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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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im Quartier Latin spazieren gingen, die Seine überquerten und am Louvre vorbeigingen. »Er ist 1418 gestorben.«
    Ich glaubte ihm erst, als er mir im Laboratorium seine umfangreichen Notizen zeigte. Es stimmte: Er hatte wie Gerbert und Bernardo das Elixirium vitae gefunden!
    Von meinen Gefühlen überwältigt hielt ich eine Phiole mit dem kostbaren al-Iksir in der Hand. Diese unscheinbare klare Flüssigkeit war das Ziel meiner Forschungen und Experimente!
    Er bot mir ein Fläschchen an, eine Dosis Unsterblichkeit, aber ich lehnte es ab. Ich verstand, warum er es mir geben wollte, aber ich suchte nicht nur l’immortalité, sondern la gloire immortelle. Oder, wie Nicolas Flamel erkannte, nicht nur das Glück, sondern auch einen Grund, glücklich sein zu können. Zu dürfen.
    »Ihr werdet es schaffen«, versprach mir Maître Nicolas nachsichtig lächelnd über meine Entschlossenheit. »Ihr werdet das Elixirium finden, c’est certain .«
    »Wieso seid Ihr so sicher, Maître?«, fragte ich, als ich ihm die Phiole zurückreichte.
    »Wenn ich Euch sage ›Ihr habt den Montparnasse bestiegen, als Ihr die Stufen der Sorbonne hinaufgestiegen seid‹, lacht Ihr mich aus.«
    »Ich lache auch, ohne dass Ihr mir solchen Unsinn sagt«, neckte ich Maître Nicolas.
    »Da ist es wieder – wenn Ihr lächelt! Ihr habt dieses geheimnisvolle Funkeln in Euren Augen. Ihr nehmt nichts an, was nicht aus Euch selbst kommt, was Ihr nicht selbst erschaffen habt. Ihr haltet die Unsterblichkeit in Händen und gebt mir doch das Elixirium zurück. Ihr wollt es selbst finden! Ihr habt Spaß an der alchemistischen Arbeit und Ihr empfindet Lust, die Arkana, die Gott in der Sprache der Naturgesetze chiffriert hat, zu entschlüsseln! Ihr werdet Euch nicht darauf beschränken, explosive Pulver zu mischen, um bunte Feuerwerksraketen in den Himmel zu schießen, oder Gold zu finden. Ihr wisst genau, dass die Unsterblichkeit nur ein Traum ist. Das al-Iksir verlängert das Leben, indem es die vitalen Funktionen anregt, aber es macht nicht unsterblich. Es führt uns Eingeweihte zurück in die Einheit, in die Ewigkeit, in die Gegenwart Gottes.
    Ihr, Cosimo, wollt alles oder nichts. Das Stadium des ›Nichts‹ habt Ihr mit der Calcinatio bereits hinter Euch gelassen. Die Hälfte des Weges, der ausgetretene Pfad der Alchemisten, die Gold suchen, liegt hinter Euch, und der steile Anstieg in die einsamen Höhen wirklicher Kunst beginnt. Nun experimentiert Ihr mit dem ›Alles‹.«

    Jeden Tag, den Seine Majestät mich warten ließ, wurde ich fröhlicher. Charles konnte mich nicht sofort nach meiner Ankunft in Paris empfangen und mir damit eingestehen, wie dringend er mich brauchte. Je mehr er mich demütigen wollte, desto weniger demütig wurde ich. Mit einer geradezu selbstverleugnenden Geduld ertrug ich die Launen des dreiundzwanzigjährigen Königs.
    Wenn er Neapel erobern wollte: von mir aus! Letztlich war es gleichgültig, ob nun die Spanier oder Franzosen in Neapel regierten – es blieb eine Fremdherrschaft in Italien. Wenn er nach Neapel ziehen wollte, um sich die Krone zu holen: bitte schön! Das war einzig seine selbstherrliche Entscheidung, die weder ich noch Erzbischof Briçonnet ihm während unserer fast zweistündigen Audienz ausreden konnten.
    Der einzige Grund, diesen unsinnigen Feldzug abzublasen, wären meine Bedingungen gewesen – »Quelle impertinence!« , wie Briçonnet meine unverschämten Forderungen und meine Unnachgiebigkeit nach der Audienz mit einem verbissenen Lächeln würdigte –, aber die schreckten Seine Majestät nicht: Er musste sich auf dem Thron von Frankreich halten. Guillaume Briçonnet wollte unbedingt der nächste Papst werden. Und ich war zu allem entschlossen, um die Regierung der Medici in Florenz zu erhalten. Das war ich Lorenzo schuldig.
    Mit Cesares Schlachtruf auf den Lippen ergriff ich die Hand des Königs von Frankreich, als dieser der Welt seine Absicht verkündete, nach Italien zu marschieren: »Alles oder nichts!«

    Von Lionetto, der mit mir in Paris weilte, erfuhr ich, dass wenige Wochen zuvor König Ferrante von Neapel gestorben war. Während sich Herzog Alfonso in Neapel auf seine Krönung vorbereitete, schickte Charles eine Delegation nach Rom, um die Krone für sich zu fordern. Für den Fall, dass Papst Alexander hierzu nicht bereit sein sollte, drohte Charles mit einem Konzil zur Absetzung des durch Simonie an die Macht gekommenen Rodrigo Borgia. Die Festung von Ostia soll unter dem lauten Lachen von

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