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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Für das höchste Regierungsamt des wirtschaftsstärksten Landes in Europa reicht das aber nicht. Als Frau lässt die sich doch von den Regierungschefs der anderen europäischen Länder locker über den Tisch ziehen. Und dass die anderen Regierungschefs es auf unser Geld abgesehen haben, kann selbst der Blindeste unter den Blinden nicht übersehen. Ich bin ohnehin dafür, dass Deutschland zur guten alten D-Mark zurückkehrt. Erst neulich …“
    „Lassen Sie uns zu den Mordfällen zurückkommen“, unterbrach Verena erneut seinen Redefluss. „Sie kannten auch das zweite Mordopfer persönlich?“
    Römermann nickte. „Wer nicht. Auch wenn er kein Parteimitglied war, hat Herr Baumgart uns kräftig unterstützt. Kleinlich war er nicht, er hat Albi bei der letzten Landtagswahl mächtig unter die Arme gegriffen.“
    „Ihnen ist sicherlich bekannt, dass Tobias Wächter für die Baumgart Holding tätig war“, vergewisserte sich Verena.
    Der Politiker schenkte sich umständlich Kaffee ein, bevor er antwortete. „Sie meinen sicher das Aufsichtsratsmandat. Klar ist das bekannt. Dank der Transparenz-Richtlinie. Auch so ein neumodischer Schnickschnack, den uns die Ökopartei eingebrockt hat. Und jetzt auch noch diese schreckliche Internetpartei. Wenn das so weitergeht, geht unser schönes Deutschland vor die Hunde.“
    Er redet und redet und sagt im Grunde nichts, ärgerte sich Verena. „Ich meine nicht das Aufsichtsratsmandat, sondern andere Geschäfte. Etwa die Vermittlung von Staatsaufträgen und lukrativen Baugrundstücken. Die Kleingartenkolonie in Ricklingen wäre ein Beispiel dafür. Ich kann mich noch gut an die Versprechungen der Bürgerpartei vor der Wahl erinnern. Und nach der Wahl war alles vergessen. Das Gelände wurde dann doch an die Baumgart Holding verkauft.“
    Römermann lächelte süffisant. „Vor der Wahl ist nicht nach der Wahl. Die anderen lügen auch. Selbst wenn wir wollten, wir können gar nicht anders. Wer die Wahrheit sagt, hat schon verloren. So ist das in der Politik nun mal. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz, nicht nur in diesem Land. Das gilt für alle Demokratien, ist sozusagen systemimmanent. Die Gunst der Wähler ist nicht umsonst zu haben.“
    Verena schielte unauffällig auf ihre Uhr. Mein Gott zog sich das hin. „Was ist nun mit den Geschäften?“, fasste sie nach.
    „Ich weiß auch nicht mehr, als in den Zeitungen steht. Wir waren keine Freunde, das sagte ich bereits.“
    „Ich habe gehört, dass Sie mit Tobias Wächter in Baumgarts Ferienhaus in Kampen Urlaub gemacht haben.“ Der Abgeordnete verzog angewidert sein Gesicht. „Widerlich, wie in dieser Stadt getratscht wird. Typisch Provinzhauptstadt, die es übrigens auch immer bleiben wird, da kann der Oberbürgermeister noch so oft von Weltstadt quatschen. Hannover ist und bleibt Provinz, kein Vergleich mit Hamburg oder Berlin.“
    „Was ist nun mit Baumgarts Geschäften und Ihrem Urlaub in seinem Haus auf Sylt?“
    „Sie sind verdammt hartnäckig, Frau Hauser, aber das muss wohl so sein in Ihrem Job. Ja, es stimmt, ich war ein verlängertes Wochenende mit Tobias auf Sylt, er hatte mich eingeladen. Baumgart selbst war nicht da und Tobias wollte nicht alleine sein. Das Ganze liegt schon länger zurück.“
    Mehr war dem Abgeordneten nicht mehr zu entlocken. Als Verena gehen wollte, bestand er darauf, ihr etwas von dem Kuchen mitzugeben. Umständlich wickelte er zwei Stück in eine Serviette. Auf ihre Frage nach dem Büro der Abgeordneten Peters reagierte er mit einem breiten Grinsen. „Oh Gott, Sie Ärmste. Bevor Sie zu Wort kommen, sülzt die Sie mit ihrem Frauenstuss voll. Sie glauben ja gar nicht, wie die Frau uns seit Jahren auf den Geist geht.“
    Die Abgeordnete Peters empfing Verena wie eine gute Bekannte. „Frau Stigler hat Ihren Besuch avisiert. Es ist wirklich großartig, dass eine Frau die Ermittlungen in brisanten Mordfällen wie diesen leitet. Ihr Beispiel zeigt, dass Frauen es genauso gut können wie Männer. Ach was sage ich, besser, viel besser. Ohne Quote kommen wir trotzdem nicht weiter. Die Männer geben niemals freiwillig Macht ab. Wir Frauen müssen sie uns nehmen.“
    Nachdem Verena eine Zeit lang geduldig zugehört und an den richtigen Stellen genickt hatte, kam sie zum Wesentlichen. Die Abgeordnete räumte unumwunden ein, dass Wächter und sie auf Kriegsfuß gestanden hatten. „Er war immer vorneweg, wenn es gegen unsere Sache ging. Hinter meinem Rücken hat er sich andauernd über mich mokiert

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