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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Stukas waren nicht ihrer Geduld wegen berühmt.
    »Fertig, alle Mann!« schrie er. »Fünfzehn Meter hier an den Bäumen entlang bis zur Geröllrinne, dann geradeaus in die Schlucht. Erst stehenbleiben, wenn wir mindestens hundert Meter weit drin sind. Andrea, übernimm die Führung. Los!« In den beizenden Qualm spähend fragte er: »Wo steckt Panayis?«
    Keine Antwort.
    »Panayis!« rief er. »Panayis!«
    »Ist vielleicht zurückgegangen, um noch was zu holen.« Miller war stehengeblieben. »Soll ich gehen und –?«
    »Nach vorn sollen Sie gehen!« schrie Mallory wütend. »Und wenn dem jungen Stevens etwas passiert, sind Sie mir dafür …« Doch Miller war klugerweise schon weitergeeilt, neben ihm stolperte hustend Andrea nach vorn.
    Einige Sekunden blieb Mallory unschlüssig stehen, dann stürmte er bergab zurück zur Mitte des Dickichts. Vielleicht hatte Panayis wirklich noch etwas holen wollen, und der Mann verstand doch kein Englisch. Kaum war er fünf Meter weitergekommen, da mußte er schon haltmachen und den Arm vors Gesicht schlagen, so scharf sengte die Hitze. Nein, da unten konnte Panayis nicht stehen, in diesem Glutofen hielt es kein Mensch auch nur Sekunden aus. Nach Luft ringend – sein Haar roch schon versengt, seine Kleidung begann zu schwelen –, tastete er sich wieder den Abhang aufwärts, stieß gegen Bäume, rutschte, fiel hin, um sich torkelnd wieder hochzurappeln.
    Er lief zum Ostrand des Gehölzes. Keiner da! Wieder zurück zum andern Ende, nach der Geröllrinne zu, beinah blind jetzt, während die überhitzte Luft ihm tückisch in Hals und Lungen schnitt, bis er zu ersticken meinte und nur noch laut schmerzhaft keuchend zu atmen vermochte. Weiteres Warten war sinnlos, er konnte doch nichts ausrichten, keiner konnte hier mehr tun als sich selbst retten. In seinen Ohren lärmte es: das Brüllen der Flammen, das harte Pulsen seines eigenen Blutes – und das kreischende Gebrüll eines Stukas im Sturzflug. Verzweifelt warf er sich vorwärts über das unter den Füßen wegrutschende Geröll, stolperte und schlug lang auf den Boden der steinigen Rinne. Er verspürte starke Schmerzen.
    War er verletzt oder nicht? Das war ihm jetzt gleich. Laut nach Atem schluckend erhob er sich wieder und zwang die gequälten Beine, ihn weiter bergauf zu schleppen. Die Luft war erfüllt von Motorengedonner, er wußte, daß die ganze Staffel jetzt zur Attacke anflog, und kaum hatte er sich, ohne achtzugeben, wohin er fiel, niedergeworfen, als die erste Sprengbombe krachend Flammen und Rauch aufwarf – kaum vierzig Meter von ihm, links voraus, war sie detoniert. Vor ihm! Während er sich mühsam hochrichtete und wieder vorwärts und bergauf taumelte, verfluchte er sich in einem fort. ›Du Wahnwitziger!‹ dachte er ergrimmt und verwirrt, ›du verrückter, irrsinniger Kerl, schickst andere in den Tod!‹ Er hätte daran denken müssen – o Gott, hätte bedenken müssen, was schon ein fünfjähriges Kind überlegt hätte! Daß die Deutschen natürlich keine Sprengbomben ins Gehölz werfen würden. Sie hatten gesehen, was unvermeidlich kommen mußte – hatten es ebenso schnell erkannt wie jetzt er: sie bombardierten im Sturzflug die Rauchdecke zwischen Gehölz und Klippe! Es war ganz entsetzlich – unter seinen Füßen barst die Erde, eine Gigantenhand pflückte ihn vom Boden und schmetterte ihn wieder hin. Und über ihm schloß sich Finsternis …

12. KAPITEL
    Mittwoch 16.00 bis 18.00 Uhr
    Einmal, zweimal und immer wieder versuchte Mallory, sich aus den Tiefen seiner dunklen, fast hypnotischen Betäubung herauszukämpfen, doch nur für Augenblicke gewann er ganz schwach das Bewußtsein, um sofort wieder ins Nichts zu sinken. Jedesmal mühte er sich verzweifelt, diese flüchtigen Momente des Erkennens festzuhalten, zu verlängern, doch er konnte nicht denken, alles war finster und leer, und schon, wenn er spürte, daß er wieder zurückgleiten würde, war alles wie ausgelöscht und nur Leere empfing ihn. ›Ein Schreckenstraum‹, dachte er vage, als er ein wenig länger in halbem Bewußtsein verharrte, ›ich träume nur, wie es einem geht, wenn man einen Alpdruck hat und spürt, daß aller Schrecken verschwinden würde, wenn man die Augen aufmacht, die sich aber nicht öffnen wollen‹. Und er versuchte sie jetzt auch zu öffnen, doch es ging nicht – er blieb in der Finsternis dieses bösen Traumes. Ein Traum mußte es doch sein, denn vorhin hatte hell die Sonne über ihm gestrahlt. Allmählich

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