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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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der italienischen Front dringend nötig. Aber wer einen Verbündeten gewinnen will, muß ihn erst überzeugen, daß er diverse Garantien zu bieten hat, sonst kriegt er den nicht dazu, seinen schönen sicheren Platz am Zaun zu verlassen und zu ihm 'rüberzuspringen.«
    »Sehr interessant«, bemerkte Miller. »Und?«
    »Deshalb machen sich die Deutschen kein Gewissen daraus, wenn hier dreißig oder vierzig Mann von ihren besten Truppen in Stücke gehauen werden. Das ist überhaupt keine Aufregung wert für die Leute, die tausend Meilen von hier hinter ihrem Schreibtisch sitzen … Laßt sie erst noch ungefähr hundert Meter näher kommen. Louki und ich feuern auf die Mitte und von da nach außen, Sie und Andrea fangen bei den Flügeln an.«
    »Mir gefällt das nicht, Boß«, klagte Miller.
    »Denken Sie vielleicht mir?« gab Mallory ruhig zurück. »Männer niederzumetzeln, die gezwungen sind, sich in den Selbstmord zu stürzen – das betrachte ich nicht mal im Krieg als Spaß. Aber wenn wir die nicht kriegen, kriegen die uns.« Er deutete über das gleißende Meer nach Kheros, das friedlich am dunstigen Horizont lag, beleuchtet von den goldenen Strahlen der schon tiefstehenden Sonne. »Was würden die wohl von uns jetzt erwarten, Dusty?«
    »Ich weiß, ich weiß, Boß.« Miller bewegte sich unbehaglich. »Brauchen's mir nicht so dick zu geben.« Er zog seine wollene Mütze tief in die Stirn und stierte trostlos den Hang hinab. »Wann soll die Massenhinrichtung beginnen?«
    »Noch hundert Meter, hatte ich gesagt.« Mallory blickte ins Tal bis nach der Küstenstraße und lächelte plötzlich froh, ein anderes Thema gefunden zu haben. »Hab' noch nie ›Telegrafenstangen‹ so zusammenschrumpfen sehen wie die da, Dusty.«
    Miller studierte die auf der Straße hinter den beiden LKW aufgefahrenen Geschütze und räusperte sich. »Ich hab' nur weitergegeben, was mir Louki berichtet hat«, sagte er zu seiner Entschuldigung.
    »Was Louki Ihnen berichtet hat?« Der kleine Grieche war ganz empört. »Bei Gott, Herr Major, dieser Amerikaner steckt voll von Lügen!«
    »Na ja, schön, kann mich auch geirrt haben«, sagte Miller großmütig. Er schielte wieder nach den Geschützen, indem er erstaunt die Stirn furchte. »Das vordere ist, glaube ich, ein Mörser, aber was das andere unheimliche Ding sein mag –?«
    »Ebenfalls ein Mörser«, erklärte Mallory. »Ausführung mit fünf Rohren, ganz übles Ding. Nebelwerfer nennen sie die, oder Stöhnende Minna. Heult wie alle verlorenen Seelen in der Hölle. Macht einem garantiert die Knie butterweich, besonders im Dunkeln – und trotzdem müßten Sie die andere Kanone mehr beachten: eine Fünfzehnzentimeter, die höchstwahrscheinlich Sprenggranaten schießt – da kann man nachher mit Besen und Schaufel die Brocken auffegen.«
    »So ist's recht, heitert uns alle schön auf«, knurrte Miller und war doch im Grunde dem Neuseeländer dankbar, daß er ihre Gedanken von den nächsten bitteren Minuten abzulenken versuchte. »Warum schießen sie denn nicht mit den Dingern, was ist denn los?«
    »Werden sie«, versicherte Mallory, »sobald wir feuern und sie erkennen, wo wir sind.«
    »Gott stehe uns bei«, murmelte Miller. »Sprenggranaten, sagten Sie.« Er versank in düsteres Schweigen.
    »Jede Sekunde kann's jetzt losgehen«, sagte Mallory leise. »Ich hoffe nur, daß unser Freund Turzig nicht zwischen denen ist.« Er griff nach seinem Feldstecher, hielt jedoch erstaunt inne, da Andrea ihn, über Louki gebeugt, beim Handgelenk faßte, ehe er das Glas heben konnte. »Was ist los, Andrea?«
    »Ich würde das Ding nicht benutzen, Hauptmann, es hat uns schon einmal verraten. Ich habe nachgedacht – es kann nichts anderes gewesen sein. Von den Gläsern reflektiert die Sonne und …«
    Mallory starrte ihn an, ließ langsam den Feldstecher los und nickte mehrmals. »Aber natürlich, klar! Ich hatte schon überlegt, daß einer unvorsichtig gewesen sein muß, und anders war das ja nicht möglich. Das braucht nur einmal aufzublitzen, dann wissen die Bescheid.« Er dachte noch einen Augenblick nach, dann lächelte er betreten. »Ich kann's auch selbst gewesen sein. Der ganze Betrieb drüben ging ja los, nachdem ich die Wache gehabt hatte – und Panayis hatte den Feldstecher nicht.« Ganz entsetzt schüttelte er den Kopf. »Ich muß es sogar gewesen sein, Andrea.«
    »Glaube ich kaum«, sagte Andrea entschieden, »solche Fehler unterlaufen Ihnen nicht, Hauptmann.«
    »Doch, ich

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