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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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gibt es nicht.«
    »Die Gondel kann bei Mast 2 einen kurzen Halt machen«, sagte Caspers, »und Kranich kann etwas frische Luft schnappen. Mast 2 ist dafür da: für einen Halt auf Verlangen.« Wenige Minuten später stoppte die Gondel. Mast 2.
    »Kommen Sie«, sagte die Kanzlerin und stützte Kranich beim Ausstieg. »Wie hoch sind wir hier?«
    »2100 Meter etwa«, sagte Caspers.
    »Wie weit noch zum Gipfel?«
    »400 Höhenmeter.«
    »Dann macht Herr Kranich jetzt einen kleinen Spaziergang, und wenn er sich erholt hat, schicken wir die Gondel wieder runter, und Sie kommen hoch, Kranich, damit wir weiter auf gleicher Augenhöhe sind.« Die Kanzlerin zögerte und sagte: »Caspers, Sie gehen mit.«
    Die Kanzlerin stand jetzt an der Kabinentür und zögerte immer noch. »Weiter geht’s«, sagte sie dann.
    Die Seilbahntür schloss sich, die Kabine setzte sich fast geräuschlos wieder in Bewegung.
    »Eine wunderschöne Landschaft«, sagte Caspers zu Kranich, »haben Sie sich schon etwas erholt?«
    »Gehen wir ein Stück«, sagte Kranich, obwohl er labbrige Beine hatte.
    »Schon etwas eigenartig, dass ein Schweizer in den Schweizer Alpen umkippt«, sagte Caspers. »Sie waren zu lange in Berlin und brauchen offenbar Abgase, um sich wohl zu fühlen.«

    Titus Annaheim und seine Musiker fetzten jetzt so schmissige Liedchen, dass sich mehrere Tanzpaare gefunden hatten, und ausser den Personenschützern und den zwei BKA-Beamten hatte niemand den Sekundenstopp bei Mast 2 und den Ausstieg von Kranich und Caspers bemerkt.
    »Das müssen wir melden«, sagte Olaf, und BKA-Kollege Dirk pflichtete ihm bei. Er rief: »Wo ist das Funkgerät?«, aber die Musik war zu laut, und mit jedem Meter drückte die Höhe mehr auf die Trommelfelle der nun sehr heiteren Gesellschaft.
    »Was ist der Unterschied zwischen Schlägeln und Klöppeln?«, fragte Engel Titus Annaheim, aber die Musik war einfach zu laut. Also holte er sich noch ein Fleischspiesschen und fragte Hendricks: »Etwas dagegen, wenn ich die schöne Laetitia entführe, auf ein beschwingtes Tänzchen in luftiger Höh?« Engel konnte sich Hendricks’ Lachanfall nicht erklären, offenbar hatte dieser schon einiges intus. »Vergiss nicht, Valentin, dass du wieder verheiratet bist.«
    »Wieder?«, prustete Hendricks. »Bin ich schon wieder verheiratet? Wenn das so ist, dann möchte ich aber auch wieder eine Geliebte haben.«
    Hendricks’ anhaltender Lachanfall befremdete Engel, aber die bayerische Lebensart war ihm ohnehin fremd. Er drückte Laetitia an sich und fragte: »Wie heisst du, mein Kind?«
    »Kein Kind sonst heisst Laetitia«, sagte sie, »aber ich heisse so.«
    »Und was heisst das, mein Kind?«, fragte Engel und musste plötzlich ebenfalls völlig grundlos lachen.
    »Laetitia Temporum«, flüsterte ihm Laetitia ins Ohr, »ich bin die Fröhlichkeit der Zeiten.«
    »Meine Damen und Herren«, rief Engel so laut, dass die Musik für ein paar Sekunden verstummte. »Wir leben in fröhlichen Zeiten, und ich halte diese Fröhlichkeit sozusagen in meinen Armen und werde sie verständlicherweise nicht mehr so schnell loslassen. Musik, die Fröhlichkeit braucht Musik«, schrie Engel und spürte, dass ihn Merrit Amelie Kranz völlig entgeistert anstarrte. Er blinzelte ihr zu, und sie krümmte sich vor Lachen.
    »Wo ist das Funkgerät?« Olaf und Dirk repetierten ihre Frage mittlerweile fast mechanisch. »Die Funken sprühen«, sagte Olaf, »und wir haben kein Funkgerät.«
    Engel drückte Laetitia jetzt so kraftvoll an sich, dass sie nach Luft rang. Und mit sehr hoher Stimme sagte: »Laetitia ist eine Römerin. Ich bin anmutig, fröhlich, vergnügt, füllig und fruchtbar. Wer Laetitia heisst, ist so. Und ich bin so. Und wie heisst du?«
    »Lothar«, sagte er, »aber du darfst Engel zu mir sagen.« Er lockerte seinen Griff, und Laetitia kniete sich hin und nestelte an seinem Reissverschluss. »Die fruchtbare Laetitia treibt es jetzt mit einem Engel«, piepste sie, und der Engel fragte sich, warum sie plötzlich piepste wie eine Plastikente, der ein Kind in der Badewanne den Hals zudrückt.
    »Laetitia will befruchtet werden«, brüllte Engel, und Merrit Amelie Kranz reagierte sofort: »Ich auch.«
    »Dann alle fruchtbaren Weiber zu mir«, schrie Engel und spürte, dass in seinem Kopf ein paar Ballone explodierten. Aber immer noch stand er breitbeinig mitten in der Kabine und wunderte sich überhaupt nicht, dass plötzlich auch Merrit Amelie Kranzvor ihm kniete und sich an seinem

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