Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
gesprochen – von dem Glauben, dass wir aus dem Chaos heraus Maat schaffen konnten, selbst wenn es unmöglich schien. Vielleicht war das alles, was wir tun konnten: es weiter zu versuchen, weiter daran zu glauben, dass wir etwas aus dem Verderben retten konnten.
Amos, Zia, Walt, Jaz, Bastet und unsere jungen Auszubildenden … sie alle verließen sich auf uns. Wenn unsere Freunde noch am Leben waren, durfte ich nicht einfach aufgeben. Das war ich ihnen mehr als schuldig.
Während einige ihrer Uschebti Re an Bord trugen, begleitete uns Taweret zur Sonnenbarke.
»Bes, es tut mir leid«, sagte sie. »Ich wünschte, ich könnte mehr für euch tun.«
»Es ist nicht deine Schuld.« Bes streckte den Arm aus, als wolle er ihre Hand schütteln, doch als sich ihre Finger berührten, umklammerte er sie. »Taweret, es war nie deine Schuld.«
Sie schniefte. »Oh, Bes …«
»Wiiieh!« , unterbrach Re, während ihn die Uschebti ins Boot setzten. »Seht mal, die Zebras! Wiiieh! «
Bes räusperte sich.
Taweret entzog ihm ihre Hand. »Ihr – ihr solltet gehen. Vielleicht hält Earu eine Antwort bereit.«
»Earu?«, fragte ich. »Wer ist das denn?«
Taweret lächelte nicht direkt, aber ihre Augen bekamen einen weichen Ausdruck. »Nicht wer, mein Lieber. Wo . Es ist das Siebte Haus. Grüß deinen Vater.«
Meine Stimmung hob sich ein wenig. »Dad wird dort sein?«
»Viel Glück, Carter und Sadie.« Taweret küsste uns auf die Wange, was sich anfühlte, als würde man von einem freundlichen, borstigen, leicht glitschigen kleinen Zeppelin gestreift.
Die Göttin blickte zu Bes und ich wartete nur darauf, dass sie in Tränen ausbrach. Doch stattdessen drehte sie sich um und lief, von ihren Uschebtigefolgt, schnell die Stufen hinauf.
»Wiesel sind krank«, meinte Re nachdenklich.
Mit dieser Äußerung göttlicher Weisheit gingen wir an Bord. Die leuchtenden Mannschaftslichter übernahmen die Ruder und wenig später legte die Sonnenbarke vom Kai ab.
»Essen.« Re fing an, auf einem Stück Seil herumzukauen.
»Nein, das kannst du nicht essen, du alter Widerling«, schalt ihn Sadie.
»Ähm, hallo?«, sagte Bes. »Vielleicht solltest du den König der Götter nicht als alten Widerling beschimpfen.«
»Aber wenn er einer ist«, gab Sadie zurück. »Komm schon, Re. Komm ins Zelt. Ich möchte etwas sehen.«
»Kein Zelt«, brummte er. »Zebras.«
Sadie versuchte ihn am Arm zu fassen, doch er krabbelte von ihr weg und streckte ihr die Zunge heraus. Schließlich zog sie den Krummstab des Pharaos aus meinem Gürtel (natürlich, ohne zu fragen) und wedelte damit herum, als sei er ein Hundeknochen. »Na, willst du den Stab, Re? Einen feinen, leckeren Stab?«
Kraftlos streckte Re die Hand danach aus. Sadie wich schrittweise zurück und irgendwann gelang es ihr, Re in den Pavillon zu locken. In dem Moment, als er das leere Podest erreichte, explodierte rings um ihn ein strahlendes Licht, das mich komplett blendete.
»Carter, schau dir das an!«, rief Sadie.
»Würde ich ja gern, wenn ich könnte.« Ich blinzelte, bis die gelben Flecken vor meinen Augen verschwanden.
Auf dem Podest stand ein Sessel aus geschmolzenem Gold, ein glutroter Thron, in den leuchtend weiße Hieroglyphen eingraviert waren. Er sah genauso aus, wie ihn Sadie in ihrer Vision beschrieben hatte, allerdings war er im wirklichen Leben das schönste und furchterregendste Möbelstück, das ich je gesehen hatte. Die Mannschaftslichter wuselten aufgeregt hin und her und leuchteten heller als je zuvor.
Entweder bemerkte Re den Sessel nicht oder er war ihm egal. Sein Krankenhauskittel hatte sich in ein majestätisches Gewand mit goldenem Kragen verwandelt, trotzdem sah er noch immer wie ein gebrechlicher alter Mann aus.
»Setz dich doch«, bot ihm Sadie an.
»Will nich sitzen«, brummte er.
»Das war ja schon fast ein vollständiger Satz«, sagte ich. »Vielleicht ist das ein gutes Zeichen?«
»Zebras!« Re schnappte sich den Krummstab von Sadie und humpelte »Wiiieh! Wiiieh!« schreiend über das Deck.
»Lord Re!«, rief Bes. »Vorsicht!«
Ich überlegte, ob ich den Sonnengott festhalten sollte, bevor er über Bord ging, aber ich hatte keine Ahnung, wie die Mannschaft darauf reagieren würde. Re löste das Problem für uns. Er knallte gegen den Mast und fiel aufs Deck.
Wir stürzten alle zu ihm, doch der alte Gott schien nur etwas benommen zu sein, er sabberte und brummelte vor sich hin.
Wir führten ihn zum Pavillon zurück und setzten ihn auf seinen
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