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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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können!
    »Nein, Caterina!«, erwiderte er leise, beschwichtigend. »Louis will dich kennen lernen. Er deutete an, er hätte schon viel von dir, la belle Cathérine, gehört. Dein Auftritt heute Morgen hat ihm imponiert.«
    »So, hat er das?«, fragte ich scharf. »Er muss sich vortrefflich amüsiert haben, wenn er ausgerechnet dich zu mir schickt. Sag deinem König, dass ich nicht kommen werde, um mich erneut demütigen zu lassen.«
    »Ich verstehe, dass du wütend bist …«, begann er.
    »Dein Verständnis und dein Mitgefühl sind mir nichts mehr wert!«, schrie ich ihn an. »Verschone mich also mit derartigen Belanglosigkeiten!«
    »Würdest du eine Entschuldigung auch für bedeutungslos halten?«, fragte er leise. War das Reue in seiner Stimme?
    »Nein.«
    »Ich entschuldige mich für mein Verhalten. Es tut mir Leid, was ich dir angetan habe.« Als ich nicht reagierte und ihn nur weiter zornig anfunkelte, fiel er auf die Knie und ergriff meine Hände. »Caterina, vergibst du mir?«
    »Nein.«
    Er war ehrlich überrascht. »Aber du hast gesagt, eine Entschuldigung …«
    »Du verwechselst deine Entschuldigung deines demütigenden Verhaltens mit meiner Vergebung deiner Absicht, mich mit Gewalt deinem Willen zu unterwerfen. Das ist ein himmelweiter Unterschied!«, fuhr ich ihn an. »Was du getan hast, kann weder entschuldigt noch vergeben werden. Du hast es getan, und damit hast du mich verloren!«
    Er erhob sich und starrte auf mich herunter. Seine Augen funkelten. Vor Zorn oder vor Enttäuschung über meine Unnachgiebigkeit?
    »Du irrst, mi amor «, sagte er schließlich, als er sich wieder unter Kontrolle hatte. »Du verkennst mich und die gefährliche Lage, in der du dich befindest. Du bist meine Gefangene, und ich werde dich mit nach Rom nehmen. Wenn es sein muss, ohne deine Vergebung und gegen deinen Willen.«
    »Dir Widerstand zu leisten wird mir ein Vergnügen sein.«
    »Ich werde deinen stolzen Eigensinn brechen«, versprach er mir. »Beim Abendessen oder im Bett, ganz nach Belieben.«

    Obwohl ich seinem Wunsch entsprach und mit einem strahlenden Lächeln zum Bankett Seiner Majestät erschien, verdarb ich Cesare an diesem Abend gründlich die Laune.
    Louis hatte mich gebeten, neben ihm an der Tafel Platz zu nehmen. Der König war Mitte dreißig, hoch gewachsen, athletisch schlank und überraschend gut aussehend. Sein Cousin Charles hatte ihm von mir erzählt, und nun wollte er mich kennen lernen. Er nannte mich ma chère cousine und behandelte mich überaus zuvorkommend. Das peinliche Verhalten des Herzogs von Valence an diesem Morgen war ihm sichtlich unangenehm. Er vermied es, Cesare während des achtzehngängigen Diners anzusprechen oder auch nur eines Blickes zu würdigen. Cesare warf mir immer wieder wütende Blicke zu, weil ich mich im Gespräch mit Seiner Allerchristlichsten Majestät offensichtlich exzellent amüsierte. Mein Französisch war mehr als rostig, aber Louis sah es mir nach und wechselte bald aus Höflichkeit in die lateinische Sprache.
    Das einzige Gesprächsthema des Abends war die Frage, welche Wirkung die Annexion Mailands durch Louis und die ständige Anwesenheit eines französischen Heeres unter dem Kommando seines Condottiere Gian Giacomo Trivulzio auf Italien hatte. Die Stimmung während des hervorragenden Essens war gelöst, fast heiter in Erinnerung an den kampflosen Sieg über Ludovico il Moro, aber die Angst und das Misstrauen der anwesenden Herrscher und Heerführer war spürbar. Dass der König Cesare an diesem Abend mit Nichtachtung strafte, ließ Francesco Gonzaga und Ercole d’Este aufatmen, hatten sie doch zuvor argwöhnisch die Ehrungen und Freundschaftsbekundungen bemerkt, mit denen Louis den Sohn des Papstes vor allen anderen Fürsten auszeichnete. Jeder wusste von Alexanders Wunsch, in Italien ein Herzogtum für Cesare zu schaffen, um ihn als künftigen Bannerträger der Kirche in seiner Nähe zu wissen, und jeder ahnte, dass es bei einem Herzogtum nicht bleiben würde. Denn zu oft hatte Alexander von einer Einigung Italiens gesprochen. Unter der Herrschaft des Papstes.
    Ich fragte mich, wann der naive und ganz auf den Herzog von Valence vertrauende Louis herausfand, dass ein König Cesare von Italien nicht das war, was er eigentlich wünschte, angesichts seiner eigenen Pläne einer französischen Herrschaft in Mailand und Neapel. Ein erneuter Krieg wäre unvermeidlich.
    Während ich nach dem Essen mit Louis tanzte und er artig mit mir flirtete, versuchte

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