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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Verleumdungen als ihre männlichen Kollegen. Was Wächter allerdings mit der Observation bezweckt hat, ist mir ein Rätsel. Was hat der Detektiv, wie heißt er noch gleich …?“
    „Lentz.“
    „Ja, Lentz, genau. Was hat Lentz denn bei der Observation herausgefunden?“
    Obwohl die Politikerin vor Neugier brennen musste, war selbst jetzt keine Regung auf ihrem Gesicht zu erkennen.
    „Angeblich nichts“, sagte Verena. „Das behauptet er jedenfalls. Obwohl – ich glaube ihm nicht. Denn unmittelbar vor dem Mord hat er seinem Mandanten per Mail mitgeteilt, dass er sich mit ihm treffen wolle, eben weil es Informationen gebe. Was glauben Sie, was könnte das gewesen sein?“
    Falls ihre Worte Marion Klaßen beunruhigten, überspielte sie es gekonnt. Sie lehnte sich weit in ihrem Stuhl zurück und spielte mit einer Haarsträhne. „Mein Gott, woher soll ich das denn wissen? Sie haben ihn doch sicher danach gefragt und werden es mir gleich sagen.“
    „Herr Lentz sprach von einem Missverständnis. Die Mail sei für einen anderen Mandanten bestimmt gewesen. Ihre Observation hat angeblich nichts zutage gefördert, was für Wächter interessant gewesen wäre.“
    Als die Politikerin sich Verena zuwandte, funkelte Spott in ihren Augen. „Es hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Ich habe einen Vierzehnstundentag. Es geht ja nicht nur um den Fraktionsvorsitz, der schon hart genug ist. Halten Sie mal fünfzig Abgeordnete bei der Stange, die Mehrheit männlich, über fünfzig und alles andere als begeistert, von einer Frau geführt zu werden.“
    Was sollte das werden? Wollte sie bei Verena auf der Frauenschiene um Sympathie punkten?
    „Die Arbeit im Wahlkreis erledigt sich auch nicht von selbst. Wenn ich spätabends nach Hause komme, selten vor 22 Uhr, bin ich todmüde. Mein Tag fängt um sechs Uhr morgens an, um halb acht sitze ich bereits an meinem Schreibtisch.“
    Verena lehnte sich ebenfalls zurück und schlug die Beine übereinander. Ihr Rücken tat weh. Was war bloß los mit ihr? Erst machten ihr tagelang Magenprobleme zu schaffen, dann Schlafstörungen und jetzt der Rücken. „Was glauben Sie, weshalb hat Ihr Kollege Sie überhaupt überwachen lassen? Nur weil er als Mann keine Frau an der Spitze akzeptieren wollte?“
    Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Weil er ein Blindgänger war, ein politisches Auslaufmodell, ein Fossil, dem junge, erfolgreiche Politikerinnen wie ich ein Dorn im Auge waren.“
    Verena wunderte sich über den Ausbruch. Erstmals zeigte die Politikerin in ihrem Beisein Gefühle. „Und Sie, haben Sie ihn auch gehasst, Frau Klaßen?“
    „Hass? Sie übertreiben! In meiner Welt haben negative Gefühle keinen Platz. Da zählen nur die politischen Aufgaben und der Erfolg. Wer ein politisches Spitzenamt bekleidet, muss einstecken können: Verletzungen, Intrigen, Neid, Missgunst, ich könnte die Aufzählung beliebig fortsetzen. Ein dickes Fell ist Berufsvoraussetzung in der Politik. Was Wächter betrifft: Er war ein schlechter Verlierer, aber keine Gefahr für mich. Ich habe mir meine Position hart erkämpft und sitze inzwischen fest im Sattel. Sie werden niemanden in der Fraktion finden, der mir den Vorsitz streitig macht. Ich hoffe, meine offenen Worte bleiben unter uns. Es wäre übrigens gut, wenn wir zum Ende kommen würden. Mein Terminkalender ist …“
    „Schon gut“, warf Verena ein. Der Abschied fiel kühl aus. Beide Frauen gaben sich keine Mühe, ihre Antipathie zu verbergen.
    Obwohl Verena die Politikerin unsympathisch fand, glaubte sie nicht, dass sie mit dem Mord an Wächter und Baumgart etwas zu tun hatte. In diesen Kreisen wurde mit harten Bandagen gekämpft, aber mit anderen Waffen als mit Messern aus Stahl. „Wo ist eigentlich ihr gut aussehender Assistent geblieben?“, erkundigte sie sich bereits im Hinausgehen.
    „Sie meinen Pietro? Der wollte sich beruflich verändern. Frau Stigler leitet jetzt mein Büro.“
    Kaum war die Polizeibeamtin gegangen, schloss Marion Klaßen die schalldichte Bürotür, ging zu ihrem Schreibtisch und öffnete die oberste Schublade. Das Prepaid-Handy nutzte sie ausschließlich für Gespräche mit Luciano. Er meldete sich sofort. In knappen Worten schilderte sie ihm ihre Befürchtung. Augenscheinlich hatte Lentz ein doppeltes Spiel mit ihr getrieben und die Absicht gehabt, die Fotos zweimal zu verkaufen. Luciano versprach, sich der Sache anzunehmen. Sie solle sich deshalb ihr hübsches Köpfchen nicht

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