Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
ihrer Gottheiten übernahmen. Im Mittelalter gaben die Christen schließlich Wasserspeiern meine Gestalt, um ihre Kathedralen und sonst was zu schützen. Sie dachten sich Legenden über Gnome aus, Zwerge, hilfsbereite Kobolde – die alle auf mir basierten.«
    »Hilfsbereite Kobolde?«
    Er sah mich finster an. »Findest du mich etwa nicht hilfsbereit? Und grüne Strumpfhosen stehen mir.«
    »Auf das Bild hätte ich verzichten können.«
    Bes war eingeschnappt. »Jedenfalls hat das Lebenshaus nie ernsthaft versucht, mich aufzuspüren. Ich benahm mich unauffällig und hielt mich aus allem raus. Bis zu den Ereignissen in Russland wurde ich niemals gefangen genommen. Wäre vermutlich noch immer ein Gefangener dort, wenn nicht –« Er hielt inne, als hätte er zu viel gesagt.
    Er bog von der Straße ab. Der Laster ratterte über festgefahrenen Sand und Steine in Richtung Fluss.
    »Jemand hat dir bei der Flucht geholfen?«, riet ich. »Bastet?«
    Der Hals des Zwerges färbte sich knallrot. »Nein … nicht Bastet. Sie saß in dem Abgrund fest und kämpfte gegen Apophis.«
    »Dann –«
    »Das Entscheidende ist, ich kam frei und ich rächte mich. Ich schaffte es, dass Alexander Menschikow wegen Bestechlichkeit verurteilt wurde. Er fiel in Ungnade, man nahm ihm sein Vermögen und seine Titel weg. Seine ganze Familie wurde nach Sibirien verbannt. Der schönste Tag meines Lebens. Leider gelang seinem Enkel Wladimir die Rückkehr. Eines Tages zog er wieder nach Sankt Petersburg, baute das Vermögen seines Großvaters erneut auf und übernahm den Achtzehnten Nomos. Hätte Wlad die Gelegenheit, mich gefangen zu nehmen …«
    Bes rutschte auf dem Fahrersitz hin und her, als drückten ihn die Sprungfedern. »Warum ich dir das erzähle … Du bist in Ordnung, Kleiner. Wie du auf der Waterloo Bridge für deine Schwester eingetreten bist und bereit warst, es mit mir aufzunehmen – das war echt mutig. Und der Versuch, auf einem Tjesu Heru zu reiten? Das war schon mehr als tapfer. Dumm, aber tapfer.«
    »Ähm, danke.«
    »Du erinnerst mich an mich selbst«, fuhr Bes fort, »damals, als ich noch ein Jungzwerg war. Du hast eine sture Ader. Allerdings hast du keine Ahnung, wenn es um Mädchen geht.«
    »Um Mädchen?« Als Sadie meinen geheimen Namen herausfand, dachte ich, niemand könne mich so sehr in Verlegenheit bringen wie sie, doch Bes hatte auch ein ziemlich gutes Händchen dafür. »Hier geht es doch nicht nur um ein Mädchen.«
    Bes musterte mich wie ein armes verirrtes Hündchen. »Du willst Zia retten. Das kapier ich schon. Du möchtest, dass sie dich mag. Aber wenn du jemanden rettest … macht das die Dinge komplizierter. Man sollte keine leuchtenden Augen wegen jemandem bekommen, der unerreichbar ist, vor allem nicht, wenn es einen dem wirklich Wichtigen gegenüber blind macht. Mach nicht … mach nicht den gleichen Fehler wie ich.«
    Ich hörte den Schmerz in seiner Stimme. Ich wusste, dass er mir zu helfen versuchte, aber es fühlte sich immer noch komisch an, von einem eins zwanzig großen Gott mit scheußlichem Hut Männerratschläge zu bekommen.
    »Die Person, die dich gerettet hat«, bohrte ich weiter. »Das war eine Göttin, hab ich Recht? Jemand anders als Bastet – jemand, mit dem du was laufen hattest?«
    Seine Knöchel auf dem Lenkrad wurden weiß, so fest umklammerte er das Lenkrad. »Kleiner.«
    »Ja?«
    »Ich bin froh, dass wir darüber geredet haben. Und jetzt, wenn dir deine Zähne lieb sind –«
    »Bin schon still.«
    »Sehr schön.« Bes trat auf die Bremse. »Ich denke nämlich, wir sind da.«
    Hinter uns ging die Sonne unter. Die Landschaft war in rotes Licht getaucht – der Sand, das Wasser des Nils, die Hügel am Horizont. Selbst die Vorderseiten der Palmen sahen aus, als hätte man sie leicht mit Blut angestrichen.
    Seth würde dieser Ort gefallen , dachte ich.
    Nirgends war ein Anzeichen von Zivilisation – lediglich ein paar graue Reiher, die über uns hinwegflogen, und von Zeit zu Zeit ein Platschen im Fluss: vielleicht Fische oder ein Krokodil. Wahrscheinlich hatte es hier zur Zeit der Pharaonen nicht viel anders ausgesehen.
    »Komm weiter«, sagte Bes. »Und nimm deine Ausrüstung mit.«
    Bes wartete nicht auf mich. Als ich ihn einholte, stand er am Ufer und ließ Sand durch seine Finger rieseln.
    »Es liegt nicht nur am Licht«, wurde mir klar. »Das Zeug ist wirklich rot.«
    Bes nickte. »Weißt du auch, warum?«
    Mom hätte auf Eisenoxid oder so was getippt. Sie hatte für

Weitere Kostenlose Bücher