Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
sehen, was er meinte. Sein Gesicht schimmerte wie eine Fata Morgana.
    Ich hatte einen Kloß im Hals. Dies war die Stunde der Wahrheit. Mir war schlecht von dem Trank und vor Angst. Ich war mir überhaupt nicht sicher, ob ich noch genug Zauberkraft hatte, um gegen diese beiden Götter zu kämpfen. Doch ich hatte keine Wahl.
    »Liz, Emma«, sagte ich. »Wir steigen aus.«
    »Steigen … aus?«, wimmerte Liz.
    Emma schluckte. »Bist du sicher –?«
    »Ich weiß, dass ihr Angst habt«, sagte ich, »trotzdem müsst ihr genau das tun, was ich euch sage.«
    Sie nickten zögerlich und öffneten die Wagentüren. Die armen Mädels. Wieder wünschte ich, ich hätte sie zurückgelassen; aber ganz ehrlich, nachdem ich gesehen hatte, wie die Götter von meinen Großeltern Besitz ergriffen hatten, ertrug ich die Vorstellung nicht, meine Freundinnen außer Sichtweite zu lassen.
    Bes unterdrückte ein Gähnen. »Brauchst du meine Hilfe?«
    »Ähm …«
    Babi trottete auf uns zu. Über ihm schwebte Nechbet und kreischte Befehle. Falls der Fluss irgendeine Wirkung auf sie hatte, ließen sie es sich jedenfalls nicht anmerken.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, was ein Zwergengott diesen beiden wohl entgegenzusetzen hatte, doch ich antwortete: »Ja. Ich brauche Hilfe.«
    »Gut.« Bes ließ die Knöchel knacken. »Dann steig schon mal aus.«
    »Was?«
    »Ich kann mich ja schlecht im Auto umziehen, solange du drin sitzt, oder? Ich muss mein hässliches Kostüm anziehen.«
    »Hässliches Kostüm?«
    »Los!«, kommandierte der Zwerg. »Ich komm in einer Minute.«
    Das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. Keine von uns wollte mehr von Bes sehen als unbedingt nötig. Wir stiegen aus und Bes verriegelte die Türen hinter uns. Da die Fensterscheiben sehr dunkel getönt waren, konnte ich nicht hineinsehen. Wahrscheinlich würde sich Bes zurücklehnen oder Musik hören, während wir abgeschlachtet wurden. Auf jeden Fall machte ich mir keine großen Hoffnungen, dass ein Kleiderwechsel die Lösung im Kampf gegen Nechbet und Babi sein könnte.
    Ich sah zu meinen verängstigten Freundinnen, dann zu den zwei Göttern, die auf uns zustürzten.
    »Das wird unser letztes Gefecht.«
    »Nein, nein, auf keinen Fall«, erwiderte Liz. »Ich mag den Begriff ›letztes Gefecht‹ wirklich überhaupt nicht.«
    Ich kramte in meiner Tasche herum und holte ein Stück Kreide und die vier Söhne des Horus heraus. »Liz, stell diese Statuen in den vier Himmelsrichtungen auf – Norden, Süden und so weiter. Emma, nimm die Kreide und ziehe einen Kreis, der die Statuen verbindet. Uns bleiben nur ein paar Sekunden.«
    Als ich ihr die Kreide gab und meinen Zauberstab wieder an mich nahm, hatte ich plötzlich ein schreckliches Déjà-vu-Erlebnis. Ich hatte meine Freundinnen gerade im gleichen Ton herumkommandiert wie Zia Rashid mich, als wir das erste Mal einem feindlichen Gott gegenüberstanden.
    Ich wollte nicht wie Zia sein. Andererseits wurde mir zum ersten Mal klar, wie mutig sie gewesen war, sich einer Göttin zu widersetzen, während sie zwei völlig unbedarfte Neulinge beschützte. Ich sag es nicht gern, aber es flößte mir ganz neuen Respekt ein. Ich wäre auch gern so mutig gewesen.
    Ich hielt meinen Zauberstab und mein Zaubermesser hoch und versuchte mich zu konzentrieren. Die Zeit schien langsamer zu vergehen. Ich nahm alles um mich herum in mich auf, so lange, bis mir alles bewusst war – Emma, die mit Kreide herumkritzelte, um den Kreis zu vollenden, Liz’ Herz, das zu schnell schlug, Babis gewaltige Füße, die auf die Brücke aufschlugen, als er auf uns zustürmte, die Themse, die unter der Brücke hindurchfloss, und die Strömungen der Duat, die ebenso mächtig um mich herumflossen.
    Bastet hatte mir einmal erzählt, die Duat liege wie ein Ozean der Magie unter der Oberfläche der Menschenwelt. Wenn das stimmte, dann war dieser Ort – eine Brücke über fließendem Wasser – wie ein Jetstream. Magische Kraft floss hier stärker. Sie konnte die Unachtsamen ertränken. Selbst Götter riskierten, davongespült zu werden.
    Ich versuchte, Halt zu finden, indem ich mich auf die Gegend konzentrierte. London war meine Stadt. Von hier aus konnte ich alles erkennen – die Houses of Parliament, das London Eye, selbst Cleopatra’s Needle am Victoria Embankment, wo meine Mutter gestorben war. Wenn ich jetzt versagte, so nahe an der Stelle, wo meine Mutter ihre letzte magische Handlung vorgenommen hatte … Nein. Das konnte ich nicht zulassen.
    Babi

Weitere Kostenlose Bücher