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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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uns tot schnappen lassen?«
    Er sah grimmig aus. »Glaub mir einfach. Ihr wollt nicht von Menschikow gefangen genommen werden.«
    Bes schnippte mit den Fingern und plötzlich trugen wir Lammfellparkas, Skihosen und Winterstiefel.
    »Kommt, malyshi «, sagte er. »Ich bringe euch zur Dworzowij-Brücke.«
    Die Brücke war nur ein paar Hundert Meter entfernt, doch es kam uns weiter vor. Im März war offenbar nicht gerade Frühling in Sankt Petersburg. Durch die Dunkelheit, den Wind und den Schnee fühlte es sich mehr wie Alaska im Januar an. Ich persönlich hätte einen brütend heißen Tag in der ägyptischen Wüste vorgezogen. Selbst in den warmen Kleidern, die Bes für uns herbeigerufen hatte, hörten meine Zähne nicht zu klappern auf.
    Bes hatte keine Eile. Er lief immer langsamer und machte eine Stadtführung mit uns, bis ich dachte, meine Nase würde erfrieren und abfallen. Er erzählte uns, dass wir uns auf der Wasiljewskij-Insel befanden, die gegenüber der Innenstadt von Sankt Petersburg in der Newa lag. Als er auf verschiedene Kirchtürme und Denkmäler deutete, wurde er ganz aufgeregt und verfiel ins Russische.
    »Du hast viel Zeit hier verbracht«, stellte ich fest.
    Schweigend lief er ein paar Schritte. »Das meiste davon ist lang her. Es war nicht –«
    Er blieb so abrupt stehen, dass ich gegen ihn prallte. Er starrte auf einen großen Palast mit kanariengelben Mauern und grünem Giebeldach auf der anderen Straßenseite. Durch das Schneegestöber hindurch und bei der hellen Beleuchtung in der Nacht erschien er unwirklich, wie eines der geisterhaften Bilder im Gang der Zeitalter im Ersten Nomos.
    »Der Palast von Prinz Menschikow«, murmelte Bes.
    Seine Stimme war voller Abscheu. Ich erwartete schon, dass er dem Gebäude seinen BUH -Schrei entgegenschleudern würde, doch er biss die Zähne zusammen.
    Sadie sah mich fragend an, aber ich war nicht die wandelnde Wikipedia, für die sie mich hielt. Ich wusste einiges über Ägypten, aber über Russland? Nicht besonders viel.
    »Mit Menschikow meinst du Wlad den Inhalator?«, fragte ich.
    »Er ist ein Nachkomme.« Bes verzog angewidert den Mund. Er sagte ein russisches Wort und ich könnte wetten, dass es eine ziemlich üble Beleidigung war. »Damals im siebzehnten Jahrhundert gab Prinz Menschikow eine Party für Peter den Großen – den Zaren, der diese Stadt erbaut hat. Peter liebte Zwerge. In dieser Hinsicht ähnelte er den Ägyptern sehr. Er dachte, wir bringen Glück, deshalb hielt er immer ein paar von uns an seinem Hof. Egal, Menschikow wollte den Zar unterhalten und dachte, es wäre lustig, eine Zwergenhochzeit zu veranstalten. Er zwang sie … Er zwang uns , uns herauszuputzen und so zu tun, als würden wir heiraten, und herumzutanzen. Die ganzen hohen Tiere lachten und johlten …«
    Seine Stimme versagte.
    Bes beschrieb die Party, als hätte sie gestern stattgefunden. Dann fiel mir ein, dass dieser komische kleine Typ ein Gott war. Er lebte schon Ewigkeiten.
    Sadie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid, Bes. Das muss schrecklich gewesen sein.«
    Er starrte finster vor sich hin. »Russische Magier … Sie lieben es, Götter gefangen zu nehmen und uns auszunutzen. Ich kann noch immer diese Hochzeitsmusik hören und das Lachen des Zaren …«
    »Wie bist du entkommen?«, fragte ich.
    Bes sah mich grimmig an. Offensichtlich hatte ich eine unangenehme Frage gestellt.
    »Genug davon.« Bes klappte den Kragen hoch. »Wir vergeuden unsere Zeit.«
    Er stürzte voraus, aber mein Gefühl sagte mir, dass er Menschikows Palast nicht wirklich hinter sich ließ. Plötzlich wirkten die fröhlichen gelben Mauern und hell erleuchteten Fenster bedrohlich.
    Nach einigen weiteren Hundert Metern durch den scharfen Wind erreichten wir die Brücke. Auf der anderen Seite schimmerte der Winterpalast.
    »Ich fahre mit dem Mercedes einen Umweg«, erklärte Bes. »Hinunter bis zur nächsten Brücke, dann mache ich weiter südlich einen Bogen um die Eremitage. Vielleicht bekommen die Magier so nicht mit, dass ich hier bin.«
    Nun verstand ich, warum er solche Angst hatte, Alarm auszulösen. Magier hatten ihm in Sankt Petersburg schon einmal eine Falle gestellt. Mir fiel wieder ein, wie er uns im Auto gewarnt hatte: Lasst euch nicht lebend schnappen .
    »Wie treffen wir uns, falls wir da wieder rauskommen?«, fragte Sadie.
    » Wenn ihr da wieder rausgekommen seid«, korrigierte Bes. »Denk positiv, Mädchen, sonst geht die Welt unter.«
    »Stimmt.« Sadie

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