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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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…“
    Verena kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zu sprechen.
    Aufgebracht fiel er ihr ins Wort. „Vergiss es! Kommunalaufsicht und Vermessung, nie und nimmer. Ich will Verbrechen bekämpfen und mich nicht mit Bürgermeistern streiten oder Geodaten sammeln.“
    Gleich bringt er München ins Spiel, befürchtete Verena. „Lass uns in aller Ruhe beim Essen darüber sprechen“, schlug sie vor, bemüht, ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    Er bedachte sie mit einem gequälten Blick. „Wenn du unbedingt willst.“ Widerwillig folgte er ihr in die Küche. Als sie eine Flasche Rotwein entkorken wollte, stoppte er sie. „Für mich nicht. Ich trinke nur Wasser.“ Appetit hatte er auch keinen. Nach wenigen Bissen schob er den Teller beiseite. „Ich habe noch einmal über das Angebot aus München nachgedacht. Eigentlich ist es …“
    Jetzt fiel sie ihm ins Wort. „Du hast doch gesagt, dass du Personenschutz und Industriespionage nicht so toll findest.“
    „Es gehören ja auch Internetschutz und Werksicherheit zum Aufgabenbereich der MB-Security. Außerdem sitze ich in der Geschäftsführung und ermittle nicht selbst. Mir obliegen strategische Aufgaben. Der Laden beschäftigt hundertsechzig Leute und das Gehalt ist mehr als fürstlich.“
    „Es fallen dann aber Kosten für die doppelte Haushaltsführung an. Ganz zu schweigen von den Wochenendflügen. Ich habe nämlich nicht vor, meinen Job beim LKA aufzugeben.“ Auch Verena war jetzt der Appetit vergangen. Der größte Teil der Pizza landete im Abfalleimer.
    Er schaute an ihr vorbei auf die nackte, weiße Wand. „Es wäre ja nur vorübergehend, bis ich was anderes in Norddeutschland gefunden habe.“
    Verena konnte ihre aufsteigende Angst nicht mehr länger unterdrücken. Es war schiere, brutale Angst, ein zweites Mal von dem Mann verlassen zu werden, den sie liebte. Sie bemühte sich ihrer Stimme einen neutralen Ton zu geben. „Wir haben beschlossen zusammenzuziehen. Es war deine Idee. Du hast sogar von Heirat gesprochen. Und jetzt redest du davon, nach München zu gehen, noch bevor wir uns richtig eingerichtet haben.“
    Er schaute sie betroffen an. „An meiner Absicht hat sich nichts geändert. Wir werden Ende des Jahres heiraten“, beschwor er sie.
    Es fiel ihr immer schwerer, sich zu beherrschen. „Nein, das werden wir nicht. Du willst immerhin einen Job in München annehmen, mal eben so. Kannst du dir vorstellen, wie es mir damit geht?“ Du musst ruhig bleiben, sagte sie sich, sonst erreichst du das Gegenteil.
    Beim Blick in ihr wütendes Gesicht wurde Jürgen schnell klar, was er angerichtet hatte. „Tut mir leid. Ich bin es nicht gewohnt, aufs Abstellgleis gestellt zu werden. Es ist ein Scheißgefühl. Ach, verdammt! Ich werde mir die Abteilung für Kommunalaufsicht mal näher anschauen. Dann sehen wir weiter.“ Er griff nach ihrer Hand und streichelte sie.
    Mit der Frage „Wie läuft es übrigens mit den Ermittlungen im Mordfall?“ brachte er das Gespräch auf ein neutrales Thema.
    Für einen Moment konnte Verena nichts sagen, so groß war die Erleichterung, dass er eingelenkt hatte. Ihre Anspannung löste sich, sie atmete tief durch und lieferte einen knappen Bericht.
    „Ein Entführer hätte sich längst gemeldet. Entweder in der Firma oder bei seiner Frau“, kommentierte er ihre Ausführungen. „Sein Verschwinden muss andere Gründe haben. Vielleicht will er sich wirklich aus Deutschland absetzen und auf den Bahamas oder sonst wo ein neues Leben beginnen. Es kann doch sein, dass er Frau Wächter nachkommen lässt.“
    „Ich werde morgen früh erneut mit Frau Wächter sprechen. Mal sehen, was sie zu ihrem Verhältnis mit Baumgart zu sagen hat. Allerdings habe ich Zweifel, dass es eine Beziehungstat war. Selbst wenn Baumgart mit seiner Geliebten in Brasilien oder auf den Bahamas ein neues Leben beginnen will, muss er doch deshalb nicht Wächter umbringen.“
    „Da hast du sicherlich recht. In diesen Kreisen löst man Beziehungsprobleme mit Geld und nicht mit Mord“, pflichtete Jürgen ihr bei.
    Verena verspürte plötzlich ein unangenehmes Ziehen in der Bauchgegend. Sobald sie mehr Zeit hatte, würde sie zum Arzt gehen. „Dass Baumgart vor zwei Tagen den ICE nach Berlin bestiegen hat, steht übrigens fest. Die Zugführerin konnte sich an ihn erinnern. In der ersten Klasse war nicht viel los und er hat sich Kaffee und das Handelsmagazin bringen lassen.“
    „Dann solltet ihr den Polizeipräsidenten in Berlin einschalten“, schlug

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