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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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einen von Chons’ Steinen an den Start zurücksetzten, reagierte er gelassen. Ihn schien einfach alles zu freuen.
    »Hast du gar keine Skrupel?«, fragte ich ihn irgendwann. »Unschuldige Seelen zu verschlingen?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Er rieb sein Mondsichelamulett blank. »Warum sollte ich?«
    »Aber wir versuchen, die Welt zu retten«, sagte Sadie. »Maat, die Götter – alles. Ist es dir völlig egal, wenn die Welt im Chaos versinkt?«
    »Ach, das wäre doch nicht so schlimm«, erwiderte Chons. »Veränderungen laufen in Phasen ab, Maat und Chaos, Chaos und Maat. Als Mondgott schätze ich die Abwechslung. Re, der arme Teufel – er hielt sich immer an einen festen Zeitplan. Jede Nacht derselbe Weg. So vorhersehbar und langweilig. In Rente zu gehen war das Interessanteste, was er je getan hat. Falls Apophis die Macht übernimmt und die Sonne verschluckt – tja, dann wird der Mond hoffentlich noch da sein.«
    »Du bist wahnsinnig«, stellte Sadie fest.
    »Ha! Ich wette um fünf Extraminuten Mondlicht mit dir, dass ich vollkommen zurechnungsfähig bin.«
    »Vergiss es«, entgegnete Sadie. »Wirf einfach.«
    Chons warf die Stäbchen. Die schlechte Nachricht: Er kam bei diesem Zug erschreckend weit. Er warf eine Fünf und schaffte es mit einem seiner Steine fast ans Ende des Bretts. Die gute Nachricht: Der Stein blieb beim Haus der drei Wahrheiten hängen, was bedeutete, dass er eine Drei brauchte, um ins Ziel zu kommen …
    Bes studierte aufmerksam das Brett. Was er sah, schien ihm nicht zu gefallen. Wir hatten einen Stein ganz am Anfang und zwei in der letzten Reihe des Bretts.
    »Jetzt gut aufpassen«, sagte Chons. »Hier wird’s langsam interessant.«
    Sadie warf eine Vier, was uns zwei Möglichkeiten bot. Unser führender Stein konnte es ins Ziel schaffen. Oder unser zweiter Stein konnte Chons’ Spielstein aus dem Haus der drei Wahrheiten werfen und ihn zum Anfang zurückschicken.
    »Schmeiß ihn raus«, schlug ich vor. »Das ist sicherer.«
    Bes schüttelte den Kopf. »Dann hängen wir im Haus der drei Wahrheiten fest. Die Chance, dass er ausgerechnet eine Drei wirft, ist gering. Bringt lieber euren ersten Stein ins Ziel. So gewinnt ihr auf jeden Fall eine zusätzliche Stunde.«
    »Aber eine zusätzliche Stunde hilft uns nicht weiter«, wandte Sadie ein.
    Chons schien unsere Unentschlossenheit zu genießen. Er nippte Wein aus einem silbernen Kelch und lächelte. In der Zwischenzeit amüsierte sich Re mit dem Versuch, die Stacheln seiner Geißel abzubrechen. »Ui, ui, ui.«
    Mir standen Schweißperlen auf der Stirn. Wie konnte mich ein Brettspiel zum Schwitzen bringen? »Bes, bist du sicher?«
    »Es ist die beste Wahl«, erklärte er.
    »Bes’ Beste?« Chons kicherte. »Putzig!«
    Ich hätte dem Mondgott am liebsten eine geklebt, aber ich hielt den Mund. Ich schob unseren ersten Stein ins Ziel.
    »Glückwunsch!«, sagte Chons. »Ich schulde euch eine Stunde Mondlicht. Jetzt bin ich dran.«
    Er warf die Stäbchen. Als sie klappernd auf den Esstisch fielen, hatte ich das Gefühl, als hätte jemand das Aufzugkabel in meiner Brust durchtrennt und mein Herz geradewegs in einen Schacht stürzen lassen. Chons warf eine Drei.
    »Ups!« Re ließ seine Geißel fallen.
    Chons schob seinen Stein ins Ziel. »Oh, wie schade. Wessen Ren nehme ich denn als Erstes?«
    »Nein, bitte nicht!«, flehte Sadie. »Mach den Handel rückgängig. Du bekommst die Stunde zurück, die du uns bisher schuldest.«
    »So war das aber nicht ausgemacht«, sagte Chons tadelnd.
    Ich sah auf die Kerbe, die ich mit acht in den Tisch geritzt hatte. Ich wusste, dass diese Erinnerung verschwinden würde, so wie alle anderen. Aber wenn ich Chons meinen Ren gab, konnte Sadie zumindest noch den letzten Teil des Zauberspruchs vorlesen. Bes würde sie als ihren Beschützer und Ratgeber brauchen. Ich war der einzig Entbehrliche.
    Ich wollte gerade sagen: »Ich –«
    »Meinen«, sagte Bes. »Der Zug war meine Idee.«
    »Bes, nein!«, schrie Sadie.
    Der Zwerg stand auf. Er stellte sich breitbeinig hin und ballte die Fäuste, als wolle er ein BUH ! loslassen. Wenn er es bloß getan und Chons verjagt hätte! Stattdessen sah er uns resigniert an. »Es war Teil der Strategie, Kinder.«
    »Was?«, fragte ich. »Du hast das absichtlich gemacht?«
    Er zog sein Hawaiihemd aus, faltete es ordentlich zusammen und legte es auf den Tisch. »Das Wichtigste ist, alle drei Steine des Gegners vom Brett zu bekommen und dabei nicht mehr als einen zu verlieren.

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