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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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aufgefunden wurde, ist auch der Vorstandsvorsitzende und Firmeninhaber Hans Baumgart erstochen worden. Seine Leiche wurde gestern früh in einem Waldstück in Sommerfelde bei Eberswalde von einem Jogger entdeckt. Was hatte Baumgart in Sommerfelde in Brandenburg zu tun? Diese Frage beschäftigt offenbar auch das LKA Niedersachsen. Die Ermittlungsleiterin Kriminalrätin Verena Hauser hat unverzüglich den Tatort in Brandenburg aufgesucht, war aber zu keiner Stellungnahme bereit. Zu der Frage, ob die beiden Opfer von ein und demselben Täter ermordet wurden, wollte sich weder das LKA Brandenburg noch die Polizeibehörde in Niedersachsen äußern. Dass das LKA Niedersachsen sich in die Ermittlungen eingeschaltet hat, spricht für einen Zusammenhang. Direktor Hirschmann vom LKA Niedersachsen kündigte für Montagmorgen eine Pressekonferenz an.
    Allgemeine Niedersachsenzeitung
    Der Leichenfund des angehenden Milliardärs aus Niedersachsen sorgte für Aufregung in den Medien. Alle deutschen Tageszeitungen berichteten auf ihren Titelseiten über den Mord. Das Niedersachsenfernsehen strahlte eine Sondersendung aus, in den deutschen Radiosendern kamen Innenminister Lühmann und hochrangige Politiker aller im Landtag vertretenen Parteien zu Wort. Auch Baumgarts Vorstandskollege Hansen und der Präsident der Unternehmerverbände äußerten sich in Interviews. Von einer herausragenden Unternehmerpersönlichkeit, die aus dem Nichts heraus eine der größten deutschen Investmentgesellschaften geschaffen hatte, war die Rede. Auch das kulturelle und soziale Engagement des ermordeten Multimillionärs wurde hervorgehoben.
    Dass innerhalb von nur einer Woche zunächst das Aufsichtsratsmitglied Wächter und kurz darauf der Firmengründer und Vorstandsvorsitzende Baumgart erstochen worden waren, gab Anlass zu Spekulationen. Von radikalen Umweltaktivisten, die Anstoß an Baumgarts Bauprojekten nahmen, war die Rede, aber auch von Linksradikalen und Autonomen. Auch seit einiger Zeit kursierende Gerüchte, dass der Großinvestor sich mit der Mafia eingelassen hatte, wurden aufgewärmt und genüsslich verbreitet. Verena gab nicht viel darauf. Linke Autonome und Umweltaktivisten mochten zu gewalttätigen Ausschreitungen neigen, aber ein Doppelmord war nicht ihre Handschrift. Die Vermutung, dass die Mafia im Hintergrund die Fäden zog, erschien ihr wahrscheinlicher. Und der Schlüssel dazu führte über Milner, war sie überzeugt.
    Noch vor Bekanntwerden der ersten Presseverlautbarungen wurde Baumgarts Frau vom Direktor des LKA höchstpersönlich aufgesucht. Sie reagierte auf seine Mitteilung hysterisch. Ihre Hauptsorge galt der bevorstehenden Beerdigungsfeier, ein Ereignis, das bundesweit Beachtung finden würde. Auf Anraten des Vorstandsmitglieds Hansen wurde Privatdetektiv Lentz engagiert, der ihre Tochter in Indien ausfindig machen sollte. Ihr Fernbleiben bei der Bestattung hätte für ungewolltes Aufsehen gesorgt.
    Noch eine zweite Frau war untröstlich. Baumgarts Geliebte, Frau Wächter, die nach dem Tod ihres Mannes erstaunlich gefasst auf die Polizeibeamten gewirkt hatte, schloss sich in ihrem Schlafzimmer ein und war für niemanden mehr zu sprechen. Ihr Sohn, der von dem Verhältnis nichts wusste und die Reaktion auf nicht verarbeitete Trauer um ihren ermordeten Mann zurückführte, holte den langjährigen Hausarzt zu Hilfe, der seine Mutter mit Psychopharmaka versorgte.
    Wagner bekam zunächst von dem Mord an Baumgart nichts mit. Aufgrund eines frühen Arzttermins hatte er keine Gelegenheit Zeitung zu lesen. Nach dem Infarkt seiner Mutter hatte sein Vater ihn zu einem Arztbesuch überredet. Jetzt saß er dem Arzt gegenüber, der mit Blick auf seine Laborwerte bedenklich den Kopf schüttelte. „So kann das mit Ihnen nicht weitergehen, Herr Wagner. Übergewicht, Cholesterinwerte unter aller Sau, der Blutdruck zu hoch. Und das mit fünfunddreißig!“ Seine Stimme klang vorwurfsvoll.
    „Ich werde abnehmen, ganz bestimmt“, versprach Wagner.
    So leicht ließ sich sein Arzt dieses Mal aber nicht überzeugen. „Papperlapapp, das haben Sie bei Ihrem letzten Besuch auch gesagt, ebenso im Jahr davor. Und was ist? Sie haben zugenommen. Ich meine es ernst: Wenn Sie nicht aufpassen, haben Sie Ihren ersten Herzinfarkt noch vor Ihrem vierzigsten Geburtstag. Sie müssen Ihren Lebensstil grundlegend ändern. Keinen Alkohol mehr, Fett und Zucker reduzieren und vor allem mehr Bewegung.“
    Während Wagner noch darüber nachdachte, was ihm übler

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