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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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verzweifelnd, schüttelte er den Kopf.
    »Aha! Man sehe! Endlich Lebenszeichen! Unser Medizinmann Miller feiert wieder Triumphe!« Wer konnte das schon sein, mit dieser gedehnten näselnden Sprache? Einen Moment trat Schweigen ein, in dem Mallory immer deutlicher das schwächer werdende Donnern der Flugzeugmotoren hörte und den scharfen, harzigen Qualm in Nase und Augen spürte. Dann schob sich ihm ein Arm unter die Achseln und Millers freundlich zuredende Stimme drang ihm ans Ohr. »Probieren Sie doch mal hiervon, Boß. Ganz feiner alter Cognac, das beste, was es gibt.«
    Mallory spürte den kalten Flaschenhals, legte den Kopf zurück und tat einen kräftigen Zug. Fast im selben Augenblick schnellte sein Oberkörper hoch, er würgte, spuckte und rang nach Atem, als der herbe, scharfe Ouzo ihm die Schleimhäute in Mund und Hals beinah verbrannte. Er wollte etwas sagen, vermochte aber nur zu krächzen, nach Luft zu schnappen und die schattenhafte Gestalt, die neben ihm kniete, empört anzustarren. Miller jedoch betrachtete ihn mit unverhohlener Bewunderung. »Na, sehen Sie, Boß, genau wie ich sagte: das beste, was es gibt.« Er schüttelte staunend den Kopf. »Mir noch nie vorgekommen, daß einer mit Schock und Gehirnerschütterung sich so schnell wieder erholt und gleich wieder trinken kann!«
    »Was fummeln Sie hier eigentlich mit mir 'rum, zum Donnerwetter?« fragte Mallory. Das Brennen in seiner Kehle hatte nachgelassen, er konnte wieder atmen. »Wollen Sie mich vergiften?« Ärgerlich schüttelte er den Kopf, denn er mußte dieses peinigende Klopfen loswerden und den Nebel, der ihm noch durchs Gehirn wirbelte. »Mann, Sie sind mir vielleicht ein Arzt! Schock, sagen Sie, und haben nichts Eiligeres zu tun als mir Schnaps einzuflößen –!«
    »Bleibt Ihnen freigestellt«, unterbrach Miller ihn grob, »entweder das oder einen viel tolleren Schock in ungefähr einer Viertelstunde, wenn die Deutschen herkommen.«
    »Aber die sind doch fort, und ich höre keine Stukas mehr.«
    »Nee, diese kommen nicht aus der Luft, sondern aus der Stadt«, sagte Miller mürrisch. »Louki hat sie eben gemeldet. Halbes Dutzend Panzerspähwagen und zwei motorisierte Feldgeschütze mit Rohren wie Telegrafenstangen.«
    »Ach so.« Mallory drehte sich auf die Seite und sah an einer Krümmung der Wand Licht schimmern. Eine Höhle – beinah ein Tunnel. Klein-Zypern nannten die älteren Leute diese Gegend, wie Louki gesagt hatte. Ein Teufelsspielplatz, von Höhlen förmlich durchsiebt. Mallory lächelte schief bei der Erinnerung an seinen Schrecken, als er geglaubt hatte, er sei blind geworden. »Schon wieder Malheur, Dusty, nichts wie Kalamitäten«, sagte er zu Miller. »Schönen Dank – daß Sie mich wieder muntergemacht haben.«
    »Mußte ich«, sagte Miller kurz. »Wahrscheinlich hätten wir Sie nicht weit tragen können, Boß.«
    Mallory nickte. »Das Gelände ist ja auch nicht gerade bequem hier.«
    »Das außerdem«, stimmte Miller zu. »Ich meinte eigentlich, daß kaum noch einer da ist, der Sie tragen könnte. Casey Brown und Panayis sind beide verwundet, Boß.«
    »Was? Beide?« Mallory schloß die Augen und schüttelte, in langsam aufkommendem Zorn, den Kopf. »Mein Gott, Dusty, ich hatte ja gar nicht mehr an die Bombe – die Bomben – gedacht. Wie – wie schwer sind sie denn verwundet?« Sie hatten doch nur noch so wenig Zeit und noch so viel vor sich … sie waren so jung …
    »Wie schwer?« Miller lockerte die Zigaretten in einem Päckchen und bot Mallory eine an. »Schwer überhaupt nicht – wenn wir sie in ein Krankenhaus bringen könnten. Aber höllisch schmerzhaft und hinderlich, wenn sie zu Fuß in diesen verflixten Schluchten 'rauf und 'runter kraxeln sollen. In meinem Leben sehe ich zum erstenmal Schluchten mit so steilem Boden.«
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt –«
    »Verzeihung, Boß, Verzeihung, Splitterwunden, bei beiden, und genau an der gleichen Stelle. Linker Oberschenkel, dicht über dem Knie. Kein Knochen und keine Sehne verletzt. Eben gerade habe ich Brown das Bein verbunden – ein ziemlich übel aussehendes Loch, das wird er erst so richtig merken, wenn er anfängt zu marschieren.«
    »Und Panayis?«
    »Hat sich selber behandelt. Ein komischer Vogel. Ließ mich noch nicht mal seine Wunde anschauen, und verbinden schon gar nicht. Hätte mich vermutlich erstochen, wenn ich's versucht hätte.«
    »Den lassen Sie sowieso lieber zufrieden«, riet ihm Mallory. »Manche von diesen

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