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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Modernen das doch gleich … über den Tassenrand sehen.«
    »Tellerrand«, schlug ich vor.
    »Genau. Die Verbindung der schöpferischen Kraft der Menschen und der göttlichen Macht kann wunderbar sein. Auf jeden Fall, als Osiris und Isis zum ersten Mal auf der Erde wandelten, waren ihre Gastkörper Bruder und Schwester. Doch menschliche Gastkörper sind eben nicht dauerhaft. Sie sterben. Später in der Geschichte nahmen Isis und Osiris neue Gestalt an – Menschen, die Mann und Frau waren. Horus, der während eines Lebens ihr Bruder war, wurde im neuen Leben als ihr Sohn wiedergeboren.«
    »Ganz schön verwirrend«, sagte ich. »Und ein bisschen eklig.«
    Iskander zuckte mit den Schultern. »Die Götter denken nicht wie die Menschen über Beziehungen. Ihre Gastkörper sind für sie nicht mehr als Kleider, die sie wechseln. Deshalb erscheinen alte Geschichten so konfus. Manchmal werden Götter als Ehepaar beschrieben oder als Geschwister oder als Eltern und Kinder, es hängt von ihren Gastkörpern ab. Der Pharao selbst wurde als lebender Gott bezeichnet. Ägyptologen glauben, dass da eine Menge Propaganda im Spiel war, doch manchmal stimmte es tatsächlich. Die größten Pharaonen wurden Gastkörper für Götter, normalerweise war das Horus. Er schenkte den Pharaonen Macht und Weisheit und ließ sie in Ägypten ein mächtiges Reich errichten.«
    »Aber das ist doch gut, oder nicht? Warum ist es gegen das Gesetz, einen Gott zu beherbergen?«
    Iskanders Gesicht verdüsterte sich. »Götter haben andere Prinzipien als Menschen, Sadie. Sie können ihren Gastgeber überwältigen, ihn regelrecht erschöpfen. Deshalb sterben so viele Gastgeber in jungen Jahren. Tutenchamun, der arme Junge, ist mit neunzehn gestorben. Kleopatra VII. hat es noch schlimmer erwischt. Ohne zu wissen, was sie tat, versuchte sie den Geist von Isis zu beherbergen und es hat sie den Verstand gekostet. In alter Zeit lehrte das Lebenshaus, wie man göttliche Magie einsetzt. Initianden konnten den Weg des Horus studieren oder den von Isis oder Sachmet oder den jedes anderen Gottes, sie lernten, ihre Kräfte gezielt einzusetzen. Damals hatten wir viel mehr Initianden.«
    Iskander sah den verlassenen Gang hinunter, als erkenne er dort vor seinem inneren Auge viele Magier. »Manche Meister konnten die Götter nur von Zeit zu Zeit anrufen. Andere versuchten, dem Geist der Götter ein Zuhause zu geben … mit unterschiedlichem Erfolg. Das letzte Ziel war, zum ›Auge‹ des Gottes zu werden – eine vollkommene Vereinigung zweier Seelen herzustellen, einer sterblichen und einer unsterblichen. Das erreichten selbst unter den Pharaonen, die zu dieser Aufgabe geboren waren, nur sehr wenige. Viele haben sich bei dem Versuch selbst zerstört.« Er drehte seine Handfläche nach oben, sie hatte die ausgeprägteste Lebenslinie, die ich je gesehen habe. »Als Ägypten schließlich den Römern zufiel, wurde uns – mir  – klar, dass die Menschheit, unsere Herrscher und selbst die größten Magier nicht mehr die Willenskraft hatten, die Macht eines Gottes im Zaum zu halten. Die Einzigen, die das könnten …« Seine Stimme versagte.
    »Was?«
    »Nichts, meine Liebe. Ich rede zu viel. So ist das mit alten Männern.«
    »Es geht um Abkömmlinge der Pharaonen, oder?«
    Er musterte mich eindringlich. Seine Augen sahen nicht länger milchig aus, sondern brannten vor Intensität. »Du bist ein erstaunliches junges Mädchen. Du erinnerst mich an deine Mutter.«
    Mir klappte der Kiefer herunter. »Sie haben meine Mutter gekannt?«
    »Selbstverständlich. Sie wurde hier ausgebildet, genau wie dein Vater. Deine Mutter … na ja, sie war nicht nur eine brillante Wissenschaftlerin, sondern besaß auch hellseherische Fähigkeiten. Das ist eine der schwierigsten Formen von Magie und sie war seit Jahrhunderten die Erste, die darüber verfügte.«
    »Hellseherische Fähigkeiten?«
    »Die Fähigkeit, die Zukunft zu sehen. Schwierige Angelegenheit, nie vollkommen, aber sie sah Dinge, die sie veranlassten, Rat bei … ungewöhnlichen Stellen zu suchen, Dinge, die sogar diesen alten Mann hier veranlasst haben, einige lang gehegte Überzeugungen in Frage zu stellen …«
    Er verlor sich wieder in seinen Erinnerungen. Das hatte mich schon bei meinen Großeltern auf die Palme gebracht, doch wenn es sich um einen allmächtigen Magier handelt, der über wertvolle Informationen verfügt, dann kann es einen definitiv in den Wahnsinn treiben.
    »Iskander?«
    Er betrachtete mich mit

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