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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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gerade Nase, ein wohlgeformter Mund und tiefblaue Augen. Zu meiner Überraschung sprach er mich in tadellosem Deutsch an. Wie er mir mit sichtlichem Stolz verkündete, waren seine Deutschkenntnisse einem Studienaufenthalt in München zu verdanken
.
    Kaum waren wir in seinem Büro, kam er zur Sache. „Wir fangen noch heute mit den Untersuchungen an. Falls Ihre Werte in Ordnung sind, werde ich Sie bereits übermorgen operieren.“ Er rückte näher an mich heran, um mein Gesicht in Augenschein zu nehmen. „Das dürfte kein Problem sein. Jedenfalls kein größeres. Wenn wir Veränderungen an Ihren Ohren und am Kinn vornehmen, Ihre Augenlider straffen und Implantate in den Wangenknochen einsetzen, außerdem Ihre Nase verkleinern und die Nasenspitze etwas nach unten ziehen, wird Sie kein Mensch mehr erkennen, nicht einmal Ihre eigene Frau“, sagte er
.
    Dazu würde es ohnehin keine Gelegenheit mehr geben. Meine Pläne für die Zukunft sahen keine Begegnung mit Renate vor. „Wie lange wird denn die Operation in etwa dauern und können Komplikationen auftreten?“, erkundigte ich mich. Auch wenn ich mich in seine Hand begab, war mein Vertrauen in seine ärztliche Kunst keineswegs grenzenlos
.
    „Die Operation wird an die zehn Stunden dauern. Normalerweise würde ich die Eingriffe in Abständen von mehreren Wochen durchführen. Ich habe Sie allerdings so verstanden, dass …“
    „Keine Abstände“, ging ich dazwischen. Sein Nicken drückte Verständnis aus. „Wenn alles gut verläuft, und davon gehe ich aus, können Sie die Klinik in vier bis fünf Wochen wieder verlassen. In den ersten Tagen nach der Operation müssen Sie starke Medikamente nehmen, Antibiotika und Schmerzmittel. Wir verabreichen sie Ihnen intravenös. Nach drei bis vier Tagen können Sie wieder aufstehen, sollten die Klinik aber noch nicht verlassen. Allein schon wegen der Infektionsgefahr, in Bukarest grassiert derzeit die Grippe.“
    „Und wann werden die Fäden gezogen?“
    Meine Frage rief ein verstecktes Lächeln auf den Lippen des Arztes hervor. „Heutzutage verwenden wir resorbierbares Fadenmaterial. Es müssen nur noch die überstehenden Knoten abgeschnitten werden. Der Heilungsprozess dauert allerdings eine Weile. Mit drei Monaten müssen Sie rechnen. In den ersten Wochen sind die Narben noch aktiv, eine Kosmetikerin in unserer Klinik wird sich darum kümmern. Außerdem kommt es erfahrungsgemäß zu Hautrötungen und Schwellungen, die nach einigen Wochen wieder abklingen. Sie zahlen bar?“, fragte er unvermittelt
.
    Ich bestätigte das und zauberte so ein Lächeln auf sein Gesicht. „Wenn Sie den Betrag im Voraus zahlen, kann ich Ihnen einen Nachlass geben. Sagen wir 12.000 Euro für alles, einschließlich der Nachsorge und des Klinikaufenthaltes!“ Das war viel Geld, aber unumgänglich für meinen Plan, der mir, wenn alles gut lief, sehr viel mehr Geld einbringen würde. Nachdem ich den Betrag abgezählt überreicht hatte, erhoffte ich von Herrn Marek Hilfe in einer anderen Angelegenheit zu bekommen: „Sie deuteten an, dass Sie mir auch mit dem Pass helfen könnten?“
    Erneutes Nicken. „Viele meiner Kunden kommen zu mir, weil sie nicht nur ein neues Gesicht, sondern auch ein neues Leben wollen. Ich helfe gerne, jeder verdient eine zweite Chance.“ Er ging zum Schreibtisch und schrieb mir eine Adresse auf einen Zettel. „Sie sollten diesen Mann noch heute aufsuchen. Dann kann er sich Ihres Anliegens annehmen, während Sie sich von der OP erholen. Nach Ihrer Entlassung wird der neue Ausweis für Sie bereitliegen.“
    „Wie viel wird er in etwa kosten?“
    Doktor Marek hob seine Hände zu einer abwehrenden Bewegung. „Damit habe ich nichts zu tun. Das müssen Sie direkt mit ihm ausmachen. Kommen Sie, ich möchte Ihr Gesicht fotografieren, um eine Simulation am Computer vorzunehmen. Sie sollen ja mitbestimmen, wie Sie künftig aussehen werden.“
    Es dauerte nur zehn Minuten und wir waren uns einig. Auch die Passangelegenheit verlief ohne Komplikationen. Den Preis handelte ich auf 2000 Euro herunter
.
    Knapp vier Wochen später verließ ich die Klinik. Nach anfänglichen Schmerzen war der Heilungsprozess ohne Komplikationen verlaufen. Bis auf Hautrötungen und kleinere Schwellungen war alles überstanden. Doktor Marek hatte gute Arbeit geleistet. Im Spiegel blickte mir ein fremder, gut aussehender Mittvierziger entgegen. Ich mochte mein neues Ich, sehr sogar, und schenkte dem fremden Mann im Spiegel ein Lächeln. Es war das erste

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