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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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vor.«
    Ich hatte keine Ahnung, wie sie das beurteilen wollte, aber ich konzentrierte mich weiter auf die Schriftrolle. Ich beschrieb, wie Res Sonnenbarke über den Himmel gesegelt war. Ich sprach von seiner königlichen Weisheit und den Kämpfen, in denen er Apophis besiegt hatte.
    Schweißperlen rannen mir übers Gesicht. Meine Augen begannen zu brennen. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht wirklich brannten.
    Als ich zu der Zeile kam: »Re, der Zenit der Sonne …«, wurde mir bewusst, dass wir vor einer Tür stehen geblieben waren.
    Sie unterschied sich durch nichts von den anderen Türen, trotzdem stieß ich sie auf und ging hinein. Ich las weiter, obwohl ich mich rasch dem Ende des Zauberspruchs näherte.
    Im Zimmer war es dunkel. Im flackernden Licht von Tawerets Fackel sah ich den ältesten Mann der Welt in einem Bett schlafen – sein Gesicht war verschrumpelt, seine Arme wirkten wie Stöcke, seine Haut war so durchscheinend, dass ich jede Vene sehen konnte. Einige der Mumien in Baharija hatten lebendiger ausgesehen als diese alte Hülle.
    »Das Licht des Re kehrt zurück«, las ich. Ich nickte in Richtung der dicht verhängten Fenster und zum Glück begriffen Bes und Carter, was ich von ihnen wollte. Sie zogen die Vorhänge zurück und das rote Licht des Feuersees flutete ins Zimmer. Der alte Mann rührte sich nicht. Seine Lippen waren aufeinandergepresst, als hätte man sie ihm zusammengenäht.
    Ich stellte mich neben sein Bett und las weiter. Ich beschrieb Res Erwachen im Morgengrauen, wie er auf seinem Thron saß, während sich das Boot in den Himmel erhob, und wie sich die Pflanzen der Sonnenwärme zuneigten.
    »Es funktioniert nicht«, murmelte Bes.
    Ich bekam Panik. Es waren nur noch zwei Zeilen. Ich konnte spüren, wie die Macht des Zaubers sich zurückzog und anfing, meinen Körper zu überhitzen. Ich qualmte noch immer, der Geruch einer in den Flammen gebrutzelten Sadie gefiel mir nicht. Ich musste Re aufwecken, sonst würde ich bei lebendigem Leib verbrennen.
    Der Mund des Gottes … Logisch.
    Ich legte die Schriftrolle auf Res Bett und strengte mich an, sie mit einer Hand offen zu halten. »Ich singe die Lobpreisung des Sonnengottes.«
    Meine freie Hand streckte ich Carter entgegen und schnippte mit den Fingern.
    Gott sei Dank kapierte Carter, was ich von ihm wollte.
    Er kramte in meiner Tasche herum und reichte mir die Netjeri -Klinge aus Obsidian, die Anubis mir gegeben hatte. Wenn es je einen Moment für eine Mundöffnung gegeben hatte, dann diesen.
    Ich legte das Messer an die Lippen des alten Mannes und sprach die letzte Zeile des Zaubers: »Erwache, mein König, mit dem neuen Tag.«
    Der alte Mann schnappte nach Luft. Sein Mund saugte Rauchspiralen ein, als hätte er sich in einen Staubsauger verwandelt, die Magie des Zauberspruches strömte in ihn. Meine Körpertemperatur normalisierte sich. Ich kippte vor Erleichterung beinahe um.
    Re öffnete zuckend die Augenlider. Entsetzt und fasziniert beobachtete ich, wie wieder Blut durch seine Venen floss und ihn langsam wie einen Heißluftballon aufblies.
    Er drehte sich zu mir, sein Blick war leer und seine Augen getrübt vom grauen Star. »Äh?«
    »Er ist immer noch alt«, meinte Carter nervös. »Sollte er nicht wieder jung aussehen?«
    Taweret knickste vor dem Sonnengott (was ihr nicht zu Hause ausprobieren solltet, wenn ihr ein schwangeres Nilpferd auf Stöckelschuhen seid) und befühlte Res Stirn. »Er ist noch nicht vollständig wiedergeboren«, erklärte sie. »Ihr müsst die Reise durch die Nacht zu Ende bringen.«
    »Und den dritten Teil des Zaubers, oder?«, vermutete Carter. »Er hat noch eine weitere Erscheinungsform, oder? Den Skarabäus?«
    Bes nickte, auch wenn er nicht übermäßig optimistisch wirkte. »Chepre, der Käfer. Vielleicht wird Re vollständig wiedergeboren, wenn wir den letzten Teil seiner Seele finden.«
    Der Sonnengott schenkte uns ein zahnloses Lächeln. »Ich mag Zebras!«
    Ich war so müde, dass ich überlegte, ob ich ihn richtig verstanden hatte. »Entschuldigung, hast du Zebras gesagt?«
    Er strahlte uns an wie ein Kind, das gerade etwas Wundervolles entdeckt hatte. »Wiesel sind krank.«
    »O-h-h-kay«, sagte Carter. »Vielleicht braucht er die hier …«
    Carter nahm Krummstab und Geißel von seinem Gürtel und hielt sie Re entgegen. Der alte Gott zog den Stab zu seinem Mund und begann darauf herumzukauen, als wäre er ein Schnuller.
    Allmählich überkam mich ein ungutes Gefühl, nicht nur wegen Res

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