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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Das war nur so zu schaffen. Jetzt werdet ihr ihn leicht schlagen. Manchmal muss man einen Stein verlieren, um das Spiel zu gewinnen.«
    »Wie wahr«, sagte Chons. »Welche Freude! Der Ren eines Gottes. Bist du so weit, Bes?«
    »Bes, tu es nicht«, bettelte ich. »Das ist nicht richtig.«
    Er sah mich böse an. »Hey, Junge, du warst bereit, dich zu opfern. Willst du damit andeuten, ich wäre nicht so tapfer wie irgendein junges Magierwürstchen? Außerdem bin ich ein Gott. Wer weiß? Manchmal kehren wir zurück. Los, jetzt gewinnt das Spiel und macht euch auf die Socken. Verpasst Menschikow einen Tritt von mir.«
    Ich überlegte, wie ich den Handel verhindern könnte, doch Bes erklärte: »Ich bin so weit.«
    Chons schloss die Augen und holte tief Luft, als würde er frische Gebirgsluft genießen. Bes’ Gestalt flackerte. Er löste sich zu einer Montage aus blitzschnellen Bildern auf – eine Truppe Zwerge, die bei Feuerschein in einem Tempel tanzte; eine ägyptische Menschenmenge, die ein Fest feierte und Bes und Bastet auf den Schultern trug; Bes und Taweret in Togen in irgendeiner römischen Villa, wo sie auf einem Sofa Trauben aßen und lachten; Bes als George Washington verkleidet mit gepuderter Perücke und Seidenanzug, der vor ein paar britischen Soldaten Rad schlug; Bes im olivfarbenen Kampfanzug eines US Marine, der einen Dämon in Naziuniform verscheuchte.
    Während die Silhouette zu verschwimmen begann, flackerten neuere Bilder an uns vorbei: Bes in Chauffeuruniform, der ein Schild mit der Aufschrift KANE hochhielt; Bes, der uns im Mittelmeer aus der sinkenden Limousine zog; Bes, der in Alexandria nach meiner Vergiftung Zaubersprüche für mich sprach und verzweifelt versuchte, mich zu heilen; Bes und ich auf der Ladefläche des Beduinenlasters während unserer Reise den Nil entlang, als wir Ziegenfleisch und Wasser mit Vaselinegeschmack teilten. Seine letzte Erinnerung: zwei Jugendliche, Sadie und ich, die ihn voller Liebe und Besorgnis anschauten. Danach verblasste das Bild und Bes war verschwunden. Selbst sein Hawaiihemd war nicht mehr da.
    »Du hast alles von ihm genommen!«, schrie ich. »Seinen Körper – alles. Das war nicht ausgemacht!«
    Chons öffnete die Augen und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das war wunderbar.« Er lächelte uns an, als wäre nichts geschehen. »Ich glaube, jetzt seid ihr dran.«
    Seine Silberaugen waren kalt und leuchteten und ich hatte das Gefühl, dass ich den Anblick des Mondes für den Rest meines Lebens hassen würde.
    Vielleicht war es Wut oder Bes’ Strategie, vielleicht hatten wir auch einfach nur Glück, aber nun schlugen Sadie und ich Chons mit Leichtigkeit. Wir warfen alle seine Steine raus. Innerhalb von fünf Minuten war unser letzter Stein im Ziel.
    Chons breitete die Hände aus. »Gut gemacht! Die drei Stunden gehören euch. Wenn ihr euch sputet, schafft ihr es noch durch die Tore des Achten Hauses.«
    »Ich hasse dich«, sagte Sadie. Es war das Erste, was sie nach Bes’ Verschwinden sagte. »Du bist kalt, berechnend, schrecklich –«
    »Und ich bin genau das, was du brauchst.« Chons nahm seine Platinrolex ab und stellte die Zeit zurück – eine, zwei, drei Stunden. Rings um uns flackerten die Götterstatuen und sprangen herum, als hätte jemand die Welt in den Rückwärtsgang geschaltet.
    »Und«, meinte Chons, »wollt ihr eure sauer verdiente Zeit jetzt mit Gejammer vergeuden? Oder wollt ihr diesen armen Kasper von König retten?«
    »Zebras?«, murmelte Re hoffnungsvoll.
    »Wo sind unsere Eltern?«, fragte ich. »Wir wollen uns wenigstens verabschieden.«
    Chons schüttelte den Kopf. »Zeit ist kostbar, Carter Kane. Diese Lektion solltest du gelernt haben. Es ist besser, ich schicke euch los; aber falls ihr je wieder mit mir spielen wollt – um Sekunden, Stunden, sogar Tage –, sagt einfach Bescheid. Ihr seid gut.«
    Ich hielt es nicht aus. Ich stürzte mich auf Chons, doch der Mondgott verschwand. Der ganze Pavillon verblasste und Sadie und ich standen wieder auf dem Deck der Sonnenbarke und segelten den dunklen Fluss hinunter. Die leuchtenden Mannschaftslichter wuselten um uns herum, nahmen ihre Plätze an den Rudern ein und stellten das Segel. Re saß auf seinem glutroten Thron, spielte mit dem Krummstab und der Geißel, als wären es Puppen, die eine Fantasieunterhaltung miteinander führten.
    Vor uns ragte ein Paar gewaltiger Steintore aus der Dunkelheit. In den Stein waren acht riesige Schlangen gemeißelt, auf jeder Seite vier.

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