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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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alles hatte geklappt. Sämtliche sorgfältig ausgeklügelten Direktiven, Kennzeichen und Anhaltspunkte hatten sich in jeder Weise als richtig erwiesen.
    Miller und Andrea hatten auf ihrer gemeinsamen Vormittagswache beobachtet, daß Patrouillen aus der Festung stundenlang in Navarone die Häuser einzeln durchsuchten. ›Daher werden wir gewiß morgen in der Stadt doppelt und dreifach sicher sein‹, sagte sich Mallory, denn daß eine so gründliche Razzia gleich wiederholt wurde, war nicht anzunehmen. Und wenn, dann bestimmt nicht so sorgfältig. Louki hatte wirklich gute Arbeit geleistet.
    Mallory drehte den Kopf, um ihn zu betrachten. Der kleine Mann schlief noch, hinter ein paar Baumstämmen am Abhang eingekeilt. Er hatte sich seit fünf Stunden nicht gerührt. Obwohl Mallory selbst tief ermüdet war, seine wunden Füße schmerzten und die Augen ihm vor Übermüdung brannten, gönnte er Louki aufrichtig diese Ruhe. Die hatte er wahrhaftig verdient, denn er war noch die ganze vorige Nacht wachgeblieben. Panayis freilich auch, doch der wurde bereits wieder munter. Mallory sah, wie er sich das lange dunkle Haar aus der Stirn schob. Nein, dieser Mann »erwachte« nicht wie normale Menschen: bei dem vollzog sich der Übergang aus dem Schlaf zum hellwachen Zustand so schnell und vollkommen wie bei einer Katze. Ein gefährlicher Mensch, ein Desperado, und als Feind gewiß sehr bösartig – doch Mallory wußte im Grunde von ihm gar nichts, und bezweifelte, ob er diesen Mann jemals durchschauen, ihn jemals kennen würde.
    Weiter oben am Hang, fast in der Mitte des Dickichts, hatte Andrea eine hohe Plattform errichtet, indem er zwei Stämme in etwa anderthalb Meter Abstand einrammte, sie mit Flechtwerk von Ästen und Reisig verband und den Winkel zwischen dieser Wand und dem Hang zuschüttete, bis eine fast genau waagrechte Plattform entstand. Und auf dieser lag Stevens, noch auf seiner Bahre und noch bewußtlos. Soviel Mallory sich erinnerte, hatte Stevens kein Auge geschlossen, seitdem Turzig sie aus dem Unterstand in den Bergen abgeführt hatte. Er schien sein Schlafbedürfnis überwunden zu haben, oder hatte gewaltsam alle Müdigkeit unterdrückt. Der Gestank seines brandigen Beins war entsetzlich, zum Übelwerden, und vergiftete die Luft in seiner Umgebung. Mallory und Miller hatten nach ihrer Ankunft in dem Gehölz den Verband gelöst, das Bein untersucht und es wieder verbunden, indem sie sich zulächelten und Stevens versicherten, die Wunde heile bereits. Unterhalb des Knies war das Bein fast völlig schwarz …
    Mallory hob sein Fernglas, um noch einmal die Stadt zu betrachten, ließ es jedoch gleich wieder sinken, da jemand hinter ihm rutschend den Hang herabkam und ihn am Arm berührte. Es war Panayis, der ganz aufgeregt, beinah wütend aussah und besorgt zur untergehenden Sonne wies.
    »Die Zeit, Hauptmann Mallory?« Er sprach Griechisch, in eindringlichen Zischlauten, mit einer Stimme, die, wie Mallory fand, zu diesem hageren, geheimnisvoll düsteren Menschen unbedingt gehörte. »Wie spät ist es?« wiederholte Panayis.
    »Ungefähr halb drei.« Mallory furchte fragend die Stirn. »Worüber machen Sie sich Sorgen, Panayis?«
    »Sie hätten mich wecken müssen, schon vor Stunden!« Er war tatsächlich böse. »Ich bin doch mit der Wache an der Reihe!«
    »Aber Sie hatten die ganze Nacht nicht geschlafen«, erklärte Mallory vernünftig. »Es wäre mir einfach ungerecht vorgekommen –.«
    »Ich sage Ihnen doch, daß jetzt ich an der Reihe bin!« wiederholte Panayis stur.
    »Na, also schön, wenn Sie unbedingt wollen.« Mallory kannte den hitzigen Stolz der Inselbewohner zu gut, um noch länger zu streiten. »Nur der Himmel weiß, was aus uns ohne Sie und Louki geworden wäre … Ich werde aber hierbleiben und Ihnen noch eine Weile Gesellschaft leisten.«
    »Ach, deshalb haben Sie mich schlafen lassen!« Stimme und Blick verrieten deutlich, wie gekränkt der Mann war. »Sie trauen Panayis nicht –.«
    »Oh, um Himmels willen!« fing Mallory zornig an, beherrschte sich aber gleich und lächelte. »Natürlich trauen wir Ihnen. Es ist sowieso besser, wenn ich jetzt gehe und ein bißchen schlafe, und ich finde es sehr nett, daß Sie mir die Möglichkeit geben. Wollen Sie mich in zwei Stunden wachrütteln?«
    »Gewiß, gewiß!« Panayis strahlte beinah. »Ich werde es nicht vergessen.«
    Mallory kletterte zur Mitte des Dickichts hinauf und streckte sich lässig auf die Erdbank, die er sich am Hang abgegraben

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