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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Platz!«
    Der Magier-Wächter zögerte. Er deutete nervös auf mich. »Kane.« Es war keine Frage.
    »Ja«, bestätigte ich. »Kane.«
    Über sein Gesicht lief ein Durcheinander verschiedener Gefühle – Angst, Fassungslosigkeit, vielleicht sogar Ehrfurcht. Ich hatte keine Ahnung, was er über uns gehört hatte, doch bevor er sich entscheiden konnte, ob er uns helfen oder gegen uns kämpfen würde, geriet die Situation außer Kontrolle.
    Das Tjesu Heru machte einen Satz. Mein alberner Bruder griff – statt sich zur Seite zu rollen – das Monster an.
    Er nahm den rechten Kopf des Viechs in den Schwitzkasten und versuchte, auf seinen Rücken zu klettern, das Tjesu Heru drehte allerdings einfach den anderen Kopf, um zuzubeißen.
    Was ging bloß im Kopf meines Bruders vor sich? Vielleicht bildete er sich ein, auf der Bestie reiten zu können. Vielleicht wollte er mir ein paar Minuten für einen Zauberspruch verschaffen. Wenn man ihn jetzt danach fragt, behauptet er, sich überhaupt nicht an den Vorfall erinnern zu können. Doch wenn ihr mich fragt, versuchte der dämliche Dickschädel, mich zu retten, selbst wenn er sich dabei opfern würde. So eine Frechheit!
    [Ach ja, jetzt versuchst du zu erklären, warum du es gemacht hast, Carter. Ich dachte, du erinnerst dich nicht an dieses Detail! Sei einfach still und lass mich die Geschichte erzählen.]
    Wie ich schon sagte, das Tjesu Heru stürzte sich auf Carter und plötzlich schien alles langsamer abzulaufen. Ich erinnere mich daran, dass ich schrie und mit meinem Zauberstab auf das Monster zielte. Der Soldat-Magier schrie etwas auf Russisch. Das Geschöpf grub seine Reißzähne in Carters linke Schulter, worauf dieser zu Boden stürzte.
    Ich dachte nicht mehr an meinen notdürftigen Kreis. Ich rannte mit meinem leuchtenden Zauberstab zu Carter. Keine Ahnung, woher ich die Kraft nahm. Ich dachte nicht nach, genau wie Isis mir befohlen hatte, sondern lenkte nur meine ganze Wut und meinen Schrecken in den Zauberstab.
    Dass dieses Viech Carter verletzte, war der Gipfel der Beleidigung. Die Götter hatten von meinen Großeltern Besitz ergriffen. Meine Freundinnen waren angegriffen worden und sie hatten mir meinen Geburtstag vermiest. Doch mein Bruder war tabu. Meinen Bruder verletzen durfte niemand.
    Ich schoss einen goldenen Lichtstrahl ab, der das Ungeheuer mit der Wucht eines Sandstrahlers traf. Das Tjesu Heru fiel in sich zusammen, bis am Ende nur noch ein Streifen Sand von ihm übrig war, der im Schnee dampfte, sowie ein paar Splitter von Menschikows zertrümmertem Zauberstab.
    Ich rannte zu Carter. Er zitterte und verdrehte die Augen. In seinem Mantel qualmten zwei punktförmige Bisslöcher.
    »Kane«, wiederholte der junge Russe mit Ehrfurcht in der Stimme.
    Ich hob einen Holzsplitter auf und hielt ihn ihm vor die Nase. »Das hat dein Chef Menschikow getan. Er arbeitet für Apophis. Menschikow: Apophis. Und jetzt VERSCHWINDE !«
    Vielleicht hatte der Magier meine Worte nicht verstanden, aber er kapierte die Botschaft. Er drehte auf dem Absatz um und rannte davon.
    Ich umfasste Carters Kopf. Ich konnte meinen Bruder nicht tragen, aber ich musste ihn irgendwie von hier wegbringen. Wir befanden uns auf feindlichem Territorium. Ich musste Bes finden.
    Ich mühte mich ab, ihn hochzuziehen. Plötzlich nahm jemand Carters anderen Arm und half uns aufzustehen. Als ich hochsah, grinste mich Seth an; er trug immer noch seinen albernen roten Diskoanzug, der voller Malachitstaub war. Auf seinem Kopf steckte Menschikows zerbrochene Sonnenbrille.
    »Du«, stieß ich aus, aber ich war so von Abscheu erfüllt, dass ich keine ordentliche Todesdrohung ausstoßen konnte.
    »Ich«, sagte Seth fröhlich. »Los, wir schaffen deinen Bruder hier weg, okay? Wladimir ist nicht in bester Stimmung.«
    Der Newski-Prospekt hätte eine nette Einkaufsstraße abgegeben, wenn es nicht frühmorgens während eines Schneesturms gewesen wäre und wenn ich nicht meinen vergifteten, komatösen Bruder geschleppt hätte. Die Straße hatte breite Gehwege, die perfekt zum Flanieren waren, und war von einer umwerfenden Auswahl an Nobelboutiquen, Cafés, Kirchen und Stadtvillen gesäumt. Da alle Ladenschilder auf Russisch und noch dazu in kyrillischer Schrift waren, hatte ich keine Ahnung, wie ich das Schokoladenmuseum finden sollte. Auch Bes’ schwarzen Mercedes konnte ich nirgends entdecken.
    Seth erbot sich, Carter zu tragen, aber da ich meinen Bruder nicht völlig dem Gott des Chaos ausliefern wollte,

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