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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Ungeheuer nicht sofort.
    Da wir uns ins Malachitzimmer teleportiert hatten, wusste ich nicht, wo der nächste Ausgang war. Ich war nicht mal sicher, ob wir uns tatsächlich im Winterpalast befanden oder ob Menschikows Büro bloß eine clevere Nachbildung war, die nur in der Duat existierte. Als ich dachte, wir würden nie hinausfinden, bogen wir plötzlich um eine Ecke, düsten eine Treppe runter und entdeckten ein schmiedeeisernes Doppeltor mit Glasfenstern, das auf den Schlossplatz führte.
    Das Tjesu Heru war direkt hinter uns. Es rutschte aus und kugelte die Treppe hinunter, wobei es die Gipsstatue irgendeines unglücklichen Zaren demolierte.
    Wir waren nur noch zehn Meter vom Ausgang entfernt, als ich die Ketten vor den Türen entdeckte.
    »Carter«, keuchte ich und deutete hilflos auf das Vorhängeschloss.
    Ich gestehe nicht gern, dass ich mich wirklich schwach fühlte. Ich hatte keine Kraft mehr für einen weiteren Zauberspruch. Seths Vase im Malachitzimmer zu sprengen war mein letztes Werk gewesen und es ist ein gutes Beispiel, warum man nicht alle Probleme mit Magie lösen sollte. Die Aktion hatte mich so viel Energie gekostet, dass ich das Gefühl hatte, ich hätte in der prallen Sonne Löcher gebuddelt. Es wäre so viel einfacher gewesen, die Vase mit einem Stein zu zerdeppern. Falls ich die Nacht überlebte, würde ich ein paar Steine in meine Zaubertasche packen.
    Als wir noch drei Meter entfernt waren, erhob Carter die Faust Richtung Tür. Auf dem Vorhängeschloss brannte das Horusauge und die Türen sprangen auf. Seit unserem Kampf an der roten Pyramide hatte ich Carter so etwas nicht mehr tun sehen, doch zum Staunen blieb mir keine Zeit. Wir stürmten in die Winternacht, hinter uns grölte das Tjesu Heru .
    Vielleicht haltet ihr mich für verrückt, aber mein erster Gedanke war: Das ging zu einfach .
    Trotz des Monsters, das uns hinterherjagte, und des Ärgers mit Seth (den ich bei der erstbesten Gelegenheit erwürgen würde – dieser hinterhältige Penner!) wurde ich das Gefühl nicht los, dass es viel zu einfach gewesen war, in Menschikows Allerheiligstes einzubrechen und die Schriftrolle zu stehlen. Wo waren die Fallen? Die Alarmsirenen? Die explodierenden Eselsflüche? Ich war mir sicher, dass wir die echte Rolle gestohlen hatten. Ich hatte dasselbe Kribbeln in den Fingern gespürt wie an dem Abend, als ich die Rolle aus dem Brooklyn Museum mitgenommen hatte (zum Glück ohne das Feuer). Aber warum war die Schriftrolle nicht besser gesichert gewesen?
    Ich war so erschöpft, dass ich ein paar Schritte hinter Carter zurückblieb, was mir möglicherweise das Leben rettete. Meine Kopfhaut juckte. Ich spürte Dunkelheit über mir – ein Gefühl, das mich zu sehr an den Schatten von Nechbets Schwingen erinnerte. Als ich hochschaute, sah ich das Tjesu Heru wie einen gewaltigen Ochsenfrosch über unseren Köpfen segeln; es passte den richtigen Zeitpunkt ab, um –
    »Carter, bleib stehen!«, rief ich.
    Leichter gesagt als getan auf vereistem Pflaster. Ich schaffte es, stehen zu bleiben, doch Carter rannte zu schnell. Er landete auf dem Hintern und rutschte ein Stück, sein Schwert glitt ihm aus der Hand und schlitterte seitlich weg.
    Das Tjesu Heru landete direkt auf ihm. Hätte es keine U-Form gehabt, wäre Carter platt gewesen; doch so umschloss es ihn wie ein Riesenkopfhörer. Von jeder Seite starrte ihn ein Kopf an.
    Wie war es möglich, dass etwas so Großes so weit gesprungen war? Zu spät wurde mir klar, dass wir im Gebäude hätten bleiben sollen, wo sich das Ungeheuer nicht gut bewegen konnte. Hier draußen hatten wir keine Chance, es abzuhängen.
    »Carter«, sagte ich. »Rühr dich nicht.«
    Er erstarrte im Krebsgang. Aus den zwei Mäulern des Monsters tropfte Gift, das auf den vereisten Pflastersteinen zischte.
    »He!«, brüllte ich. In Ermangelung von Steinen hob ich einen Eisbrocken auf und schleuderte ihn nach dem Tjesu Heru . Natürlich traf ich stattdessen Carter im Rücken. Immerhin lenkte ich die Aufmerksamkeit des Tjesu Heru auf mich.
    Beide Köpfe drehten sich in meine Richtung, Doppelzungen schnellten heraus. Schritt eins erledigt: das Ungeheuer aus dem Konzept bringen.
    Zweiter Schritt: irgendeinen klugen Weg finden, es von Carter abzulenken. Das war etwas schwieriger.
    Ich hatte meinen einzigen Zaubertrank verbraucht. Die meisten meiner Zauberutensilien waren weg. Mein Stab und mein Messer würden mir in meinem geschwächten Zustand keinen großen Dienst erweisen. Das Messer

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