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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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hatte. Ein Weilchen beobachtete er noch müßig Panayis, der rastlos auf dem Platz vor den Bäumen hin und her schritt. Als er ihn schnell auf einen Baum klettern sah, wo er offenbar einen höheren Aussichtspunkt suchte, verlor er das Interesse und fand es am besten, seinem eigenen Rat zu folgen und zu schlafen, solange er dazu Gelegenheit hatte.
    »Hauptmann Mallory! Hauptmann Mallory!« Eine schwere Hand rüttelte ihn nervös an der Schulter. »Aufwachen! Aufwachen!«
    Mallory rührte sich, rollte auf den Rücken und öffnete, während er sich zum Sitzen aufrichtete, die Augen. Über ihn gebeugt stand Panayis, sein dunkles Gesicht zeigte höchste Besorgnis. Mallory schüttelte den Kopf, um die Nebel des Schlafes loszuwerden, dann war er mit einer schnellen, gewandten Bewegung auf den Beinen. »Was gibt's denn, Panayis?«
    »Flugzeuge!« sagte Panayis schnell. »Eine ganze Staffel kommt auf uns zu!«
    »Flugzeuge? Was für welche? Feindliche?«
    »Das weiß ich nicht, Herr Hauptmann, sie sind noch weit ab, aber –«
    »Aus welcher Richtung?« fragte Mallory schroff.
    »Sie kommen von Norden.«
    Zusammen liefen sie an den Rand des Gehölzes hinab. Panayis deutete nach Norden, und sofort entdeckte Mallory die Maschinen. Die Nachmittagssonne blitzte auf ihren scharf nach rückwärts gewinkelten Tragflächen. ›Stukas, tatsächlich!‹ dachte er erbittert. Sieben waren es, nein: acht! Kaum noch fünf Kilometer entfernt, flogen sie in zwei Ketten zu je vier Maschinen, sicher nicht höher als sieben- bis achthundert Meter … Er merkte, daß Panayis ihn unruhig am Ärmel zupfte.
    »Kommen Sie, Hauptmann Mallory!« raunte er erregt. »Wir haben keine Zeit zu verlieren!« Er zog Mallory herum, wies nach den düsteren, zerklüfteten Klippen hinter ihnen, Klippen mit kreuz und quer einschneidenden Schluchten voll losen Gesteins, die irgendwo ins Innere der Insel führten oder, kaum beginnend, vor neuen Steilwänden endeten. »Des Teufels Spielplatz! Da müssen wir sofort hinein, Hauptmann Mallory!«
    »Warum denn bloß, zum Donnerwetter?« Mallory betrachtete ihn verwundert. »Es besteht kein Grund, anzunehmen, daß die hinter uns her sind. Wie sollten sie auch? Niemand weiß, daß wir hier sind.«
    »Das ist mir egal!« Panayis ließ sich nicht beirren. »Ich weiß es! Fragen Sie mich nicht, wieso, denn das könnte ich nicht erklären. Louki wird's Ihnen sagen, daß Panayis solche Dinge kennt. Ich weiß es eben, Hauptmann Mallory, ich weiß es!«
    Noch eine Sekunde sah Mallory ihn verständnislos an. Kein Zweifel, daß Panayis ganz ernst und aufrichtig sprach, aber –. Das harte Tackern von Maschinengewehren, das jetzt an sein Ohr schlug, nahm ihm die Entscheidung ab. Instinktiv, fast ohne es zu merken, jedenfalls ohne zu wissen, warum, lief er bergauf, glitt und stolperte durch das Geröll. Er fand die andern schon auf den Beinen. Gespannt, in ungewissen Erwartungen, schulterten sie ihre Traglasten, die Schußwaffen bereits in den Fäusten.
    »Alle bis an den oberen Rand des Dickichts«, schrie er. »Fix! Da oben in Deckung bleiben, wir müssen dann nach der Felsenlücke vorstoßen.« Er wies durch die Bäume nach einer zackigen Kluft in den Klippen, kaum vierzig Meter von seinem Platz, und segnete im stillen Loukis Weitsicht: ein Versteck mit einem so günstigen Fluchtweg gewählt zu haben. »Warten, bis ich Befehl gebe. Andrea!« Er drehte sich um, brauchte aber nichts mehr hinzuzufügen: Andrea hatte den sterbenden Stevens schon auf die Arme genommen, mit Bahre und Decken, wie er da lag, und beeilte sich, immerfort Bäumen ausweichend, mit seiner Last bergauf zu kommen.
    »Was liegt denn an, Boß?« Miller eilte neben Mallory den Hang hinauf. »Ich sehe überhaupt nichts.«
    »Aber hören können Sie etwas, wenn Sie mal einen Moment nicht reden«, erwiderte Mallory grimmig. »Oder schauen Sie einfach mal nach oben.«
    Miller, der sich jetzt, ein paar Meter von der oberen Grenze des Wäldchens, auf den Bauch gelegt hatte, verdrehte den Hals, um in den Himmel zu blicken. Sofort hatte er die Flugzeuge entdeckt. »Stukas«, sagte er ungläubig. »Eine ganze Staffel dieser verfluchten Stukas! Das kann doch nicht sein, Boß!«
    »Es kann nicht nur: es ist«, entgegnete Mallory noch erbitterter. »Jensen hat mir erklärt, daß die Deutschen sie von der ganzen italienischen Front weggeholt haben, über zweihundert in den letzten paar Wochen.« Er schielte nach der nur noch etwa achthundert Meter entfernten Staffel. »Und

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