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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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langer Zeit passiert war. »Es ist auch sehr schwer, ihnen zu widerstehen.«
    »Sie sprechen perfekt Englisch«, stellte ich fest.
    Iskander lächelte. »Woher willst du wissen, dass ich Englisch spreche? Vielleicht sprichst ja auch du Griechisch.«
    Ich hoffte, dass er das scherzhaft meinte, aber ich war nicht sicher. Er schien so zerbrechlich und warmherzig, und trotzdem … war es, als säße man neben einem Atomreaktor. Ich hatte das Gefühl, dass in ihm mehr Gefahren lauerten, als ich wissen wollte.
    »Sie sind nicht wirklich so alt, oder?«, fragte ich. »Also alt genug, um sich an die Ptolemäerzeit zu erinnern?«
    »Doch, genau so alt bin ich, Liebes. Ich wurde während der Herrschaft von Kleopatra VII. geboren.«
    »Wie soll das denn gehen?«
    »Es ist wirklich wahr. Es war sehr schmerzvoll, die letzten Tage Ägyptens zu erleben und zu sehen, wie diese tollkühne Königin unser Reich schließlich an die Römer verloren hat. Ich war der letzte Magier, der ausgebildet wurde, bevor sich das Lebenshaus in den Untergrund zurückzog. Viele unserer mächtigsten Geheimnisse gingen verloren, auch der Zauberspruch, mit dem mein Meister mein Leben zu verlängern pflegte. Magier leben auch heute noch lange – manchmal Jahrhunderte. Ich bin jedoch seit zwei Jahrtausenden am Leben.«
    »Sie sind also unsterblich?«
    Sein Gekicher verwandelte sich in einen fürchterlichen Husten. Er krümmte sich und hielt die Hände vor den Mund. Ich hätte ihm gern geholfen, aber ich hatte keine Ahnung, wie. Die leuchtenden Hieroglyphen um ihn herum fingen zu flackern an und verblassten.
    Schließlich hörte der Husten auf.
    Er holte zitternd Luft. »Wohl kaum unsterblich, meine Liebe. Genau genommen …« Seine Stimme versagte. »Aber das ist nicht wichtig. Was hast du in deiner Vision gesehen?«
    Vermutlich hätte ich den Mund halten sollen. Ich wollte nicht in ein Krabbelvieh verwandelt werden, weil ich gegen irgendein Gesetz verstoßen hatte, und die Vision hatte mir Angst eingejagt – vor allem der Moment, als ich mich in einen Raubvogel verwandelt hatte. Doch beim Anblick von Iskanders gütigem Gesicht fiel es mir schwer, ihm etwas zu verheimlichen. Schließlich erzählte ich ihm alles. Na ja, fast alles. Den Teil mit dem gut aussehenden Jungen ließ ich aus. Ja, ich weiß, es ist albern, aber es war mir peinlich . Vermutlich war da meine eigene durchgeknallte Einbildung am Werk gewesen, denn alte ägyptische Götter können unmöglich so hammermäßig ausgesehen haben.
    Iskander blieb einen Moment sitzen und klopfte mit seinem Stab auf die Stufen. »Du hast ein sehr altes Ereignis gesehen, Sadie – wie Seth den Thron Ägyptens mit Gewalt an sich gerissen hat. Weißt du, er versteckte den Sarg von Osiris und Isis hat die ganze Welt nach ihm abgesucht.«
    »Und hat sie ihn irgendwann wiederbekommen?«
    »Nicht so ganz. Osiris wurde zwar wieder zum Leben erweckt – aber nur in der Unterwelt. Er wurde der König der Toten. Als ihr Sohn, Horus, heranwuchs, forderte er von Seth den Thron Ägyptens und nach vielen Schlachten gewann er. Deshalb wird Horus ›der Rächer‹ genannt. Wie ich sagte – eine alte Geschichte, aber eine, die sich oft wiederholt.«
    »Wiederholt?«
    »Die Götter folgen Mustern. In mancher Hinsicht handeln sie sehr vorhersagbar: Sie tragen durch alle Zeitalter dieselben Streitigkeiten aus, dieselben Eifersüchteleien. Nur das Bühnenbild verändert sich und die Gastgeber.«
    Da war das Wort wieder: Gastgeber . Mir fiel die arme Frau ein, die sich in dem New Yorker Museum in die Göttin Selket verwandelt hatte.
    »In meiner Vision«, sagte ich, »waren Isis und Osiris verheiratet. Horus sollte bald als ihr Sohn geboren werden. Doch in einer anderen Geschichte, die Carter mir erzählt hat, waren sie alle drei Geschwister, Kinder der Himmelsgöttin.«
    »Ja«, sagte Iskander. »Für diejenigen, denen das Wesen der Götter fremd ist, kann das verwirrend sein. Aber Götter können nicht in ihrer wahren Erscheinungsform auf der Erde wandeln – zumindest nicht länger als ein paar Augenblicke. Sie brauchen Gastkörper.«
    »Menschen, wollen Sie damit sagen.«
    »Oder mächtige Gegenstände. Statuen zum Beispiel, Amulette, Denkmäler, bestimmte Automodelle. Aber sie bevorzugen die menschliche Gestalt. Weißt du, Götter verfügen über große Macht, doch nur die Menschen sind schöpferisch und haben die Kraft, die Geschichte zu verändern, statt sie nur zu wiederholen. Menschen können … wie sagt ihr

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