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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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abwischte, langsam aufstand und es in die Scheide steckte.
    »So, Keith«, sagte er, denn die dienstliche Anrede »Hauptmann« brauchte er nur in Gegenwart anderer, »wegen solcher Sachen verzehrt sich nun unser junger Leutnant da unten vor Kummer.«
    »Ja, du hast recht«, bestätigte Mallory. »Ich wußte es, jedenfalls ziemlich sicher. Und du auch. Zu vielerlei traf zusammen – die Kajike mit den Deutschen, die uns durchsuchen wollten, die Sache oben im Wachtturm, und jetzt dies.« Mallory schimpfte leise und ingrimmig vor sich hin. »Das ist das Ende für unseren guten Hauptmann Briggs in Castelrosso. Der wird noch in diesem Monat kassiert, dafür wird Jensen sorgen!«
    Andrea nickte. »Hat Nicolai freigelassen, was?«
    »Wer außer ihm könnte wohl gewußt haben, daß wir hier landen sollten, so daß sie auf der ganzen Linie ihre Befehle bekamen?« Mallory faßte Andrea beim Arm. »Die Deutschen sind gründliche Leute. Auch wenn sie sich sagen mußten, daß es an sich unmöglich ist, hier in so einer Nacht heraufzukommen, werden sie an verschiedenen Punkten der Klippe wohl ein Dutzend Posten aufgestellt haben.« Unwillkürlich hatte er leiser gesprochen. »Allerdings werden sie sich nicht darauf verlassen, daß ein Mann mit fünfen fertig werden könnte. Also –.«
    »– haben sie sich Signale gegeben«, vollendete Andrea für ihn den Satz. »Sie müssen ein Verständigungsmittel gehabt haben. Vielleicht Raketen –?«
    »Nein, das nicht«, widersprach Mallory. »Würde ja ihre Position verraten. Aber Telefon. Ja, das wird's sein. Weißt doch, wie sie's auf Kreta gemacht hatten: kilometerweit Telefondrähte durch das ganze Gebiet.«
    Andrea nickte, nahm die Taschenlampe des Toten vom Boden, bedeckte die Blende gut mit seiner Riesenhand und begann zu suchen. In kaum einer Minute war er wieder da. Er wandte sich Mallory zu.
    »Telefon, es stimmt«, meldete er leise. »Da drüben unter den Felsen.«
    »Wir können daran nichts ändern«, sagte Mallory. »Wenn es klingelt, muß ich mich melden, sonst kommen sie sofort angewetzt. Ich hoffe nur, daß sie keine Tagesparole haben. Sähe ihnen ähnlich.« Er wandte sich zum Gehen, hielt jedoch gleich inne. »Aber einer muß ja früher oder später herkommen, die Ablösung oder der Unteroffizier der Wache oder sonstwer. Vielleicht soll der Posten sich jede Stunde melden. Auf jeden Fall wird bald einer kommen. Mein Gott, Andrea, wir müssen uns beeilen!«
    »Und dieser arme Teufel?« Andrea wies auf den gekrümmten Schatten zu ihren Füßen.
    »Über Seite mit ihm.« Mallory machte ein angewidertes Gesicht.
    »Macht ja dem armen Kerl jetzt nichts mehr aus, und wir dürfen keine Spur hinterlassen. Wahrscheinlich werden sie glauben, daß er von der Klippe gestürzt ist – die Erdschicht ist ja locker und höllisch gefährlich … Du könntest mal nachsehen, ob er Papiere bei sich hat – man weiß nie, wie man die mal gebrauchen kann.«
    »Nicht halb so gut wie die Stiefel, die er anhat.« Andrea deutete nach den mit Geröll bedeckten Abhängen. »Da wirst du in Socken nicht sehr weit kommen.«
    Fünf Minuten später ruckte Mallory dreimal an dem Bindfaden, der nach unten ins Dunkel ging. Von dem Vorsprung wurden drei Rucke als Antwort gegeben, dann verschwand der Bindfaden rapide über den runden Felsbuckel unter ihnen und zog das lange, mit Draht durchflochtene Seil nach, das Mallory oben ausrollen ließ.
    Als erstes von ihrem Material kam die Kiste mit dem Sprengstoff herauf. Bei dem Gewicht hing das Seil am Felsbuckel straff hinunter und jedesmal, wenn ein Windstoß die Kiste traf, die ringsum durch angebundene Rucksäcke und Schlafsäcke gepolstert war, schlug sie mit beängstigendem Stoß gegen die Klippe. Aber jetzt war keine Zeit für Finessen, keine Zeit, bei jedem Hiev erst abzuwarten, bis diese Pendelbewegung nachließ. Fest an einem Seil verankert, das sie um einen großen Felsblock gelegt hatten, beugte sich Andrea weit über den Klippenrand und zog am Seil die Kiste hoch wie der Angler eine Forelle aus dem Wasser einholt. In weniger als drei Minuten lag der Munitionskasten oben, nach weiteren fünf lagen der Generator, die Gewehre und Pistolen, in Schlafsäcke gepackt, und ihr leichtes, umdrehbares Zelt – innen weiß, außen grün getarnt – neben den Sprengstoffen.
    Ein drittes Mal fiel das Seil in Regen und Finsternis hinab, und wieder holte der unermüdliche Andrea es ein, Hand über Hand. Hinter ihm stand Mallory, der das freiwerdende Seil

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