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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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Controller –, und Zungenwürmer gibt es auch. Um aber den Faden nicht zu verlieren: Wir sind gefährlich. Weil die Menschen gierig sind. Weil sie nicht warten können. Weil sie rohen Fisch essen, und dann nistet sich der Fadenwurm in ihrem Dünndarm ein, und sie werden von Durchfällen geschüttelt, bis sie ihre Elektrolyte verlieren und ihr Protein, und dann sterben sie, Controller, an Herzversagen oder einer Blutvergiftung. Und wir können noch gefährlicher sein, wenn wir schlau sind. Wenn wir Fuchsbandwürmer sind. Die behandelt der Mensch besonders schlecht. Er bewirtet sie nicht gut, ist ungastlich, und dann töten wir ihn. Er merkt gar nicht, dass wir da sind. Weil er gierig war, Obst aufgelesen und verzehrt hat, ohne es zu waschen. Oder Pilze. Oder er hat sich an sein Hündchen gekuschelt oder das Fell seiner Katze gestreichelt. Weil der Mensch einmal lieb sein wollte. Dann breiten wir uns aus wie Metastasen. Wir befallen die Leber, und das ganze Blut des lieben Menschen wird metastasiert. Aber wir sind ja geduldig, wir Würmer, wir lassen uns Zeit. Der Mensch stirbt erst nach Jahren, und vorher fühlt er sich gut. Bis er gelb wird. Und vom Madenwurm hab ich noch gar nicht gesprochen, Controller. Der auch Aftermade genannt wird. Made in überall auf der Welt. Nicht grösser als ein Zentimeter und nicht invasiv, aberwas heisst das schon. Wir fressen den Brei im Darm auf, Controller. Und nachts kriechen unsere Madenwurmweibchen nach draussen und legen ihre Eier auf den Analhäuten ab. Und dann juckt es die reichen Ärsche. Und sie kratzen sich. Und stecken sich dann den Finger in den Mund. Fast interessanter aber noch ist der Spulwurm. Der weltweit häufigste Wurm. Er schlüpft in den Dünndarm. Dann durchbohren die Larven die Darmwand. Sie spazieren zur Leber, kommen in die Lunge und werden von den Lungenbläschen über die Bronchien zur Luftröhre gehaucht, in den Rachen. Und dann wollen die Leute uns aushusten, Controller. Aber das geht nicht. Sie verschlucken uns wieder. Sie müssen uns schlucken. Und wir lassen uns fallen, sausen durch die Speiseröhre in den Magen, den Darm: das ist der Kreislauf. Und man müsste gigantische Kreisssäle bauen, um uns Spulwürmer auf menschliche Art auf die Welt zu bringen. Ein Weibchen legt 200 000 Eier am Tag, Controller, und das bei einem Potential von 27 Millionen Eiern … Controller, du Wurm, hat mich gefreut. Bis auf ein Neues«, sagte Cookie noch, und Loderer ging auf die Toilette und übergab sich.

    Cookie: »Der Controller ist o.k. und kotzt jetzt vermutlich. Jodler, Joker, Figo, Clara, Silikon-Susi, Anarchisterix, Tricolor, Rotkehlchen, alle da? Jodler, du fährst in die Schweiz.«
    Jodler: »Wann?«
    Cookie: »Sofort.«
    Figo: »Dachte, das mache ich.«
    Cookie: »Für dich – Spezialauftrag. Später dazu mehr. Jodler: vor Ort alles durchchecken. Falls möglich: präparieren. Falls nötig: weiteren Schutzengel ausschalten. Joker: Ich hoffe, du hast das nötige Zeugs dazu.«
    Joker: »Noch nicht.«
    Cookie: »Wo liegt das Problem?
    Joker: »Ventiltechnische Fragen. Transport, Austausch – und wenn es ein Gemisch sein soll, dann ist auch die Herstellung nicht ganz so einfach.«
    Silikon-Susi: »Ich will einen Mischling, nur ein Gemisch.«
    Cookie: »Ecstasy, du wirst dich die nächsten Tage zurückhalten. Abfeiern kannst du später. Und kein Wort zu Schöngeist Mozart.«
    Rotkehlchen: »Warum hast du ihn nicht zugeschaltet?«
    Cookie: »Ich misstraue ihm.«
    Clara: »Und ich misstraue diesem Controller. Dieser Wichser. Frau Male soll ihn fertigmachen.«
    Silikon-Susi: »Aber vorher hilft er uns noch ein bisschen, zu unserer Erleichterung. Kikeriki.«
    Joker: »Plötzlich geht alles verdammt schnell.«
    Cookie: »Wir haben alles lange geplant, mit Engelsgeduld. Morgen hier, gleiche Uhrzeit. Jodler, pass auf dich auf. Figo, wir unterhalten uns noch.«

» Z witscherzwitscher«, murmelte die Kanzlerin und wusste sofort, dass es Mozart war. Schon wieder. Eine Frechheit. Sie atmete tief ein, hielt die Luft sekundenlang an und pustete sie dann aus, als ob ihre fünfzig Geburtstagskerzen auszublasen wären. Sie nahm ihr Handy und drückte den Daumen auf die »neue Nachricht«.
    »Liebe Frau Kanzlerin, liebe Xenia …«
    Dass es im Amt, dass es auch bei einigen Ministerpräsidenten so üblich war, sie Xenia zu nennen, das wusste sie zwar, aber öffentlich sagte das keiner, und bislang hatte noch nicht einmal ein Journalist die Dreistigkeit gehabt, auch nur

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