Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
neckten uns und begannen von neuem, uns aneinander zu entzünden, bis wir im Feuer der Lust lichterloh brannten.
Wir waren wie besessen voneinander. Und fasziniert von der Vorstellung, den anderen zähmen zu können. Was für eine irrsinnige Idee!
»Du bist unersättlich«, seufzte Cesare, als er sich ermattet in die Kissen fallen ließ. Wir hatten uns im Morgengrauen zum dritten Mal geliebt. Dieses Mal hatte ich ihn verführt.
»Ich dachte, du hättest deinen Spaß gehabt«, sagte ich frech und wickelte mich in das seidene Bettlaken.
Er murmelte etwas in das Kopfkissen, in dem er sein Gesicht vergraben hatte. Ich drehte mich auf den Bauch, stopfte ein Kissen unter meine Arme und strich ihm über das Haar. »Wann wirst du mit Lorenzo sprechen?«
Er wandte sich um und sah mich verdutzt an. »Wieso sollte ich mit ihm reden?«
»Aber du musst mit ihm sprechen, wenn du um meine Hand anhältst«, protestierte ich nachdrücklich.
»Um deine Hand …? Caterina, ich kann dich nicht heiraten! Ich bin Bischof von Pamplona …« Er wirkte ziemlich verwirrt, als ich zu lachen begann. »Das war ein Scherz, nicht wahr?«
»Ich würde dich nie heiraten«, lachte ich. »Bischof von Pamplona? Ein Herzog oder ein Kardinal – das ist angemessen für eine Medici! Dich spanischen Verführer kenne ich ja nicht einmal.«
»Und ich dachte, wir hätten uns heute Nacht sehr gut kennen gelernt«, neckte er mich und küsste mich.
»Und doch weiß ich gar nichts von dir, Cesare.«
Er drehte sich auf den Rücken und schob ein Kissen unter seinen Kopf. Dann räkelte er sich seufzend. »Die Borgia sind eine uralte Familie. Wo soll ich anfangen?«
»Die Genesis kannst du auslassen«, gestand ich ihm gnädig zu.
» ¡Muchas gracias! Wir Borgia stammen von König Ramiro ab, dem ersten Herrscher von Aragón, der vor vierhundert Jahren in Borja regierte. Unser spanischer Name lautet de Borja, und wir dienten den Aragón als Gefolgsleute. Die de Borja befreiten Valencia von den Mauren und wurden zu Caballeros de la Conquista ernannt. Als Lehen erhielten sie Jativa und Gandía und Landbesitz in der Nähe von Valencia.«
»De Borja«, neckte ich ihn. »Das klingt würdevoll!«
»Eigentlich heiße ich César de Borja. Mein Vater nennt mich hin und wieder so, wenn wir Spanisch sprechen. Mein Bruder Juan glaubt mich zu provozieren, wenn er mich Julio César nennt.«
»Aber es ärgert dich nicht?«
»Nein, Julius Caesar ist mein Idol. Er war ein Eroberer, wie meine Vorfahren. Auch er brach von Spanien auf, um Rom zu erobern – wie mein Großonkel Alonso de Borja: Papst Calixtus III .
Alonsos Neffe Rodrigo Borgia wurde 1455, am Tag von Calixtus’ Papstkrönung, Erzbischof von Valencia und Kardinal und übernahm so das Amt und die damit verbundenen Einkünfte seines Onkels. Zwei Jahre später war er Vizekanzler der Kirche und behielt dieses Amt auch unter den folgenden Päpsten Pius II ., Paulus II ., Sixtus IV . und Innozenz VIII . Wenn mein Vater Papst wird, werde ich Erzbischof von Valencia und Kardinal.«
»Und damit ist deine Karriere als Sohn deines unheiligen Vaters vorgezeichnet.«
Cesare schwieg eine Weile, als müsste er sich seines kometenhaften Aufstiegs in den vatikanischen Himmel erst bewusst werden. »Ich war noch nicht ganz sieben Jahre alt, als Papst Sixtus mich auf Drängen seines Vizekanzlers zum Apostolischen Protonotar ernannte«, erzählte er. »Ich wurde Kanoniker der Kathedrale von Valencia, dem Bistum meines Vaters, Erzdiakon von Jativa, Rector von Gandía, und Papst Innozenz ernannte mich zum Schatzmeister von Cartagena, wo mein Vater Bischof war. Darauf folgten ansehnliche Ämter in den Kathedralen von Mallorca, Tarragona und Lerida.
Vor drei Jahren schickte mein Vater mich zum Studium der Rechtswissenschaften an die Universität von Perugia, wo ich zwei Jahre blieb. Letztes Jahr kam ich an die Sapienza von Pisa, um mein Studium der Theologie und des Kanonischen Rechts zu absolvieren. Am Tag meiner Investitur zum Bischof von Pamplona legte ich mein Examen ab.«
»Ich nehme an, mit summa cum laude ?«
»Ich lebe nach dem Wort: Alles oder nichts!«
»Dann bist du jetzt Doktor? Ich verneige mich in Ehrfurcht! Und warum bist du noch hier in Pisa und nicht in Rom, um bei Papst Innozenz deine Heiligsprechung voranzutreiben?«, fragte ich mit gespieltem Erstaunen.
Cesare lachte herzlich. »Ich bin nicht heilig, Caterina! Wenn ich nach Rom zurückgehe, wird mein Vater mich herumkommandieren. Hier in Pisa kann ich
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