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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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fallen, der zufällig herunterblickte. Vielleicht hätten sie zwei Dächer weiter bei ihren Kameraden bleiben sollen, bei Brown und Louki, die beide beschäftigt waren: der eine machte in ein Seil Knoten in gleichmäßigen Abständen, während der andere einen Haken aus Draht an ein langes Bambusrohr spleißte, das sie aus einer Hecke vor der Stadt gerissen hatten, wo sie sich eiligst verbargen, als eine Kolonne von drei Lastwagen in der Richtung nach Schloß Vygos an ihnen vorbeigedonnert war.
    8.32 Uhr. Nervös und leise fluchend fragte sich Mallory, was Andrea da unten noch machte, aber sogleich bedauerte er diesen Zorn auf ihn. Andrea vergeudete bestimmt keine Sekunde. Geschwindigkeit war jetzt das Wichtigste, aber Hast konnte verhängnisvoll werden. Wahrscheinlich hielt sich zur Stunde kein Offizier im Hause auf – soweit sie es beurteilen konnten, war praktisch die halbe Festungstruppe unterwegs, um die Stadt und die Umgebung, nach Vygos zu, durchzukämmen –, falls aber einer im Hause war und Alarm schlug, war ihr Ende besiegelt.
    Mallory betrachtete die verbrannte Stelle auf seinem Handrücken und lächelte etwas schief, als er daran dachte, wie sie den LKW in Brand gesteckt hatten. Das war bisher eigentlich sein ganzer Anteil an dieser Nachtvorstellung, alles sonstige kam auf Andreas oder Millers Konto. Andrea war es, der erkannt hatte, daß gerade dieses und kein anderes Haus an der Westseite des Platzes – eins von mehreren benachbarten, die als Offiziersquartiere dienten – die mögliche Lösung ihres Problems bot. Miller, dem nun alle Zeitzünder und Verzögerungszünder, der Generator und jede andere Quelle für elektrischen Strom fehlte, hatte plötzlich erklärt, er müsse eine Batterie haben, und dann war es wieder Andrea gewesen, der, als er aus der Ferne einen LKW kommen hörte, sofort handelte. Er hatte am Anfang der langen Auffahrt zum Schloß die Straße mit großen Steinblöcken von den Pfeilern zu beiden Seiten gesperrt, die Soldaten gezwungen, den Wagen zu verlassen, und ihn dann selbst nach »ihrem« Hause in der Seitenstraße hinaufgefahren. Den Fahrer und seinen Beifahrer zu überwältigen und sie bewußtlos in einen Graben zu werfen, hatte bei ihm nur Sekunden gedauert, indes Miller ebenso schnell die Klemmen an der schweren Batterie abschraubte, unter dem hinteren Schott den üblichen Benzinkanister entdeckte und den Inhalt über den ganzen Wagen ausgoß, der in einem knatternden Flammenmeer rasch ausbrannte. Wie Louki vor ein paar Stunden erwähnt hatte, war es gar nicht ungefährlich, Fahrzeuge mit Benzin anzuzünden – das bestätigte ihm die schmerzhafte Brandwunde auf seiner Hand –, aber auch dieser Wagen hatte, wie Louki von dem ersten behauptete, »wunderbar« gebrannt. Eigentlich ein Jammer, denn damit hatten sie früher als nötig verraten, daß sie entkommen waren, doch entscheidend war gewesen, den Beweis, daß eine Batterie fehlte, aus der Welt zu schaffen. Mallory hatte zuviele Erfahrungen mit Deutschen und zu großen Respekt vor ihnen, um sie zu unterschätzen: die verstanden sehr gut, zwei und zwei zusammenzuzählen!
    Er spürte, daß Miller an seinem Fußknöchel zerrte. Rasch drehte er sich um. Da der Amerikaner an ihm vorbeiwies, drehte er sich um und sah, daß Andrea ihnen unter der geöffneten Dachklappe an der anderen Seite des Hauses zuwinkte. Er war so in Gedanken vertieft gewesen, und der gewaltige Grieche bewegte sich so katzenhaft leise, daß er von seinem Erscheinen gar nichts bemerkt hatte. Ärgerlich den Kopf schüttelnd, weil er so unaufmerksam gewesen war, nahm er Miller die Batterie ab, flüsterte ihm zu, er solle die anderen holen, und schlich so geräuschlos wie möglich über das Dach.
    Die Batterie kam ihm unglaublich schwer vor, er meinte, ein paar Zentner zu tragen, doch Andrea nahm sie ihm aus den Händen, hob sie auf die Bodenklappe, nahm sie unter den Arm und stieg hastig die Treppe in den kleinen Vorflur hinab, als hätte die Batterie gar kein Gewicht.
    Durch die offene Tür schlich er auf den überdachten Balkon, von den man Aussicht hatte auf den dreißig Meter senkrecht unter ihnen liegenden dunklen Hafen. Mallory, der dicht hinter ihm ging, berührte ihn an der Schulter, als er sanft die Batterie absetzte. »Etwas nicht in Ordnung?« fragte er leise, »irgend etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, alles klar, Keith.« Andrea richtete sich auf. »Das Haus ist leer. Ich war so erstaunt darüber, daß ich es zweimal durchsucht habe, um

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