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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Inselmenschen sind stur, wenn ihr Aberglaube mitspielt. Hauptsache, er lebt noch. Ist mir allerdings ein Rätsel, wie der es noch fertiggebracht hat, bis hierher zu kommen.«
    »War ja als erster losgegangen, zusammen mit Brown. Sie müssen ihn in dem Qualm verpaßt haben. Ihre Treffer kriegten die beiden beim Klettern vor der Klippe.«
    »Und wie bin ich hierhergekommen?«
    »Keine Preise für die erste richtige Antwort.« Miller wies mit dem Daumen über die Schulter auf die mächtige Gestalt, die beinah halb so breit war wie die Höhle. »Unser junger Kollege hier hat mal wieder den Sankt Bernhard gespielt. Ich wollte mit ihm gehen, aber darauf war er nicht scharf. Meinte, es würde ihm nachher denn doch zu schwer, uns beide den Berg 'raufzutragen. Hat mich beträchtlich gekränkt damit.« Miller seufzte. »Ich scheine eben zum Helden nicht geboren zu sein.«
    Mallory lächelte. »Hab' dir wieder zu danken, Andrea.«
    »Danken!« Miller schien empört. »Rettet Ihnen einer das Leben, und kriegt nichts weiter als ein Dankeschön!«
    »Nach den ersten zehnmal oder so fehlen einem allmählich die passenden Worte«, sagte Mallory. »Wie geht's Stevens?«
    »Atmet noch.«
    Mallory fragte, indem er die Nase rümpfte und nach vorn blickte, wo das Licht einfiel: »Liegt wohl da hinter der Ecke, wie?«
    »Ja, ziemlich toller Geruch«, bestätigte Miller. »Der Brand hat sich übers Knie hochgefressen.«
    Noch halb betäubt stand Mallory auf und nahm seinen Revolver. »Und wie steht's wirklich um ihn, Dusty?«
    »Ist ein toter Mann, der aber absolut nicht sterben will. Bis zum Abend ist er hinüber. Der Herrgott mag wissen, wie er so lange noch durchhalten konnte.«
    »Es mag anmaßend klingen, aber ich glaube das auch zu wissen«, murmelte Mallory.
    »Infolge der erstklassigen ärztlichen Behandlung?« fragte Miller erwartungsvoll.
    »Sieht ja ganz so aus, nicht wahr?« Mallory lächelte den noch knienden Amerikaner aus der Höhe an. »Aber das hatte ich eigentlich nicht gemeint. Los, meine Herren, wir haben Geschäfte zu erledigen.«
    »Ich bin zu weiter nichts zu gebrauchen als zum Brückensprengen oder Sand in Maschinen zu schmeißen«, offenbarte Miller. »Strategie und Taktik sind zu hoch für meinen einfältigen Kopf. Aber trotzdem bin ich der Meinung, daß die Herrschaften da unten in sehr dummer Weise Selbstmord begehen wollen. Die hätten's allesamt wahrhaftig leichter, wenn sie sich einfach erschießen würden.«
    »Ich neige ganz zu Ihrer Ansicht.« Mallory setzte sich fester zurecht hinter den Felsblöcken am Eingang der Schlucht, unmittelbar oberhalb der verkohlten, qualmenden Überreste des Gehölzes und betrachtete wieder die Soldaten vom Alpenkorps, die in breiter Schützenlinie den steilen Hang hinaufkamen, der keinerlei Deckung bot. »Die sind ja auch keine Neulinge in solchen Sachen, und ich könnte wetten, daß ihnen dies nicht den geringsten Spaß macht.«
    »Warum tun sie's dann, zum Donnerkeil?«
    »Weil's vermutlich die einzige Möglichkeit ist. Schon allein, weil man diese Stelle anders als von vorn gar nicht angreifen kann.« Mallory lächelte nach dem kleinen Griechen hinüber, der zwischen ihm und Andrea lag. »Louki hat eine gute Wahl getroffen. Wenn die uns von hinten angreifen wollten, müßten sie einen weiten Umweg machen – und durch diesen Schrotthaufen des Teufels hinter uns 'ranzukommen, würden sie eine Woche brauchen. Zweitens geht in etwa zwei Stunden die Sonne unter, und sie wissen, daß sie uns im Dunkeln bestimmt nicht finden. Und schließlich – was mir wichtiger erscheint als die beiden anderen Gründe: wir können hundert zu eins wetten, daß das Oberkommando den Stadtkommandanten ganz energisch auf Schwung gebracht hat. Es steht zuviel auf dem Spiel, auch wenn wir nur eine winzige Chance haben, an die Kanonen 'ranzukommen. Die können sich nicht leisten, daß Kheros vor ihren Nasen evakuiert wird, und dürfen –.«
    »Wieso nicht?« fiel Miller ihm ins Wort, indem er die Arme ausbreitete. »So einen nutzlosen Haufen Felsen –.«
    »Dürfen es nicht so weit kommen lassen, daß sie bei den Türken ihr Ansehen verlieren«, fuhr Mallory geduldig fort. »Die strategische Bedeutung dieser Sporaden ist sehr gering, ihre politische Bedeutung aber ungeheuer. Adolf braucht dringend noch einen Verbündeten in dieser Gegend, deshalb hat er Soldaten vom Alpenkorps tausendweise herfliegen lassen und Hunderte von Stukas zusammengezogen, seine besten Kräfte – und die hätte er an

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