Die Kanzlerin - Roman
können.«
Cookie: »Bist du mit Clara intim?«
Figo: »Warum?«
Cookie: »Ich will keine Komplikationen. Oder, um im Jargon zu bleiben: keine – auch noch so kleinen – Herzstiche. Im Übrigen Termin circa Mitte August. Jodler bringt den Behälter. Die Stunde des Jubilars. Er soll sich vorbereiten.«
Figo: »Anarchisterix hat geliefert, Tricolor auch. Die Substanzen sind da.«
Cookie: »Jodler arbeitet den Plan aus.«
Figo: »Und Mozart?«
Cookie: »Wird ausgeschaltet.«
» M an braucht eine dicke Haut«, sagte Bossdorf, und Loderer nickte.
»Die können reden, was sie wollen – die Leute hören weg oder lachen.«
»Und wir schreiben die Reden, über die gelacht wird«, sagte Loderer. Und über meine lache nur ich selbst, dachte er.
Sie sassen im Einstein, rechts das Brandenburger Tor, links die Theatermeile, Universität, Museen.
»Kater Wowi will das Schloss gar nicht bauen«, sagte Bossdorf.
»Seine Krone sitzt auch so.«
»Der ›Wer-wird-Millionär‹ könnte die Schirmherrschaftübernehmen«, sagte Bossdorf, dann schwiegen sie beide. »Träumst du auch manchmal, Loderer?«
»Selten in der Nacht. Die Tagträume sind schlimm genug.«
»Ich habe geträumt, letzte Nacht.«
Loderer schwieg, weil es ihm ziemlich egal war, was Bossdorf geträumt hatte.
»Träume sind Schäume, sagt man«, sagte Bossdorf.
»Eben«, sagte Loderer und schaute einer EU-Abgeordnetengruppe zu, die vermutlich ihr Spesenbudget noch nicht ausgeschöpft hatte.
»Ich habe geschlafen und geträumt, dass ich schlafen wollte, aber zu erschöpft war, um einzuschlafen.«
Jetzt war Loderer sicher, dass er davon nichts hören wollte. Aber er schwieg, und darum war Bossdorf sicher, dass ihn der Traum interessierte.
»Ich dachte im Traum: Wenn ich doch nur nicht so erschöpft wäre, dann könnte ich endlich schlafen. Ich wollte schlafen in diesem Traum, aber es ging nicht. Und einmal, als ich mich auf die Seite drehte, da spürte ich, dass jemand hinter mir lag und näher an mich heranrückte, weil er gemerkt hatte, dass ich mich bewegt hatte. Er dachte, ich sei wach, und berührte mich. Er wollte mich umarmen.«
Eine Schwulengeschichte wollte Loderer am allerwenigsten hören. Aber Bossdorf sprach weiter, wie in Trance: »Ich drängte ihn weg, mit einem Ton. Ich konnte nicht reden, aber es war ein Ton, der keinen Zweifel daran liess, dass ich nein sagte. Und tatsächlich liess er mich sofort in Ruhe, aber er hat mich geweckt.«
»Ich dachte, du hast geschlafen und alles nur geträumt?«
»Ich habe geträumt, dass er mich aufgeweckt hat, und hatte furchtbare Angst. Obwohl ich hörte, wie tief er atmete, wie tief er schlief, hatte ich Angst davor, dass er mich töten, mich erschlagen könnte im Schlaf. Ich wollte auf die Uhr schauen. Ich hatte denWecker auf 6 Uhr gestellt. Aber als ich auf die Uhr schaute, da hatte es schon geklingelt.«
»Na dann, Bossdorf, bist du ja doch noch aufgewacht.«
»Nein. Der Wecker hat nur im Traum geklingelt, aber danach wusste ich, dass eine Frau neben mir im Bett lag. Und ich dachte: Was würde meine Frau wohl dazu sagen?«
»Bist du verheiratet?«
»Nein«, sagte Bossdorf, »aber trotzdem dachte ich an meine Frau, die mich neben einer anderen Frau sehen und Fragen stellen könnte. Aber ich hatte ja nein gesagt, ich habe mich nicht umarmen lassen, sondern habe mir überlegt, wie ich ihn loswerden könnte, am nächsten Morgen schon …«
»Du hast gesagt, es war eine Frau … Bossdorf, ich glaube, du weisst nicht, ob du dich gegen die Umarmung eines Mannes oder einer Frau wehren möchtest.«
»Aber als ich daran dachte, diese Person loszuwerden, war es wieder ein Mann«, sagte Bossdorf und versank in Gedanken, von denen Loderer nach wie vor nichts wissen wollte.
»Ich wollte ihm sagen, dass ich, völlig unvorhergesehen, nach Amsterdam reisen müsse und er mir die Schlüssel geben solle. Ich wollte ihn loswerden, weil ich Angst hatte, dass er mich sonst vielleicht erschlägt. Also versuchte ich – im Schlaf – nicht einzuschlafen. Damit nichts Schlimmes passiert. Dann hat es wieder geklingelt, und er sagte: ›Aber du brauchst doch Schlaf.‹ Ich bin aufgestanden und habe die Wohnung sofort verlassen. Dann war ich in einer menschenleeren Stadt.«
»In Amsterdam«, sagte Loderer.
»Warum weisst du das?«
»Ich weiss nichts, Bossdorf. Ich weiss nicht, was du in dieser Stadt zu suchen hattest.«
»Ich suchte ein Café. Die Strassen waren menschenleer, aber dieses Café war
Weitere Kostenlose Bücher