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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Bruder, müsste dann zugeben, dass er der rechtmäßige König der Götter war.
    Nur Isis schien besorgt. Sie legte die Hand auf die Schulter ihres Gatten. »Mein Gebieter, tut es nicht. Seth ist keiner, der Geschenke vorbeibringt.«
    »Was für eine Beleidigung!« Seth klang wirklich betroffen. »Darf ich nicht den Geburtstag meines Bruders feiern? Sind wir uns so fremd geworden, dass ich mich beim König nicht einmal entschuldigen darf?«
    Osiris lächelte Isis an. »Meine Liebe, es ist bloß ein Spiel. Mach dir keine Sorgen.«
    Er erhob sich von seinem Thron. Als er auf die Kiste zuging, applaudierten die Götter.
    »Lang lebe Osiris, der große Osiris!«, rief Seth.
    Der König der Götter kletterte in die Kiste. Als er in meine Richtung sah, nur einen Augenblick lang, hatte er das Gesicht meines Vaters.
    Nein! , dachte ich. Tu es nicht!
    Doch Osiris legte sich hinein. Der Sarg passte ihm wie angegossen.
    Die Götter jubelten ihm zu, doch bevor sich Osiris wieder erheben konnte, klatschte Seth in die Hände. Über der Kiste erschien ein goldener Deckel und verschloss sie mit einem Knall.  
    Osiris brüllte wutentbrannt, doch seine Schreie wurden erstickt.
    Entlang des Deckels schnappten goldene Riegel zu. Die anderen Götter drängten nach vorn, um einzuschreiten – selbst der Junge in Schwarz, den ich vorher gesehen hatte, tauchte wieder auf –, aber Seth war schneller. Er stampfte so fest mit dem Fuß auf, dass der Steinboden bebte. Die Götter fielen wie Dominosteine übereinander. Als die Wolfsmänner ihre Speere zückten, stoben alle in Panik auseinander.
    Dann sprach Seth einen Zauber und aus dem Nichts erschien ein brodelnder Kessel. Er goss seinen Inhalt über den Sarg – geschmolzenes Blei überzog und versiegelte die Kiste und die Temperatur im Inneren heizte sich wahrscheinlich auf über fünfhundert Grad auf.
    »Du Schurke!«, jammerte Isis. Sie ging auf Seth zu und wollte einen Fluch ausstoßen, doch Seth hob die Hand. Isis fasste sich an den Mund, als würde sie ersticken, und presste von einer unsichtbaren Kraft gesteuert die Lippen aufeinander.
    »Nicht heute, schöne Isis«, säuselte Seth. »Heute bin ich König. Und dein Kind wird niemals geboren werden!«
    Plötzlich löste sich eine andere Göttin aus der Menge – eine schmale Frau in einem blauen Kleid. »Mein Gatte, nein!«
    Sie stürzte sich auf Seth und brachte ihn zu Fall. Isis fiel zu Boden und japste nach Luft. Die andere Göttin brüllte: »Flieh!«
    Isis rappelte sich auf, drehte sich um und rannte davon.
    Seth stand auf. Ich glaubte, er würde die Göttin in Blau schlagen, doch er knurrte sie nur wütend an: »Einfältiges Weib! Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
    Er stampfte noch einmal mit dem Fuß auf, daraufhin versank der goldene Sarg im Boden.
    Seth rannte Isis hinterher. Vor dem Palast verwandelte sie sich in einen kleinen Raubvogel und stieg in die Luft auf. Seth fuhr Dämonenschwingen aus und nahm die Verfolgung auf.
    Plötzlich war ich der Vogel. Ich war Isis, die verzweifelt über den Nil flog. Ich konnte Seth hinter mir spüren – er kam näher. Immer näher.
    Du musst fliehen , sagte die Stimme von Isis in meinem Kopf. Räche Osiris. Kröne Horus zum König!
    Genau in dem Moment, als ich dachte, mein Herz würde zerspringen, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Die Bilder verflüchtigten sich.
    Der alte Meister, Iskander, stand neben mir, sein Gesicht war vor Besorgnis verzerrt. Rings um ihn tanzten leuchtende Hieroglyphen.
    »Verzeih, dass ich dich störe«, sagte er in einwandfreiem Englisch. »Aber du wärst um ein Haar gestorben.«
    Da gaben meine Beine nach und ich verlor das Bewusstsein.
    Als ich aufwachte, lag ich zusammengerollt zu Iskanders Füßen auf den Stufen vor dem leeren Thron. Wir waren allein im Gang, der bis auf das Licht der Hieroglyphen, die immer um ihn zu schweben schienen, fast dunkel war.
    »Willkommen zurück im Leben!«, begrüßte er mich. »Du kannst von Glück sagen, dass du überlebt hast.«
    Da war ich mir nicht so sicher. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er in eine Fritteuse gesteckt worden.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich wollte nicht –«
    »Die Bilder anschauen? Trotzdem hast du es gemacht. Dein Ba hat deinen Körper verlassen und ist in die Vergangenheit eingedrungen. Hat man dich nicht gewarnt?«
    »Doch«, räumte ich ein. »Aber … ich fand die Bilder so faszinierend.«
    »Mmm.« Iskander starrte ins Leere, als erinnere er sich an etwas, das vor

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