Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
mit.«

Sadie
    5.
    Ein Tanz mit dem Tod
    Danke, Carter. Wenigstens bist du vernünftig genug, bei wichtigen Angelegenheiten mir das Mikrofon zu geben.
    Ganz ehrlich, er käst sich stundenlang über seine Pläne zum Weltuntergang aus, macht aber absolut keine Pläne für die Schulparty. Die Prioritäten meines Bruders sind so was von schräg.
    Ich halte es nicht für egoistisch, dass ich zu der Party wollte. Natürlich mussten wir uns um eine ernste Angelegenheit kümmern. Aber gerade deshalb habe ich darauf bestanden, dass wir erst mal feiern gehen. Unsere Initianden brauchten moralischen Auftrieb. Sie sollten normale Jugendliche sein dürfen, mit Freunden und einem Leben außerhalb des Brooklyn House – etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Jede Armee an der Front kämpft besser, wenn ihre Leute sich ab und zu amüsieren. Ich bin sicher, dass irgendein General das irgendwo gesagt hat.
    Bei Sonnenuntergang war ich so weit, meine Truppen in die Schlacht zu führen. Ich hatte ein ziemlich nettes trägerloses schwarzes Kleid ausgewählt, schwarze Strähnchen in meine blonden Haare gefärbt und genau die richtige Dosis dunkle Schminke für einen Frisch-aus-dem-Grab-Look aufgetragen. Ich trug einfache Ballerinas zum Tanzen (egal, was Carter ständig behauptet, ich habe nicht ununterbrochen Springerstiefel an, sondern nur ungefähr neunzig Prozent der Zeit), das silberne Tit -Amulett aus dem Schmuckkasten meiner Mutter und den Anhänger, den Walt mir zum Geburtstag geschenkt hatte, das ägyptische Unendlichkeitssymbol Schen .
    Walt hatte in seiner Talismansammlung ein identisches Amulett, das uns eine magische Verbindung gewährte und sogar die Fähigkeit, den anderen in einem Notfall herbeizurufen.
    Leider bedeuteten die Schen -Amulette nicht, dass wir ein festes Paar waren. Oder überhaupt ein Pärchen. Wenn Walt mich gefragt hätte, wäre ich bestimmt einverstanden gewesen. Walt war so lieb und sah so klasse aus – auf seine Art wirklich perfekt. Wenn er ein bisschen hartnäckiger gewesen wäre, hätte ich mich bestimmt in ihn verknallt und hätte den anderen Typen, den göttlichen, sausenlassen.
    Doch Walt lag im Sterben. Er hatte diese alberne Vorstellung, dass es mir gegenüber unfair wäre, unter diesen Umständen eine Beziehung anzufangen. Als hätte mich das gehindert. Und so befanden wir uns in diesem nervigen Schwebezustand – flirteten, redeten stundenlang, hatten uns in einem Anfall von Leichtsinn sogar ein paarmal geküsst –, doch irgendwann zog sich Walt immer zurück und stieß mich zurück.
    Warum konnte es nicht einfacher sein?
    Ich erwähne das, weil ich im wahrsten Sinne des Wortes von Walt abprallte, als ich die Treppe herunterkam.
    »Oh!«, sagte ich. Dann fiel mir auf, dass er nach wie vor sein Muskelshirt, Jeans und keine Schuhe trug. »Bist du immer noch nicht fertig?«
    »Ich komme nicht mit«, verkündete er.
    Mir klappte die Kinnlade runter. »Was? Warum?«
    »Sadie … Carter und du werdet mich bei eurem Besuch bei Thot brauchen. Dazu muss ich mich ausruhen.«
    »Aber …« Ich zwang mich, nicht weiterzureden. Ich hatte kein Recht, ihn unter Druck zu setzen. Es bedurfte keiner Magie, um zu sehen, dass er große Qualen litt.
    Obwohl uns jahrhundertealtes Heilerwissen zur Verfügung stand, blieben alle unsere Versuche wirkungslos. Ich frage euch: Welchen Sinn hat es, Magier zu sein, wenn man nicht einfach das Zaubermesser schwenken kann und schon geht es den Menschen, die einem wichtig sind, besser?
    »Okay«, sagte ich. »Ich – ich hatte bloß gehofft …«
    Alles, was ich hätte sagen können, hätte nach verzogener Göre geklungen. Ich wollte mit ihm tanzen. Götter Ägyptens, ich hatte mich für ihn aufgetakelt. Die normalen Jungs in der Schule waren bestimmt ganz nett, im Vergleich zu Walt kamen sie mir jedoch ziemlich langweilig vor (oder, ja, schon gut – auch im Vergleich zu Anubis). Was die anderen Jungs im Brooklyn House anbelangte – mit ihnen zu tanzen wäre mir irgendwie komisch vorgekommen, so, als würde ich mit Cousins das Tanzbein schwingen.
    »Ich könnte zu Hause bleiben«, bot ich an, klang aber vermutlich wenig überzeugend.
    Walt brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Nein, geh ruhig, Sadie. Echt. Wenn ihr zurückkommt, geht es mir bestimmt besser. Viel Spaß.«
    Er drängte sich an mir vorbei und lief die Treppe hinauf. Es war ein blödes Gefühl, ohne ihn zu gehen.
    Dann spähte ich in den Großen Saal. Die Älteren machten Witze und unterhielten

Weitere Kostenlose Bücher