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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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Herren«, sagte die Kanzlerin. »Gibt es noch andere Fakten? Herr Brack?«
    »Bei der Befragung der Hausbewohner durch LKA und Kriminalpolizei hat eine ältere Dame zu Protokoll gegeben, dass sie zur Tatzeit im Hausflur – sie wohnt im Parterre – Stimmen gehört habe. Sie habe die Wohnungstür einen Spaltbreit geöffnet und gehört, dass sich eine Frau mit einem Mann gestritten habe. Der Wortwechsel sei heftig gewesen, allerdings so leise geführt, dass sie zum Gesagten keine Angaben machen könne. Gesehen habe sie nichts.«
    »Boron war ein guter Mann«, sagte sie, »und ich kann einfach nicht glauben, dass ein so gefestigt wirkender Typ plötzlich durchdreht und etwas so Furchtbares anstellt, Herr Brack.«
    Brack gab dem Fallanalytiker ein Zeichen.
    »Frau Kanzlerin, wir haben zwar im Park Inn keinen Abschiedsbrief von Boron gefunden, aber in gewissem Sinn so etwas wie ein Geständnis.«
    »Die wichtigsten Informationen stets am Schluss, so mag ich das.« Die Kanzlerin biss sich auf die Lippen.
    »Es handelt sich, wie gesagt, nur in einem gewissen Sinn um ein Geständnis, nämlich um eine handschriftliche Notiz, von der wir bis zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht wissen, wann sie von Herrn Boron verfasst wurde. Aber dass er diese Notiz geschrieben hat, die am Tag seines Ablebens in seiner Jacke gefunden wurde, das haben unsere Experten zweifelsfrei festgestellt.«
    »Kommen Sie zum Punkt, Herr Fallanalytiker Kummer. Was hat Boron geschrieben?«
    »Das Schreiben beginnt mit dem Satz: Falsche machen Falsches. «
    »Boron war kein Falscher.«
    »Frau Kanzlerin, das Schreiben bezieht sich ausschliesslich auf Borons Liebesverhältnis mit Frau Hell, das diese beendet hatte. Er schreibt, dass sie eine Kriegerin gewesen sei und er ein Krieger. Und dass sie mit ihm Schluss gemacht habe. Wörtlich: Du hast die Liebe besiegt. Und das Schreiben endet mit den Sätzen: Ich habe verloren, und du hast nichts gewonnen. So ist das im Krieg. Wenn Schluss ist. Schluss heisst Schluss heisst: Schluss mit mir. Und Schluss mit dir. So ein Scheissleben. So ein Scheissberuf … «
    »Herr Brack, Herr von Aretin, Herr Puller, ich erwarte Sie in meinem Büro.« Sie bedankte sich knapp für die Informationen und weiteren Bemühungen und ging so unvermittelt, dass Brack, von Aretin und Puller auf den nächsten Aufzug warten mussten.

    Die Kanzlerin wollte mit Kranich reden, aber er war nicht in seinem Büro. »Herr Kranich, wenn ich schon einen persönlichen Berater habe, dann möchte ich den gelegentlich auch persönlichsehen.« Sie knallte den Hörer auf die Gabel. Dann verschränkte sie ihre Arme auf dem Rücken und wandelte ein paar Schritte in den Gängen dieses Kanzlerhauses, das sie von Tag zu Tag weniger mochte. Was hatte sich Kohl nur dabei gedacht? Als sie nach ein paar Minuten zu ihrem Büro kam, warteten die Herren schon.
    »Zuerst Herr Kranich, dauert nicht lange, meine Herren, es dauert nie sehr lange mit Herrn Kranich, nicht?«
    Kranich legte ein Mäppchen auf ihr Pult. »Ihnen hat die Zeit gefehlt, sie zu lesen, die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Ich habe das für Sie gemacht. Eine halbe A4-Seite«, sagte er.
    »Und dafür haben Sie einen Tag gebraucht? Setzen Sie sich.« Kranich blieb stehen. »Sie machen den Eindruck, Kranich, als ob Ihnen etwas durch den Kopf geht. Sollte das für mich eine gewisse Relevanz haben, dann sagen Sie das bitte jetzt.«
    »Es hat«, sagte Kranich, »keine aktuelle Relevanz.«

L oderer hatte Träume, die ihn erregten. Sie war online.
    »Fickfrau Male, bist du da? Der Controller hat einen unkontrollierten Schwanz und braucht sofortige Erleichterung.«
    »Ich zittere, Controller. Und spüre dein Zittern. Wo hast du so lange gesteckt? Oder vielleicht sollte ich fragen: Wo hast du ihn überall reingesteckt, Schwanz?«
    »Der Schwanz steckt in Schwierigkeiten …, und im schlimmsten Fall steckt mein Schwanz in einem schwarzen Loch.«
    »Meine Möse ist rot, Controller, erhol dich. Ich fress dich nicht auf. Wovon hast du geträumt?«
    »Warum weisst du, dass ich geträumt habe, Frau Male?«
    »Das Bildhafte der Sprache. Das schwarze Loch. Aber vielleicht habe ich das nur in dich hineinprojiziert, weil ich selbst etwas geschlafen habe. Mit dem Vibrator zwischen meinen Beinen …«
    »Wie war’s mit deinem Ersatzschwanz letzte Nacht?«
    »War noch nicht fertig mit Kostümieren, als er kam. Ein schüchterner Typ. Aber die Verpackung hat ihm gefallen. Geplänkel, Unterhaltung, und

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