »Da hast du Recht!«, rief ich.
    Seth drehte sich um, sein Gesichtsausdruck war zum Totlachen. Ich hob meinen Zauberstab und mein Zaubermesser und konzentrierte mich auf meine magischen Fähigkeiten.
    »Bloß ist Horus nicht allein«, fuhr ich fort. »Und wir werden nicht in der Wüste gegen dich kämpfen.«
    Ich schlug meinen Stab auf die Steine und rief: »Washington, D. C.!«
    Die Pyramide erbebte. Einen Moment lang passierte weiter nichts.
    Seth schien zu begreifen, was ich vorhatte. Er lachte nervös. »Zaubereinmaleins, Sadie Kane. Während der Dämonentage kannst du kein Portal öffnen!«
    »Ein Sterblicher nicht«, stimmte ich zu. »Eine Göttin der Magie allerdings schon.«
    Über uns zuckten Blitze in der Luft. Der höchste Punkt der Höhle verwandelte sich in einen wirbelnden Sandstrudel von den Ausmaßen der Pyramide.
    Die Dämonen hörten zu kämpfen auf und starrten erschrocken nach oben. Magier fingen mitten in ihren Zauberformeln zu stottern an, ihnen klappte vor Ehrfurcht die Kinnlade herunter.
    Der Strudel war so stark, dass er Blöcke aus der Pyramide riss und sie in den Sand hineinzog. Anschließend senkte sich das Portal wie ein riesiger Deckel herab.
    »Nein!«, brüllte Seth. Er zielte mit Flammen darauf, dann drehte er sich zu mir und schleuderte Steine und Blitze nach mir, aber es war zu spät. Das Portal verschluckte uns alle.
    Die Welt schien plötzlich auf dem Kopf zu stehen. Kurz überlegte ich, ob ich mich fatal verschätzt hatte – ob Seths Pyramide im Portal explodieren und ich für alle Ewigkeit als Milliarde kleiner Sadiesandkörnchen durch die Duat fliegen würde. Doch schließlich tauchten wir mit einem Überschallknall in der kalten Morgenluft auf, der Himmel über uns war strahlend blau. Unter uns erstreckten sich die schneebedeckten Rasenflächen der National Mall in Washington, D. C.
    Bis auf Risse in den Außenwänden war die rote Pyramide unbeschädigt. Der goldene Schlussstein leuchtete und versuchte, seine Zauberkraft aufrechtzuerhalten, aber wir waren nicht mehr in Phoenix. Die Pyramide war aus ihrer Kraftquelle, der Wüste, herausgerissen worden, stattdessen ragte vor uns das Standardportal für Nordamerika auf, der große weiße Obelisk, der stärkste Knotenpunkt von Maat auf dem Kontinent: das Washington Monument.
    Seth schrie mir auf Altägyptisch etwas zu, das ich nicht verstand. Mit ziemlicher Sicherheit war es kein Kompliment.
    »Ich reiß dir Arme und Beine aus den Gelenken!«, wiederholte er auf Englisch. »Ich werde –«
    »Sterben?«, schlug Carter vor. Er stellte sich hinter Seth und schwang sein Schwert. Die Klinge schlitzte Seths Panzer in Rippenhöhe auf – kein tödlicher Treffer, aber er genügte, um den roten Gott aus dem Gleichgewicht zu bringen und ihn die Seitenwand seiner Pyramide herunterstürzen zu lassen. Carter warf sich ihm hinterher. In der Duat konnte ich Bogen weißer Energie erkennen, die vom Washington Monument in den Horusavatar flossen und ihn mit neuer Kraft aufluden.
    »Das Buch, Sadie!«, schrie Carter. »Jetzt mach schon!«
    Wahrscheinlich war ich noch benommen, weil ich das Portal herbeigerufen hatte, denn Seth kapierte wesentlich schneller als ich, was Carter meinte.
    »Nein!«, brüllte der rote Gott. Im nächsten Moment stürzte Carter sich auf ihn und hielt ihn zurück. Die Steine der Pyramide

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