Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
unsinnige Tat zu amüsieren, legte Cesare den Arm um die Schultern und flüsterte ihm wohl ein paar Worte ins Ohr. Der Herzog lachte höflich über den Scherz des Königs und sagte etwas, was Louis erheiterte. Die beiden scheinen sich ja prächtig zu verstehen!, dachte ich beunruhigt. Dann verpasste der König dem herabgestürzten Kopf einen verächtlichen Tritt und verschwand mit seinem Gefolge in Richtung der Empfangssäle des herzoglichen Palastes.
Giuliano della Rovere trat zu Cesare und redete auf ihn ein. Der Herzog von Valence schüttelte den Kopf und winkte ab. Er deutete auf den zerschmetterten Kopf und antwortete dem Kardinal mit Worten, die dem offensichtlich nicht gefielen. Giulianos resignierte Gesten schienen zu sagen: Tu doch, was du willst! Aber wundere dich nicht, wenn mit dir am Ende dasselbe geschieht.
Wenn ich doch nur verstehen könnte, was die beiden sich hinter Louis’ Rücken zu sagen hatten! Aber allein die Tatsache, dass sie sich etwas zu sagen hatten, war schon interessant …
Cesare hatte eine Bewegung hinter den Fenstern des herzoglichen Palastes wahrgenommen und sah zu mir empor. Ich trat einen Schritt zurück, um nicht entdeckt zu werden. Nach einem langen Blick in meine Richtung verließ Cesare mit dem Kardinal den Hof und trat durch das Tor in den Palast.
Er hatte sich bei Giuliano untergehakt und war in eine Unterhaltung mit ihm vertieft, als sie langsam die Treppe heraufkamen. »… aber im Augenblick hat Louis die Macht, ob es uns gefällt oder nicht. Er kann Italien erobern, wenn er will. Er hat die Befehlsgewalt über das größte Heer in Europa. Wir sollten diese Macht für uns und unsere Ziele nutzen«, erklärte Cesare. »Wir haben lange genug gewartet …«
Ich erwartete die beiden in meinem schönsten Brokatkleid und mit dem Diamantschmuck, den Ludovico mir vor Jahren geschenkt hatte, auf der obersten Stufe der Treppe zum Audienzsaal.
Cesare sah mich zuerst, blieb verdutzt stehen, als ich ihm nicht entgegenging, dann fing er sich. »Caterina! Verteidigst du das Castello Sforzesco allein gegen die Eroberer?«, rief er fröhlich.
»Wenn es sein muss«, gab ich schlagfertig zurück.
Cesare ließ den Kardinal stehen und stürmte die Treppe hinauf. Dann riss er mich in seine Arme und küsste mich leidenschaftlich. »Caterina, mi amor «, flüsterte er. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, als ich Ludovicos Ultimatum erhielt. Geht es dir gut?«
»Wenn ich wieder Luft zum Atmen bekomme, wird es mir gleich noch viel besser gehen«, ächzte ich und entwand mich seinen Armen. Ich hatte das Mieder schmerzhaft eng geschnürt, denn ich wollte an diesem Tag besonders verführerisch aussehen. Ich trug das schwere Kleid, das meine weiblichen Reize hervorhob, obwohl mir ein Hemd und bequeme Hosen lieber gewesen wären. Ich hasste Ludovicos Diamanten, aber ich trug sie. Für ihn! Nur damit er erkannte, was er verloren hatte.
Ich ließ Cesare stehen und begrüßte Giuliano della Rovere mit einem strahlenden Lächeln. Der Kardinal ergriff meine Hand und küsste sie mit einem amüsierten Augenfunkeln. Er hatte die Spannungen zwischen mir und Cesare bemerkt und gedachte offensichtlich, die Situation hemmungslos auszunutzen. »Wie schön, Euch wiederzusehen, ma chère «, flüsterte er gerade so laut, dass Cesare seine Worte verstehen konnte, zog mich an sich und gab mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange.
Cesare starrte mich an, als traute er seinen Augen nicht.
Ich konnte nicht anders, ich war viel zu wütend auf ihn, um die Gelegenheit, ihn zu ärgern, ungenutzt verstreichen zu lassen. »Giuliano, die Freude ist ganz auf meiner Seite«, versicherte ich dem Kardinal und erwiderte seinen Kuss.
Cesare packte mich am Arm und zog mich mit sich fort. Er war misstrauisch gegenüber Giuliano und zornig über die Demütigung, die ich ihm zugefügt hatte, als ich den Kardinal freundlicher begrüßte als ihn.
»Du tust mir weh!«, fauchte ich.
Cesare schob mich in Ludovicos Audienzraum und schloss die Tür mit einem gezielten Tritt. Giuliano blieb hinter uns zurück. »Tu so etwas nie wieder!«, brüllte er mich an wie ein Tiger, dem die Beute weggenommen wird.
»Was soll ich nie wieder tun?«, schrie ich in derselben Lautstärke zurück. »Mit einem anderen Menschen als meinem Herrn und Gebieter sprechen? Hast du den Verstand verloren, als Louis dich zum Herzog machte, Euer Exzellenz? Oder hast du ihn in deiner Hochzeitsnacht mit Charlotte verloren, Monsieur d’Albret ?«
Im
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